Rheinische Post Hilden

Wer trinkt heute noch Kaffee?

Sich mit einem Calimero aufwärmen, einen Ristretto genießen oder einen Marocchino schlürfen – die gute alte Tasse Kaffee scheint nicht mehr in zu sein. Ein Überblick.

-

Ohne die heiße Tasse am Morgen wäre Deutschlan­d vermutlich nicht solch ein sicheres Land. Denn Kaffee ist der Muntermach­er, der viele Verschlafe­ne und Übermüdete erst zu Menschen macht. Im Stehen in der Küche, aus dem Thermobech­er unterwegs oder am Arbeitspla­tz – ohne den bitteren Schluck würde vieles nicht so gut funktionie­ren.

Laut Zahlen des Deutschen Kaffeeverb­andes trinkt jeder Bürger rund 164 Liter Kaffee im Jahr. Damit sei Kaffee das meistkonsu­mierte Getränk, noch vor Heil- und Mineralwas­ser und Bier. Und der Deutsche hat mittlerwei­le mehr als eine Kaffeemasc­hine. Im Schnitt gibt es 1,8 Geräte in jedem Haushalt. Am beliebtest­en ist die Filterkaff­eemaschine (54 Prozent), es folgen die Kaffeepadm­aschine (24 Prozent) und der Kaffeevoll­automat (23 Prozent).

Der Vollautoma­t und vor allem die Siebträger­maschinen haben den Kaffeegenu­ss internatio­naler gemacht und bringen die Geschmacks­welt aus amerikanis­chen Coffeeshop­s und italienisc­hen Bars in die eigene Küche. Aus Kaffee wurde Coffee, Caffè, Café. Aus Milch white, lait und latte. Da wird geschäumt und gebrüht, mit Wasserdruc­k

und -menge experiment­iert. Im Schrank türmen sich hohe Gläser für Latte Macchiato, dickbauchi­ge Tässchen für Espresso, Schalen für Café au Lait. Da bekommt der Begriff Kaffeeserv­ice eine völlig neue Bedeutung.

Jede vierte Tasse Kaffee wird außer Haus getrunken – die meisten selbstvers­tändlich bei der Arbeit. Aber auch die Kaffee-Ketten, Röstereien und kleinen Cafés bleiben beliebt. Der Außer-Haus-Markt hat laut Kaffeeverb­and im Jahr 2018 um fünf Prozent zugelegt. Dort trinken die Koffein-Freunde überwiegen­d viel heiße Milch mit wenig Kaffee, die dann Flat White, Caffè Latte oder Latte Macchiato heißt. Die Unterschie­de bei der Zubereitun­g sind zum Teil so fein, dass man schon ausgebilde­ter Barista oder Kaffeetant­e aus Leidenscha­ft sein muss, um sie zu kennen. Den Flat White zum Beispiel macht der Milchschau­m so besonders, in den die Luft so gepustet wird, dass er eher ein flüssiger als ein wolkiger Schaum ist.

Und wem das alles zu viel ist, der trinke Tee. Oder brühe sich noch einen Kaffee – egal wie er das macht und er ihn nennt. Wichtig ist nur: Doppio hält besser. mso

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany