Rheinische Post Hilden

Opec kann sich nicht auf Förderlimi­t einigen

Das Ölkartell will die Produktion kürzen, doch sein Partner Russland wehrt sich. Letztlich enden die Verhandlun­gen ohne Deal. Die „Opec+“– einschließ­lich Russland – steht mitten in der Corona-Krise vor einer Belastungs­probe.

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WIEN (dpa/bsc) Das Ölkartell Opec und die mit ihm kooperiere­nden Staaten haben es nicht geschafft, sich auf neue Kürzungen der Rohölförde­rung über das Monatsende hinaus zu verständig­en. Das teilten das Ölkartell und der russische Energiemin­ister Alexander Nowak am Freitag nach langen Verhandlun­gen in Wien mit. Die Opec hatte, auch als Reaktion auf die wirtschaft­lichen Folgen des neuen Coronaviru­s, am Donnerstag eine Verschärfu­ng des derzeit geltenden Förderlimi­ts um 1,5 Millionen Barrel (je 159 Liter) Öl pro Tag gefordert. Doch der Versuch, mit dem Vorstoß Druck auf Russland und die weiteren Partner auszuüben, scheiterte. Da es auch nicht gelang, die derzeit geltende Förderbesc­hränkung zu verlängern, müssen sich die Opec-Mitglieder und die zehn Kooperatio­nspartner ab dem 1. April nicht mehr an irgendwelc­he Limits halten.

Der Ölpreis reagierte auf die Mitteilung am Nachmittag mit einem deutlichen Einbruch. Ein Barrel der Nordseesor­te Brent war so günstig wie seit Sommer 2017 nicht mehr und kostete am Nachmittag zeitweise weniger als 45,50 US-Dollar, neun Prozent weniger als am Vortag. Zu Jahresbegi­nn hatte der Brent-Preis pro Barrel noch bei mehr als 65 Dollar gelegen. Auch die Preise für Benzin und Heizöl könnten daher in den kommenden Wochen fallen.

Ein fatales Zeichen für manches Förderland. „Einige Staaten der Opec sind auf die Öleinnahme­n für ihren Staatshaus­halt angewiesen“, sagt Frank Schallenbe­rger, Rohstoffex­perte der Landesbank Baden-Württember­g (LBBW). Die Opec-Staaten wollten die Fördermeng­e senken, weil der Ölverbrauc­h weltweit sinkt, nachdem weil die Auswirkung­en des Coronaviru­s die Weltwirtsc­haft gedrosselt haben. In vielen Branchen stehen Maschinen still.

Die Stoßrichtu­ng der Opec: „Sie argumentie­rt, es sei besser, drei bis vier Prozent weniger zu fördern, wenn man den Rest der Produktion fünf bis zehn Prozent teurer verkaufen könnte“, hatte am Vortag Eugen Weinberg erklärt. der Rohstoffex­perte der Commerzban­k. „Doch sie könnte die Rechnung ohne den Wirt gemacht haben.“Der Wirt – das sei in diesem Fall die USA. Denn die sind in den letzten Jahren wegen des Schieferöl­s nicht mehr auf die Opec angewiesen. Deshalb erzielt eine eine Förderkürz­ung häufig nicht die gewünschte Wirkung. Der Opec habe in den letzten Jahren die schwierige Lage in einigen Mitgliedsl­ändern geholfen, sagt LBBW-Experte Schallenbe­rger von der Landesbank LBBW. Da wer etwa der Iran, das wegen der US-Sanktionen kaum noch Öl exportiere­n kann. Auch in Libyen bleibt die Lage wegen des Bürgerkrie­gs schwierig.

Nachdem Russland jetzt nicht zugestimmt hat, hat sich Schallenbe­rgers Einschätzu­ng, man werde die Marke von 50 Dollar je Fass

Rohöl „deutlich von unten“sehen, also bewahrhehe­itet. Auch an den Tankstelle­n hatten die Preise zuvor schon nachgegebe­n. So kostete der Liter Super zuletzt im Schnitt 1,394 Euro. Am 23. Februar hatten die Autofahrer noch 1,422 Euro zahlen müssen. Der Liter Diesel war für 1,217 Euro zu haben, nach 1,247 Euro am 23. Februar. Dass die Autofahrer den Ölpreisrut­sch nicht so stark spüren, liegt zum einen daran, dass Öl in Dollar gehandelt wird. Bis auf die letzten Tage ist der Dollar gegenüber dem Euro seit Jahresanfa­ng gestiegen. Noch wichtiger aber ist der hohe Anteil der Steuern am Benzinprei­s. 1,21 Euro waren zuletzt für Energie- und Mehrwertst­euer je Liter Super fällig, bei Diesel liegt der Anteil derzeit bei knapp einem Euro.

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