Leben im Kreis Heinsberg steht still
Schulen und Kitas sind seit Wochen zu, für viele Eltern ist das problematisch.
KREIS HEINSBERG „Es geht an die Nerven. Die Kinder sind verunsichert. Sie verstehen die Situation nicht“, sagt Julia Müller (Name geändert) aus Erkelenz-Lövenich. Sie hat zwei Töchter, eine geht in den Kindergarten, die andere in die Schule. Seit zwei Wochen sind sie zu Hause, und Müller muss jeden Tag überlegen, wer aufpassen kann. Gemeinsam mit anderen Eltern organisiert sie sich. Seit Karneval sind die Schulen und Kitas im Kreis Heinsberg wegen der Ausbreitung des Coronavirus geschlossen. Stand jetzt bis zum 15. März.
Das gesamte öffentliche Leben ist zum Erliegen gekommen. Auch Schwimmbäder und Büchereien im Kreis sind geschlossen, Kreisverwaltung und Rathäuser eingeschränkt geöffnet. Und auch der Spielbetrieb der Fußballvereine ist betroffen. Der Fußballverband Mittelrhein und der Fußballkreis Heinsberg haben bis auf Weiteres alle Spiele im Kreis abgesagt.
Auch für den neunjährigen Clemens Lensch aus Erkelenz ist die aktuelle Situation frustrierend. Er wollte am 28. Februar seinen Geburtstag feiern: „Mit elf Freunden wollte ich in einer Halle Fußball spielen, dann aber kam das Coronavirus.“Seine Eltern sagten die Feier vorsorglich ab. Wenn die Kinder nicht in der Schule zusammentreffen dürfen, sollten sie das auch nicht beim Sport. Der Neunjährige „fand das blöd“, obwohl er verstehe, dass man sich „in der Krise“nicht treffen solle.
Clemens ist aber nicht der einzige, der auf seine Feier verzichten muss. Der Indoor-Spielplatz Alpimaro in Wegberg hat bis einschließlich 13. März geschlossen. Mehr als zehn Kindergeburtstage fallen aus. „Wir halten uns an die Empfehlungen, da wir nicht wollen, dass die Kinder sich anstecken“, heißt es von dem Unternehmen. Auch der Kindertrödelmarkt
vergangene Woche mit 100 Ständen wurde abgesagt.
In den meisten Unternehmen im Kreis läuft die Arbeit hingegen mehr oder weniger wie gewohnt weiter. „Zu Beginn hat unser Monteur im Kundendienst erstmal weniger Termine wahrgenommen“, sagt Alexander Fuchs von Ingo Gormanns Haustechnik. Jetzt sei aber alles wieder normal. Der Monteur müsse sich nur regelmäßig die Hände desinfizieren und auf Schutzkleidung achten. Für Werner Pachel ist die Lage sogar gut fürs Geschäft. Seine IT-Firma aus Wassenberg profitiert davon, dass Firmen verstärkt Lösungen für Heimarbeit ihrer Mitarbeiter anfordern.