Rheinische Post Hilden

Zwei Borussias, zwei Welten

Sportlich treffen sich die Teams aus Mönchengla­dbach und Dortmund auf Augenhöhe, bei den wirtschaft­lichen Verhältnis­sen ist das anders.

- VON KARSTEN KELLERMANN UND SEBASTIAN HOCHRAINER

MÖNCHENGLA­DBACH Für den Sportartik­elherstell­er Puma ist das Bundesliga-Topspiel am Samstag ein Fest. Seine liebsten deutschen Klienten, die Borussias aus Mönchengla­dbach und Dortmund, treffen sich im Gladbacher Borussia-Park zum sportliche­n Wettstreit auf höchster Ebene. Der Vierte fordert den Dritten heraus, getrennt sind die Kontrahent­en nur durch zwei Punkte. Dortmund hat 48, Gladbach 46, aber ein Spiel weniger. Da darf man von Augenhöhe sprechen.

In diesem Spiel, das trotz der Coronaviru­s-Situation im nahen Kreis Heinsberg stattfinde­t, werden einige der Akteure den neuen Fußballsch­uh des Unternehme­ns aus Herzogenau­rach tragen. Der sieht aus, als habe ihn die PR-Abteilung der Dortmunder Fußball AG designt: Schwarz und Gelb sind seine Farben. Die Spieler, die an der dazugehöri­gen Werbekampa­gne teilnehmen, sehen aus, als würden sie Werbung laufen für den westfälisc­hen Klub. Auch die, die für Gladbach spielen. „Wir haben uns gewundert, als wir die Schuhe ausgepackt haben“, sagte Gladbachs Jonas Hofmann, der früher für Dortmund spielte, unserer Redaktion. Schwarz-Weiß-Grüne Modelle gibt es nicht.

Es ist eine Episode am Rande. Doch illustrier­t sie die Größenverh­ältnisse zwischen den Klubs: Dortmund ist dominant. Gern definieren Gladbachs-Fans den BVB als die „kleine“Borussia, doch die Wahrheit ist, dass das lange her ist. Das bestätigte nun auch Gladbachs Manager Max Eberl, als er seinen Klub als das „gallische Dort“beschrieb, das sich den Großen der Liga, dem FC Bayern, RB Leipzig und eben Borussia Dortmund entgegenst­ellt.

Doch anzunehmen, dass man die Konkurrenz irgendwann einholt, beschreibt Eberl als Illusion. Während sich die Gladbacher in den vergangene­n Jahren nach zwei Zweitliga-Episoden erst mal konsolidie­rt haben, „haben sich die anderen Vereine so viel Fett angefresse­n, dass wir diesen finanziell­en Vorsprung nie mehr aufholen können“. Zahlen belegen Eberls These. Sie zeigen: zwei Borussias, zwei Welten.

Das ist die größte Hürde in meinem Leben und das könnte mir helfen: Auch wenn ich von mir behaupten würde, kein Mensch zu sein, der in Mitleid sich selbst und anderen gegenüber versinkt, glaube ich, dass meine größte, persönlich­e Hürde der Umgang mit den Folgen meines Sportunfal­ls ist. 2001 entstand als Folge eines Sturzes mit dem Kopf gegen eine Eisenstang­e eine unheilbare und progredien­te Muskel-Erkrankung, die sich unter anderem in fortschrei­tenden Lähmungen, massiven Krämpfen und Schmerzen äußert. War anfangs nur das rechte Bein betroffen, weitete sich die Lähmung im Lauf der Jahre immer weiter aus und bis Ende 2019 war ich vom zweiten Brustwirbe­l abwärts gelähmt, hatte 60 Operatione­n und aufgrund fehlender Durchblutu­ng zwei Amputation­en, zunächst Oberschenk­el-Amputation rechts und schließlic­h Hüft-Amputation rechts sowie eine zehnjährig­e komplette Bettlägeri­gkeit von 2006 bis 2016 hinter mir. Nachdem ich dann endlich wieder für mehrere Stunden am Stück im Rollstuhl sitzen konnte, war ich überglückl­ich, wieder am gesellscha­ftlichen Leben teilhaben zu können. Ich habe meinen Führersche­in auf Handgas erworben, das heißt, allein mit den Händen ist es mir möglich, Auto zu fahren. Ich habe mir einen Mini-Job gesucht und, nachdem ich Mathematik und Sport studiert hatte, begonnen, Nachhilfe in Mathe zu geben, was ich leidenscha­ftlich gern mache.

Gladbach setzte 2019 170 Millionen Euro um, der BVB 489 Millionen. Spitzenwer­t der börsennoti­erten Dortmunder sind 539 Millionen Euro (2018), der der Gladbacher waren die 195 Millionen Euro (2016).

Ausrüster Puma zahlt dem BVB nach der Vertragsve­rlängerung bis 2028 30 Millionen Euro pro Saison, Gladbach kriegt acht Millionen.

Der Kaderwert des BVB wird vom Portal transferma­rkt.de auf 647

Nicht zuletzt habe ich 2017 zu einer anderen Sportart gefunden, dem Para-Tischtenni­s. Dieser Sport macht mir außerorden­tlich viel Spaß und ihn betreibe ich mehrmals wöchentlic­h. Ich trainiere regelmäßig im Landes-Leistungs-Kader BRSNW im Deutschen Tischtenni­s-Zentrum in Düsseldorf, zu dem ich eine einfache Wegstrecke von 80 Kilometer zurücklege­n muss. Aber für diesen Sport, der mir nicht nur Freude bereitet, sondern auch Kraft gibt, nehme ich das gern in Kauf.

Dafür hätte ich gerne mehr Zeit:

Bei mir geht es nur sekundär um mehr Zeit. Primär fehlt mir oft die Kraft für die vielfältig­sten Dinge. Ich

Millionen Euro taxiert, Gladbach hat sich immerhin auf 312 Millionen Euro gesteigert. Als Dortmunds wertvollst­er Spieler ist da Jadon Sancho (120 Millionen Euro Marktwert) ausgewiese­n, der von Gladbach ist Denis Zakaria (45 Millionen Euro).

Die Gladbacher haben vor dieser Saison die Rekordsumm­e von 39,5 Millionen Euro in neue Spieler investiert, Dortmund kaufte für 148,5 Millionen ein, darin inkludiert

würde gern alles auf einmal machen und auch aufgrund der langen Bettlägeri­gkeit am liebsten alles nachholen. Aber aufgrund meiner Erkrankung reicht meine Kraft für all diese Dinge nicht aus, sei es, noch mehr Sport zu machen, mich viel mehr mit meinen Freunden und Herzensmen­sch zu treffen, zu lesen, auf Veranstalt­ungen zu gehen. Ich muss öfter Ruhepausen einlegen, um mich wieder zu erholen. Und somit fehlt mir dann letztlich die Zeit für all diese Dinge.

Darauf bin ich in meinem Leben besonders stolz:

Der Ausdruck, stolz auf etwas zu sein, geht mir nicht so leicht über die Lippen. Wenngleich ich natürlich weiß, dass das Bewusstsei­n über eine Errungensc­haft, einen Erfolg, ganz wichtig ist. Aber wenn man das Wort Stolz mit einem Gefühl einer großen Zufriedenh­eit mit sich selbst gleichsetz­en und sagen kann, dass stolz auf sich zu sein, zu sich selbst stehen bedeutet, dann fällt es mir wesentlich leichter, Dinge zu benennen. Ich bin stolz darauf, dass ich gelernt habe, nach meinem Unfall, der dazu geführt hat, dass ich das Leben nun völlig anders leben muss, umzudenken. Ich bin stolz darauf, dass ich mich nicht habe unterkrieg­en lassen in all den Jahren und nicht in Selbstmitl­eid versinke. Und wenn man es schafft, nicht den Blick zurück, sondern nach vorn zu richten, gibt es noch so vieles, was einem Freude bereitet und wofür es sich zu kämpfen lohnt. sind die wichtigen Winterzugä­nge Erling Haaland (20 Millionen Euro) und Emre Can (Leihe). Gladbach verzichtet­e darauf nachzulege­n.

Beim Social-Media-Portal Instagram, das für die Vereine eine wichtige Außendarst­ellungspla­ttform ist, hat die westfälisc­he Borussia 9,9 Millionen Follower, Gladbach kommt auf 470.000.

Die zahlenmäßi­ge Überlegenh­eit des BVB drückt sich anscheinen­d auch auf dem Platz aus: Die letzten neun Liga-Spiele gewann er. Doch will Eberl das so nicht stehen lassen. „Ich würde nicht sagen, dass das Kräfteverh­ältnis auch in der Tabelle 9:0 ist, sportlich waren wir in den vergangene­n Jahren nicht allzu weit vom BVB entfernt“, sagt der Manager und erinnert an einige knappe und unnötige Niederlage­n. Gewinnt Gladbach nun sein Heimspiel, würde es an Dortmund vorbeizieh­en. „Dass wir sie überholen können, zeigt, dass wir eine sehr gute Saison spielen“, sagt Eberl.

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FOTO: DPA Größere Borussia, kleine Borussia? Dortmunds Julian Brandt überragt seines Gladbacher Gegenspiel­ers Jonas Hofmann in dieser Szene eindeutig.
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