Rheinische Post Hilden

Kaufen statt Mieten lohnt nur bei langem Atem

Die Preise für Immobilien haben weiter angezogen. Bedeutet dies, dass Interessen­ten jetzt zu spät kommen?

- VON REINHARD KOWALEWSKY

DÜSSELDORF Bürger, die vor fünf Jahren eine Immobilie im Rheinland gekauft haben, sind fein raus:Die Preise sind in vielen Orten um mehr als die Hälfte gestiegen, die steigenden Mieten in Düsseldorf, Köln, Bonn oder in den Speckgürte­ln dieser Städte können diesen Menschen egal sein. „Eigentümer leben in guten Zeiten“, sagt Wulff Aengevelt, Makler aus Düsseldorf, „ihre Häuser und Wohnungen sind immer mehr wert und die Umschuldun­g alter Kredite wird die monatliche Belastung um viele Euro senken.“

Die Frage ist aber, ob auch jetzige Mieter riskieren können, eine Immobilie zu erwerben oder ob sie den Zug verpasst haben. In den sieben wichtigste­n Metropolen Deutschlan­ds (München Berlin, Hamburg, Frankfurt, Köln, Düsseldorf und Stuttgart) rät die Bundesbank zur Vorsicht: Die Preise für Immobilien seien dort so deutlich gestiegen, dass von einer Blase gesprochen werden müsse. Deutliche Rückschläg­e drohen.

Eine andere Rechnung macht Michael Voigtlände­r auf, Immobilien­experte beim Institut der Deutschen Wirtschaft: „Auf lange Sicht

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Das ist die größte Hürde in meinem Leben und das könnte mir helfen: Die eine größte Hürde gab und gibt es nicht. Es sind vielmehr die alltäglich­en kleinen Herausford­erungen, die es zu meistern gilt, zum Beispiel administra­tive Tätigkeite­n und immer mehr bürokratis­che und gesetzlich­e Vorschrift­en, die Zeit kosten. Eine größere Herausford­erung für unsere Gesellscha­ft ist für mich immer noch die Frage, wie wir diverser werden können. Ich würde mir wünschen, dass es in Gesellscha­ft und Politik dafür nachhaltig­ere Strategien gibt. Was Abhilfe schaffen könnte? Mehr Diversität in Führungspo­sitionen. Ohne Leuchttürm­e wird es nicht gehen. Aber ich bin guter Dinge, dass uns die Zeit helfen wird: Der demografis­che Wandel und die Digitalisi­erung sorgen vermutlich schneller für mehr Diversität als so manche gesetzlich­e Regelung.

Dafür hätte ich gerne mehr Zeit: Oh, da fällt mir so vieles ein. Beispielsw­eise interessie­re ich mich privat sehr für Arthouse-Filme und Fotografie, weshalb der Besuch der Ausstellun­g “Women on street” von Peter Lindbergh und Garry Winogrand ist der Immobilien­kauf in vielen NRW-Städten wie Düsseldorf, Köln, Bonn und Aachen weiter sinnvoll.“Der entscheide­nde Punkt seien die auf teilweise unter ein Prozent gesunkenen Zinsen: „Wenn man die reinen Zinsen für einen Immobilien­kauf zu den Nebenkoste­n addiert, ist das häufig günstiger als viele Mietwohnun­gen. Wenn man bei der Immobilie dann eine weitere Wertsteige­rung annimmt, ist das auf Dauer ein gutes Geschäft.“

Vor einem Kauf muss genau kalkuliert werden.

Erstens müssen Käufer sich vor Mondpreise­n schützen: Wenn eine Immobilie das 20-fache der mit ihr erzielbare­n Kaltmiete kostet, ist das relativ günstig, ab dem 25-fachen relativ teuer. Laut Bundesbank liegen Köln und Düsseldorf bei Eigentumsw­ohnungen aber schon bei mehr als dem 30-fachen der Mieteinnah­men, im Umland ist es nicht ganz so schlimm. „Man muss sehr aufpassen, sich nicht zu überheben“, sagt Aengevelt, „viele Familien suchen sehr lange, bis sie etwas finden.“

Zweitens muss die monatliche Belastung realistisc­h kalkuliert werden. Immobilien­besitzer sollten jedes Jahr rund 1,5 Prozent des Preises zurücklege­n, um für Reparature­n wie ein neues Dach gewappnet

im NRW-Forum fest eingeplant ist. Dann stapeln sich bei mir zuhause mittlerwei­le acht Biografien auf dem Nachttisch, die ich irgendwann auch einmal zu Ende lesen möchte. Und natürlich freue ich mich immer sehr über Zeit mit Familie und engen Freunden. Manchmal wünsche ich mir auch schlicht noch mehr Zeit für meine Mandanten. Als Arbeitsrec­htlerin kümmere ich mich bei Kunden um den Bereich, der das Rückgrat jedes erfolgreic­hen Unternehme­ns bildet: den Personalbe­reich. Mitarbeite­r sind Hand, Herz und Hirn eines Unternehme­ns und das wird sich auch in Zeiten der digitalen Transforma­tion nicht ändern.

Darauf bin ich besonders stolz:

Als erstes auf meine berufliche Entwicklun­g zur Partnerin, in dem doch noch immer männlich dominierte­n Berufsfeld einer Wirtschaft­skanzlei. Zum zweiten bin ich auf „Women & Energy – das energiegel­adene Frauennetz­werk“stolz, das es seit zehn Jahren gibt. Es war das erste branchensp­ezifische Frauennetz­werk für Mandantinn­en bei PwC. Zuguterlet­zt bin ich auf mein bundesweit­es interdiszi­plinäres Team stolz. zu sein. Das belastet Mieter nicht. Die Käufer sollten in der Lage sein, neben Zinsen und Rücklagen eine hohe Tilgung von zwei, drei oder am besten vier Prozent im Jahr stemmen zu können. „Bei einer Tilgung von drei Prozent zahle ich zwar mehr als viele Mieter“, sagt Voigtlände­r, „aber dann ist der Kredit in zehn Jahren auch um mehr als 30 Prozent geschrumpf­t.“Er ergänzt: „Dann ist es weniger problemati­sch, falls bei der Anschlussf­inanzierun­g ein höherer Zinssatz fällig wäre.“Aengevelt rät, einen Teil des Kredites für 20 Jahre festzulege­n:

Erwerber sollten rund ein Fünftel des Preises aus eigenen Mitteln mitbringen, um die Kaufnebenk­osten wie Notar, Grunderwer­bssteuer und möglicherw­eise Makler zu bezahlen und um sich günstige Bankkondit­ionen zu sichern. „Oft helfen Eltern oder Großeltern, dieses Eigenkapit­al aufzubring­en“, sagt Roger Bendler von der Essener Maklerfirm­a Van der Meulen.

Interessen­ten müssen auch ihre individuel­le Lage analysiere­n.

„Wer von einem bestehende­n Mietvertra­g profitiert, für den lohnt sich eine Immobilie viel weniger als für Leute, die einen teuren neuen Vertrag unterschre­iben“, sagt Thomas Abraham vom Bonner Forschungs­unternehme­n Empirica. Außerdem habe es oft Vorteile, in der Umgebung zu bleiben statt nur wegen des Traums eines Eigenheims von der Stadt aufs Land zu ziehen.“

Für altgedient­e Mitarbeite­r ist ein Immobilien­kauf oft weniger riskant als für Berufseins­teiger. Der Grund: Wer relativ wahrschein­lich am Ort bleibt, profitiert von anzunehmen­der langfristi­ger Wertsteige­rung. Wer dagegen möglicherw­eise nach nur drei Jahren verkauft, weil ein besserer Job woanders lockt, kann Verluste erleiden. „Rückschläg­e sind denkbar“sagt Abraham. Insbesonde­re sei dann schwer, die bei zehn Prozent des Preises liegenden Kaufnebenk­osten wie die Grunderwer­bssteuer wieder einzuspiel­en.

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