Rheinische Post Hilden

Leben im Kreis Heinsberg steht still

Schulen und Kitas sind seit Wochen zu, für viele Eltern ist das problemati­sch.

- VON ÖZGE KABUKCU, ANDREAS SPEEN UND CAROLIN STRECKMANN

KREIS HEINSBERG „Es geht an die Nerven. Die Kinder sind verunsiche­rt. Sie verstehen die Situation nicht“, sagt Julia Müller (Name geändert) aus Erkelenz-Lövenich. Sie hat zwei Töchter, eine geht in den Kindergart­en, die andere in die Schule. Seit zwei Wochen sind sie zu Hause, und Müller muss jeden Tag überlegen, wer aufpassen kann. Gemeinsam mit anderen Eltern organisier­t sie sich. Seit Karneval sind die Schulen und Kitas im Kreis Heinsberg wegen der Ausbreitun­g des Coronaviru­s geschlosse­n. Stand jetzt bis zum 15. März.

Das gesamte öffentlich­e Leben ist zum Erliegen gekommen. Auch Schwimmbäd­er und Büchereien im Kreis sind geschlosse­n, Kreisverwa­ltung und Rathäuser eingeschrä­nkt geöffnet. Und auch der Spielbetri­eb der Fußballver­eine ist betroffen. Der Fußballver­band Mittelrhei­n und der Fußballkre­is Heinsberg haben bis auf Weiteres alle Spiele im Kreis abgesagt.

Auch für den neunjährig­en Clemens Lensch aus Erkelenz ist die aktuelle Situation frustriere­nd. Er wollte am 28. Februar seinen Geburtstag feiern: „Mit elf Freunden wollte ich in einer Halle Fußball spielen, dann aber kam das Coronaviru­s.“Seine Eltern sagten die Feier vorsorglic­h ab. Wenn die Kinder nicht in der Schule zusammentr­effen dürfen, sollten sie das auch nicht beim Sport. Der Neunjährig­e „fand das blöd“, obwohl er verstehe, dass man sich „in der Krise“nicht treffen solle.

Clemens ist aber nicht der einzige, der auf seine Feier verzichten muss. Der Indoor-Spielplatz Alpimaro in Wegberg hat bis einschließ­lich 13. März geschlosse­n. Mehr als zehn Kindergebu­rtstage fallen aus. „Wir halten uns an die Empfehlung­en, da wir nicht wollen, dass die Kinder sich anstecken“, heißt es von dem Unternehme­n. Auch der Kindertröd­elmarkt

vergangene Woche mit 100 Ständen wurde abgesagt.

In den meisten Unternehme­n im Kreis läuft die Arbeit hingegen mehr oder weniger wie gewohnt weiter. „Zu Beginn hat unser Monteur im Kundendien­st erstmal weniger Termine wahrgenomm­en“, sagt Alexander Fuchs von Ingo Gormanns Haustechni­k. Jetzt sei aber alles wieder normal. Der Monteur müsse sich nur regelmäßig die Hände desinfizie­ren und auf Schutzklei­dung achten. Für Werner Pachel ist die Lage sogar gut fürs Geschäft. Seine IT-Firma aus Wassenberg profitiert davon, dass Firmen verstärkt Lösungen für Heimarbeit ihrer Mitarbeite­r anfordern.

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FOTO: ALPIMARO Der Indoor-Spielplatz Alpimaro in Wegberg ist derzeit geschlosse­n.

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