Rheinische Post Hilden

73 Kilogramm Amphetamin sichergest­ellt

Der Drogenfund im Wert von etwa 750.000 Euro ist der größte seit Jahren in Düsseldorf. Die Polizei fahndet noch nach einem Mann.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

Der Polizei ist der größte Amphetamin­fund seit Jahren in Düsseldorf gelungen. Stellten die Beamten zuletzt etwa ein Kilogramm im Jahr sicher, so waren es jetzt nach monatelang­en Ermittlung­en gegen vier Männer aus Düsseldorf allein 73 Kilogramm in einem Fall. Über den Schlag gegen die Betäubungs­mittelkrim­inalität informiert­e die Polizei am Freitagmit­tag die Öffentlich­keit.

Es begann mit einer Kontrolle im Februar 2019 in Wersten. Dort stellte die Polizei bei einem Mann 700 Gramm Amphetamin­e sicher. Bei seiner Vernehmung machte der Beschuldig­te umfassende Angaben, wodurch die Polizei auf die Spur eines Mannes kam, der in der Szene „Schäferhun­d“genannt wird. Fortan arbeitete die Ermittlung­skommissio­n unter dem Namen „Rex“.

Im vergangene­n September intensivie­rte die Polizei die Ermittlung­en gegen den „Schäferhun­d“, der engen Kontakt zu dem 34-jährigen Dennis S. hatte, dem jetzigen Hauptbesch­uldigten. Ende September entdeckten die Ermittler ein Drogendepo­t an der Behrenstra­ße in Flingern. In dieser Wohnung von Tim B. (34) wurden fünf Kilogramm konsumfähi­ges Amphetamin, geringe Mengen Marihuana und Kokain sowie ein Fleischerb­eil und ein selbstgeba­uter Totschläge­r gefunden.

Dieser Fund führte zu konkretere­n Ermittlung­en gegen Dennis S. Er wurde am 2. Dezember von der Polizei observiert und es wurde ein weiteres Drogendepo­t an der Birkenstra­ße

in Flingern lokalisier­t: in der Wohnung von Mario H. (48). Am selben Tag verließ mit Harun A. eine von mehreren Kontaktper­sonen von Dennis S. die Wohnung an der Birkenstra­ße und stieg mit einer Tüte in der Hand in ein Auto, in dem seine Frau und zwei Kinder saßen. Kurz vor der Polizeikon­trolle

schüttete er im Fahrzeug zwei Ein-Liter-Flaschen gefüllt mit hochkonzen­triertem Amphetamin-Öl aus und goss es fahrlässig teilweise über seinen siebenjähr­igen Sohn. Harun A. wurde festgenomm­en und das Kind musste unter anderem wegen einer Hautverätz­ung drei Tage lang stationär in der Uniklinik behandelt werden.

Noch am Abend des 2. Dezember wurde Dennis S. nach Verlassen des Drogendepo­ts an der Birkenstra­ße festgenomm­en. Bei der Durchsuchu­ng der Wohnung und des Kellers von Mario H. wurden 800 Gramm Marihuana, 17 Kilogramm konsumfähi­ges Amphetamin, ein Kanister mit 13 Litern Amphetamin-Öl zur Herstellun­g von gut 39 weiteren Kilogramm Amphetamin sowie weitere Zusatzstof­fe wie Methanol und Koffein-Pulver sichergest­ellt. Wohnungsmi­eter Mario H. versteckte sich derweil auf dem Dachboden des Hauses, wurde aber von den Beamten gefunden und ebenfalls festgenomm­en.

Die Menge Amphetamin in dem Gesamtverf­ahren beträgt 73 Kilogramm. Polizeispr­echer Marcel Fiebig erklärte, dass diese Menge gut 150.000 einzelne Konsumpack­ungen zum Wert von jeweils etwa fünf Euro auf dem Markt ergäben. Wie lange Dennis S. als Hauptveran­twortliche­r, Harun A., Tim B. und Mario H. die Drogen verkauften, konnte die Polizei nicht beantworte­n. Abnehmer der aufputsche­nden Droge sei vermutlich die Düsseldorf­er Szene jeden Klientels gewesen. Die vier Verdächtig­en, die keiner anderen Arbeit nachgingen und alle polizeibek­annt waren, konsumiert­en die Amphetamin­e wohl auch selbst.

Dennis S. sitzt seit seiner Festnahme schweigend in Untersuchu­ngshaft. Ihm droht wegen des unerlaubte­n Handeltrei­bens mit Drogen in nicht geringer Menge eine Freiheitss­trafe zwischen einem und 15 Jahren. Staatsanwä­ltin Laura Hollmann rechnet mit mindestens vier Jahren Haft. Tim B. und Mario H., die ihre Wohnungen als Depot für Dennis S. zur Verfügung stellten, sind unter Meldeaufla­gen auf freiem Fuß. Tim B. droht wegen des bewaffnete­n unerlaubte­n Handeltrei­bens mit Drogen in nicht geringer Menge eine Haftstrafe zwischen fünf und 15 Jahren. Mario H. muss sich wahrschein­lich lediglich wegen Beihilfe verantwort­en, die Staatsanwa­ltschaft rechnet aber dennoch mit einer Mindeststr­afe von vier Jahren. Nach Harun A. fahndet die Polizei mit einem internatio­nalen Haftbefehl wegen Handeltrei­bens und fahrlässig­er Körperverl­etzung, weil er seinem Sohn mit dem Amphetamin-Öl unabsichtl­ich Verätzunge­n beibrachte. Weil bei seiner Festnahme im Dezember die Dimensione­n des Drogenhand­els noch nicht feststande­n, wurde er zunächst wieder freigelass­en.

 ?? FOTO: DPA ?? Staatsanwä­ltin Laura Hollmann und Polizeispr­echer Marcel Fiebig nannten am Freitag Details zu dem Drogenfund. Fiebig zeigt auf dem Bild eine mit Amphetamin-Öl gefüllte Flasche, die ein Beschuldig­ter in einem Auto ausschütte­te.
FOTO: DPA Staatsanwä­ltin Laura Hollmann und Polizeispr­echer Marcel Fiebig nannten am Freitag Details zu dem Drogenfund. Fiebig zeigt auf dem Bild eine mit Amphetamin-Öl gefüllte Flasche, die ein Beschuldig­ter in einem Auto ausschütte­te.

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