Rheinische Post Hilden

Hommage an eine starke Frau

Die Stadt hat ein Bild der Künstlerin Razeea Lindner angekauft. Es schmückt das Büro der Gleichstel­lungsbeauf­tragten Kirsten Max.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN Seit knapp einem Jahr ist Kirsten Max die neue Gleichstel­lungsbeauf­tragte der Stadt. Die 52-Jährige bezieht gerade ihr neues Büro (klein) im Bürgerhaus Mittelstra­ße 40 und war auf der Suche nach einem passenden Bild. Da konnte Sandra Abend von Kulturamt helfen: „Die Stadt hat gerade ein Gemälde der internatio­nal tätigen Konzeptkün­stlerin Razeea Lindner für die Städtische Kunstsamml­ung angekauft. Es zeigt in verschiede­nen Szenen die französisc­he Schriftste­llerin und Philosophi­n Simone de Beauvoir an der Seite ihres Mannes Jean-Paul Sartre.“

Kirsten Max ist begeistert: „Eine starke Frau – das passt doch hervorrage­nd zu einer Gleichstel­lungsbeauf­tragten.“Und für die Hildenerin Razeea Lindner ist es eine

„Intellektu­alität kann sehr anziehend und sexy sein. Das ist ein wirklich interessan­tes Phänomen“

Razeea Lindner Künstlerin

Ehre, an prominente­r Stelle mit einer ihrer Arbeiten vertreten zu sein.

Lindners Gemäde ist vielschich­tig. Ihr geht es um die Anerkennun­g einer starken Frau, die lange im Schatten des Romanciers, Dramatiker­s und Philosophe­n JeanPaul Satre stand. Er gilt als einer der Hauptvertr­eter des Existenzia­lismus. Simone des Beauvoirs schrieb 1949 „Das andere Geschlecht“. Das Buch machte sie zur bekanntest­en Intellektu­ellen Frankreich­s und ihr Werk zur Bibel des Feminismus. „Man kommt nicht als Frau zur Welt, man wird zur Frau gemacht“, ist einer ihrer berühmten Sätze. Die Beziehung der beiden war – vorsichtig ausgedrück­t – nicht einfach. Sie hat ihn ihr ganzes Leben gesiezt, er hatte zahlreiche Liebschaft­en neben ihr und führte eine „offene Beziehung“. Sartre war alles andere als ein „schöner Mann“. „Das zeigt, wie sexy Intellektu­alität sein kann“, meint Razeea Lindner und deutet ein Lächeln an: „Das ist ein interessan­tes Phänomen.“

Und spontan fallen ihr Marie Colinet und Wilhelm Fabry ein. Er gilt als berühmtest­er Hildener und Begründer

der modernen Chirurgie. Und sie kennen die meisten nur als seine Frau. Dabei war sie die berühmtest­e Hebamme der Schweiz und eine ebenso innovative Ärztin wie ihr Mann. Sie hat beispielsw­eise die Methode erfunden, einen Stahlsplit­ter mit Hilfe eines Magneten aus dem Auge zu entfernen.

Im Oktober stellt Razeea Lindner mit zwei anderen Künstlern in Paris aus. Es geht um „Kreolität“. Lindner ist auf Mauritius geboren und aufgewachs­en. Der Inselstaat im Südwesten des Indischen Ozeans hat eine multiethni­sche Bevölkerun­g.

Etwa zwei Drittel der Einwohner haben indische Vorfahren. „Das waren häufig Kulis, etwas bessere Sklaven“, weiß die Künstlerin. Knapp ein Drittel sind Kreolen: Ehemalige Sklaven aus Afrika und Madagaskar, die sich mit anderen Gruppen, vor allem Europäern, vermischt haben. Ureinwohne­r gibt es nicht, da Mauritius vor der Kolonialis­ierung unbewohnt war und nur gelegentli­ch von arabischen Seefahrern besucht wurde. „Mauritius ist ein richtiger Melting Pot (Schmelztie­gel)“, meint die Künstlerin.

Sie hat in Großbritan­nien und

Frankreich gelebt und studiert. Und ist jetzt schon seit mehr als 20 Jahren im rheinische­n Hilden zu Hause. Ihre Familie geht schon seit vielen Jahren gerne ins „Marlin“in der Bismarck-Passage essen. Koch Jean Claude Shamlaye stammt nicht aus Mauritius, sondern von den Seychellen und ist ein Meister der kreolische­n Küche (Cajun). „Aber das Essen und auch die Sprache haben viel Ähnlichkei­t“, erzählt Razeea Lindner. Der frühere Hotelmanag­er lernte seine deutsche Frau Gabriele Shamlaye vor 40 Jahren auf den Seychellen kennen und lieben.

 ?? FOTO: C. SCHMIDT ?? Die Stadt hat das Bild „Simone des Beauvoir, die Freidenker­in“von Razeea Lindner (l.) neu angekauft. Es hängt jetzt im Büro von Gleichstel­lungsbeauf­tragter Kirsten Max (r.) im Bürgerhaus Mittelstra­ße 40.
FOTO: C. SCHMIDT Die Stadt hat das Bild „Simone des Beauvoir, die Freidenker­in“von Razeea Lindner (l.) neu angekauft. Es hängt jetzt im Büro von Gleichstel­lungsbeauf­tragter Kirsten Max (r.) im Bürgerhaus Mittelstra­ße 40.

Newspapers in German

Newspapers from Germany