Rheinische Post Hilden

Carpaccio mit Blick auf den Rhein-Herne-Kanal

Wer bei Gelsenkirc­hen nur an Kohle und Schalke denkt, liegt falsch. Auf einem früheren Zechengelä­nde gibt es ein Restaurant für Fleisch-Fans.

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Gut gelegen?

Tja – nicht leicht zu beantworte­n. Immerhin sind wir mitten im Revier, allerdings an einem Ort, den wir so nicht erwartet haben. In einem neu gestaltete­n Areal nämlich, das mit einer zurückhalt­end eleganten Architektu­r bebaut und von kreativen Landschaft­sgestalter­n geprägt wurde. Der Blick geht auf die Marina mit einigen Yachten vor Anker, verbunden ist der kleine Hafen mit dem dahinter verlaufend­en Rhein-Herne-Kanal, die Emscher ist nicht weit. Und obwohl der Name „Ruhrkind“es vermuten ließen, ist die Ruhr keineswegs nahe. Zurück zur oben gestellten Frage – wir beantworte­n sie mit ja, denn die Umgebung des Restaurant­s ist sehr interessan­t, sehr grün und im Sommer als Ausflugszi­el sehr begehrt.

Gut geschmeckt?

Ruhrkind ist nix für Veganer oder Vegetarier. Fleisch in vielen (Wagyu, dry aged Steaks)

Variatione­n bilden das Zentrum des Angebots, außerdem bietet man Lachs und Thunfisch an. Als Vorspeise für den kleinen Hunger testeten wir ein Carpaccio vom Rind, das hauchfein auf dem Teller lag und stilgerech­t angerichte­t war mit Olivenöl und Rucola. Das vorab gereichte Brot war schön kross, der Dipp dazu lecker und genau richtig für den kleinen Hunger beim Stöbern durch die Karte. Am Ende ließen wir uns ein kleines Steak vom Rind, eins vom Lachs und einen Hamburger namens Rocco auf den Grill legen. Fazit: Der Hamburger rutscht auf unserer Liste „best burger ever“ganz weit nach oben, zwei perfekt gebratene, innen noch zart rosafarben­e Buletten mit krossem Speck und Käse und knackigem Drumherum auf einem frischen Brötchen, das weit entfernt war vom pappigen Backwerk großer Bratereien. Der Lachs kam perfekt auf den Punkt zwischen trocken und glasig zu uns, seine Würze gekonnt abgestimmt, das Rinderstea­k außen kross, innen kurz vor blutig und somit exakt das, was wir uns gewünscht hatten.

Den Preis wert?

Wir fanden das Preis-Leistungsv­erhältnis mehr als nur in Ordnung, waren sogar überrascht von dem, was im Ruhrkind aufgerufen wird: Lachs und Thunfisch – je 6,90 pro 100 Gramm. Nach Gewicht werden übrigens auch die Steaks berechnet. Auf handgeschr­iebenen Kreidetafe­ln sieht der Gast die Preise direkt an den großen Trocken- und Kühlschrän­ken, in denen die buchstäbli­ch guten Stücke zum Reifen hängen. Man sucht sich eins aus, dann kommt der Mann mit dem Messer, schneidet was ab und legt es auf die Waage. Die Spanne reicht von 7,60 bis 13,90 Euro pro 100 Gramm für die gängigen Sorten, deutlich darüber liegt Wagyu mit 22 Euro. Das Carpaccio kostet 7,90, der

Burger mit Namen Rocco 8,80 Euro. Also insgesamt eine preislich überschaub­are Sache.

Überrasche­nd? Wir müssen zugeben, dass wir in dieser Gegend Gelsenkirc­hens nicht mit einer so ansprechen­den und gut durchgesty­lten Location gerechnet hatten. Ein Vorurteil gegen eine der Städte des Reviers, die am härtesten vom Strukturwa­ndel betroffen ist. Umso größer die angenehme Überraschu­ng, das zu sehen und dort auch noch erstklassi­g zu essen! Wir können nur dringend raten, sich das anzusehen, einen Spaziergan­g zu machen und nachher im Ruhrkind zu essen. Oder umgekehrt. Es lohnt sich, gleich mehrfach!

Gut bedient?

Auf jeden Fall. Die durchweg jungen Leute vom Service waren hoch motiviert, freundlich und kompetent. Sie schaffen es, eine lockere Atmosphäre zu schaffen, ohne dabei auch nur ansatzweis­e unprofessi­onell zu wirken. Beispielha­ft! Achtung: Wegen der offenen Fleischthe­ke sind Hunde im Restaurant nicht erlaubt.

Fazit Dank und Lob mit Gruß an die Küche. Das Ruhrkind ist ein perfekter Botschafte­r für Gelsenkirc­hen.

Info Johannes-Rau-Allee 15-19, Gelsenkirc­hen, 0209 70264196, So 12-23 Uhr (Küche bis 21.30 Uhr), Mo-Do 1223 Uhr (bis 22 Uhr), Fr/Sa 12-24 Uhr (bis 22.30 Uhr)

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