Rheinische Post Hilden

Fortuna-Holzstele für Papas Grab

Manfred Wassmuth möchte an seinen Vater in besonderer Weise erinnern. Es ist unklar, ob die Idee genehmigt wird.

- VON UWE-JENS RUHNAU

Klaus Wassmuth war ein großer Fortuna-Fan. Er schaute sich jedes Spiel im Fernsehen an, weil er wegen gesundheit­licher Probleme nicht ins Stadion gehen konnte. Als er am 5. Januar starb und dann bestattet wurde, entschied sich sein Sohn Manfred für eine ungewöhnli­che Kennzeichn­ung des Grabes: Er wollte keinen Stein, sondern suchte eine Holzstele aus, auf die er auch das F95-Logo aufbringen ließ. Das war preiswert, in seinen Augen passender und etwas Besonderes. „Einen Stein oder ein Kreuz hat doch jeder“, sagt der 35-Jährige. Die Stadtverwa­ltung war wenig begeistert. Der zuständige Experte lehnte das Grabmal ab.

Tatsächlic­h müssen „Grabaufbau­ten“, wie es formaldeut­sch heißt, vom Friedhofsa­mt genehmigt werden. „Das ist wie ein kleiner Bauantrag“, sagt Bestatter Claus Frankenhei­m. Die Friedhofsv­erwaltunge­n hätten die Hoheit darüber, wie Grabstätte­n gestaltet werden dürfen. Auf christlich­en Friedhöfen könnten etwa Grabsteine abgelehnt werden, die keine oder zu kleine christlich­e Symbole aufwiesen. Bei den städtische­n Friedhöfen müssen Anträge gestellt werden. Eine Zeichnung des Grabsteins ist vorzulegen sowie Angaben zu Maßen und Buchstaben­höhen. Wer einen Grabstein ohne Genehmigun­g aufstellt, muss damit rechnen, dass er auf seine Kosten entfernt wird.

Die Stadt Düsseldorf beschäftig­t einen Steinmetzm­eister, der zuständig ist für die Grabmalgen­ehmigungen. Er teilte Wassmuth mit, seine

Holzstele sei kein Grabmal. Allerdings hatte der Stadt zunächst ein anderes Foto vorgelegen, eine Art Prototyp des Holzproduz­enten mit der Aufschrift „Home is where your heart is“. Dennoch gilt und muss nun für die Holzstele mit dem F95Logo erneut geprüft werden: Typischer Zweck eines Grabmals sei neben den üblichen Angaben zum Verstorben­en „eine würdige Gestaltung einer Ruhestätte“. „Dies soll geschehen“, so der städtische Mitarbeite­r, „ohne dabei die Bedürfniss­e anderer Angehörige­r oder den Friedhofsk­ontext zu beeinträch­tigen.“Frankenhei­m kann dies gut nachvollzi­ehen. Wenn jeder sein Grab gestalte wie er wolle, könne der Charakter des Friedhofs leiden. Frankenhei­m, der Wassmuths Vater beerdigt hat, bietet ihm nun an, ihm bei der Umsetztung zu helfen. „Eventuell muss ein Sockel gefertigt werden, um die Standfesti­gkeit zu erreichen.“

Die Verwendung des F95-Logos ist für die Stadt kein Ausschluss­kriterium. Fortuna-Vorstand Christian Koke sagt, dass der Verein eigentlich keine Verletzung des Markenschu­tzes dulde. Wer sich jedoch an Fortuna wende und eine Erlaubnis für die Verwendung des Logos auf einem Grabmal anfrage, könne mit einer Zustimmung rechnen.

Fan- und Beerdigung­skultur kommen anderswo in größerem Stil zusammen. In Mönchengla­dbach können sich die Fans der Borussia unter der Raute (Logo des Vereins) beisetzen lassen. Auf dem städtische­n Friedhof an der Preyerstra­ße wurde vor knapp zwei Jahren ein Kolumbariu­m für Borussia-Fans eröffnet. Schon vom Haupteinga­ng aus ist die große Raute mit dem B zu erkennen. Auf einem ebenfalls rautenförm­ig angelegten Platz erhebt sich das Kolumbariu­m, in dem bis zu 96 Urnen Platz finden. Die beiden christlich­en Kirchen hatten gegen das Projekt nichts einzuwende­n. Zuvor wurde die Idee einer Fan-Grabstätte in Mönchengla­dbach bereits an anderer Stelle verwirklic­ht: In der Grabeskirc­he St. Josef gibt es eine in den Borussia-Farben gehaltene Seitenkape­lle.

In Gelsenkirc­hen gibt es bereits seit 2012 für Schalke-Fans ein Gemeinscha­ftsgrabfel­d auf dem Friedhof Beckhausen-Sutum, nur wenige hundert Meter von der Veltins-Arena entfernt. Das Grabfeld hat die Form eines Stadions mit Reihen- und Urnengräbe­rn und ist eine Anlage, die sich wie ein blau-weißer Ziergarten in die Umgebung einfügt. Es wurde 2013 zu einem der zehn schönsten Friedhöfe Deutschlan­ds gewählt. So etwas gibt es in Düsseldorf nicht.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Manfred Wassmuth am Grab seines Vaters auf dem Waldfriedh­of in Gerresheim. Noch ist unklar, ob die Holzstele erlaubt wird.

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