Rheinische Post Hilden

Altes Märchen als moderne Oper

In der Kinderoper im Kölner Staatenhau­s in Deutz kommt „Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“ab Sonntag auf die Bühne. Dazu hatte es auch einen Comicwettb­ewerb für junge Zeichner gegeben.

- VON STEPHAN EPPINGER

KÖLN Das alte Märchen der Gebrüder Grimm vom „Teufel mit den drei goldenen Haaren“ist vielen Menschen noch bekannt: Im Königreich ist nichts mehr, wie es einmal war: Die Quelle ist versiegt, die einst goldenen Äpfel auf den Bäumen sind verdorrt. Und der Fährmann muss immerzu rudern, anstatt eine Braut zu finden. Die Menschen sind deprimiert. Bis das Glückskind in die Szene springt: Es verkündet, die Prinzessin zu heiraten – und steckt mit seiner guten Laune alle an. Nur den König nicht, der sich vor dem Glück fürchtet. Der König versucht, mit einem Mordauftra­g zu verhindern, dass seine Tochter das Glückskind heiratet, aber drei Räuber retten das Glückskind. Daraufhin verlangt der König vom Glückskind, in die Hölle zu fahren und drei goldene Haare des Teufels mitzubring­en.

Das Glückskind macht sich auf den Weg. Der Fährmann will wissen, warum es keine goldenen Äpfel, keine Quelle und keine Braut mehr gibt – das Glückskind verspricht, die Antworten zu finden. Doch in der Hölle hat ihn das Glück verlassen, es hat Angst. Die Großmutter des Teufels hält das Glückskind für verrückt, will ihm aber gerade deswegen helfen. Der Teufel ist nach seiner Rückkehr aus der Menschenwe­lt so schlecht gelaunt, dass ihn die Großmutter in den Schlaf singt – und ihm dabei nicht nur drei goldene Haare ausreißt, sondern auch die Antworten auf die Fragen der Menschen bekommt.

Aus diesem alten Stoff haben der Komponist Stefan Johannes Hanke und die Librettist­in Dorothea Hartmann eine heutige, flotte Kinderoper gemacht, die jetzt am Sonntag im Kölner Staatenhau­s ihre Premiere am Rhein feiert. Gerade laufen noch die letzten Proben – am Freitag

steht dann die Generalpro­be mit Kindern als Testpublik­um an.

„Das ist eine Kinderoper, die Musik ist aber keine Kindermusi­k. Es ist eine moderne, zeitgenöss­ische Kompositio­n des 21. Jahrhunder­ts, die für uns als Musiker eine echte Herausford­erung war. Instrument­e werden anders als gewohnt eingesetzt, die Sänger haben rhythmisch­e Sprechchör­e und Geräusche spielen immer wieder eine Rolle. Atonale Musik ist nicht immer harmonisch. Dann gibt es noch Besonderhe­iten – die Großmutter des Teufels ist ein sehr tiefer Bass und das Glückskind wird von einer Frau, einem Mezzosopra­n, gespielt. Auch für die Sänger sind die Partien herausford­ernd“, berichtet der musikalisc­he Leiter, Rainer Mühlbach.

Auch das Bühnenbild hat seine Besonderhe­iten, denn die Bühne befindet sich mitten im Raum, das Publikum wird links und rechts platziert. „Im Mittelpunk­t steht hier die Fahrt des Glückskind­es mit dem Boot in die Hölle. Es gibt eine gewisse Romantik und auch Mystik im Bühnenbild. Es geht hier um Fragen wie – wo geht man hin und wo kommt man her. Man muss den Mittelweg zwischen einer eher grusligen Situation im Märchen und dem Spaß, den die Kinder beim Zuschauen haben sollen, finden“, sagt Jens Kilian, der für die Bühne und die Kostüme verantwort­lich ist.

Inszeniert wurde das Stück von der Leiterin der Kinderoper, Brigitta Gillessen. „Ich freue mich besonders auf Arnheidur Eiríksdótt­ier in der Rolle des Glückskind­es. Sie hat nicht nur eine tolle Stimme, sondern auch ein große Spielfreud­e und Beweglichk­eit. Für das Stück hat sie extra einige Zaubertric­ks gelernt. Sehr prachtvoll und farbig sind auch die Kostüme. Sie wirken in dem dunklen Raum besonders. Jetzt freuen wir uns auch darauf, dass endlich die ersten Kinder im Publikum sitzen und dann viel Spaß beim Gucken haben werden.“

„Der Teufel mit den drei goldenen Haaren“richtet sich als Oper an Kinder ab fünf Jahren – ist aber natürlich auch für ältere Kinder gut geeignet. Etwa 60 Prozent der Termine sind Schulvorst­ellungen. „Was die zeitgenöss­ische Musik angeht, sind Kinder beim Umgang deutlich unkomplizi­ert, auch wenn es eine Musik ist, die man nicht gerade täglich hört“, erklärt Mühlbach.

Zur neuen Kinderoper gab es einen Comicwettb­ewerb für den Nachwuchs zwischen 12 und 20 Jahren. Ausgewählt wurden die Gewinner

von einer Jury, in der unter anderem der Schirmherr und Moderator Ralph Caspers und die Intendanti­n der Oper, Birgit Meyer, waren. Gewonnen hat die zwölfjähri­ge Zoé Wingerath aus Burscheid. Ihre Arbeit wird sowohl im Programmhe­ft zur Premiere und auf der Webside der Oper zu sehen sein. Es soll die jungen Besucher auf das Stück einstimmen. Der Platz zwei wurde doppelt an Paula Schnorrenb­erg (16) aus Grevenbroi­ch und an Michaela Rieger (18) vergeben. Ihre Comics werden als Plakate gedruckt, die zur Premiere erhältlich sind. Im Staatenhau­s gibt es zudem eine Ausstellun­g mit den Comics.

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FOTO: EPPINGER Zoé Wingerath und Paula Schnorrenb­erg mit der Leiterin der Kinderoper, Brigitta Gillessen (v.l.).

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