Wenige Gewinner, viele Verlierer
Fortunas Pokal-Aus beim Viertligisten 1. FC Saarbrücken war nicht irgendeine Niederlage. Die Folgen des Desasters sind noch gar nicht in vollem Ausmaß abzusehen. Zur Tagesordnung darf man jetzt keinesfalls übergehen.
Die peinliche Pokalblamage von Völklingen hat Spuren hinterlassen. Nicht allein wegen Fortunas Niederlage gegen einen Viertligisten, die für sich allein genommen schon schlimm genug gewesen wäre. Auch der Umgang mit dem 7:8 nach Elfmeterschießen beim 1. FC Saarbrücken lässt Schlimmes befürchten, denn mit Ausnahme von Torhüter Florian Kastenmeier schienen Spieler und Offizielle nicht wirklich begriffen zu haben, welch immensen Flurschaden sie da ausgerechnet vor dem wichtigen Bundesligaspiel in Mainz (Sonntag, 18 Uhr) angerichtet hatten. So gab es nur sehr wenige Gewinner, aber viele Verlierer.
Gewinner...
...in diesem Pokal-Viertelfinale
war zunächst einmal jeder Düsseldorfer Profi, der nicht auf dem Platz stand. Festzumachen ist das jedoch in erster Linie an Andre Hoffmann. Ohne ihren zentralen Mann ist Fortunas Abwehr, wie am Dienstag gesehen, instabil, denn der Viertligist hatte sogar die Chance auf weitere Treffer.
...ist auch Torhüter Florian Kastenmeier.
Weil er zwei Elfmeter parierte, den Ausgleich in letzter Minute per Kopf vorbereitete und anschließend als Einziger klare Worte zur indiskutablen Leistung der Mannschaft fand.
...darf sich zudem Kelvin Ofori nennen.
Zwar gelang dem 18-Jährigen längst nicht alles, doch war ihm der unbedingte Wille, das Spiel zu drehen, jederzeit anzumerken.
Verlierer...
...gibt es in der Mannschaft zwar viele,
doch vor allem sind die vermeintlichen Leistungsträger zu nennen. Ganz besonders gilt das für Kevin
Stöger. Sicher nicht, weil er im Elfmeterschießen mit seinem Versuch an Torhüter Daniel Batz und am Pfosten scheiterte; da ist keinem Spieler ein Vorwurf zu machen, da schon Mut dazugehört, überhaupt zum Punkt zu treten. Stöger war jedoch bis jetzt noch nicht bereit, mit Fortuna über eine Verlängerung seines im Sommer auslaufenden Vertrags zu verhandeln, sprach im Januar offen über sein Ziel, in der Champions League zu spielen. Wer solche Ansprüche äußert, sollte besser in ganz wichtigen Spielen nicht solche unterirdischen Vorstellungen abliefern wie der Österreicher über 120 Minuten in Völklingen.
...ist auch Rouwen Hennings,
dessen Rekordserie, in fünf aufeinanderfolgenden Pokalspielen getroffen zu haben, am Dienstag riss. Das kann natürlich passieren – nur sollte man dann eine Mannschafts-Darbietung wie gegen Saarbrücken hinterher nicht auch noch zu relativieren versuchen („Ich glaube nicht, dass wir mit einer zu laschen Einstellung an die Sache herangegangen sind“).
...sind aber nicht nur Personen.
In diese Kategorie gehört auch ein abstrakter Begriff, der in Fortunas kritischer Lage von entscheidender Wichtigkeit ist: Das Vertrauen der Anhänger in die Mannschaft
und die sportliche Leitung. Dieses ist in Völklingen stark beschädigt worden, weil die Spieler nicht nur äußerst schwach gespielt haben, sondern auch nicht die nötige Selbstkritik an den Tag legten. Weil Sportvorstand Lutz Pfannenstiel nur Plattitüden von sich gab. Weil Trainer Uwe Rösler konditionelle Mängel andeutete; aber diese können ja kaum der Grund für die desaströse erste Spielhälfte gewesen sein.
Nicht zuletzt auch, dass die Profis sich – mit Ausnahme von Kastenmeier – wegduckten, sich nicht den Fragen in der Interviewzone stellten. Noch schlimmer war allerdings, dass sich nur ein kleines Häuflein, vom Torhüter und vom Trainer angeführt, nach Spielende in Richtung Gästeblock aufmachte, um sich zu entschuldigen. Dazu machte dieses Häuflein auch noch kehrt, als maximal 50 Zuschauer gegen den Zaun traten und „Stinkefinger“zeigten. Die große Mehrheit stand tieftraurig da und fand keinen Trost durch die Spieler. Fortuna gab ein ganz schwaches Bild ab, und das ist mit Blick auf den Saisonendspurt, in dem der Erfolg nur mit vereinten Kräften möglich sein kann, sehr gefährlich.