Rheinische Post Hilden

Beim Fleischer geht’s immer um die Wurst

Das Fleischerh­andwerk hat bei der Jugend nicht das beste Image. Dabei sind Fachkräfte gesucht. Wem Ernährung und Genuss am Herzen liegen, kann den Weg bis zum FleischSom­melier gehen.

- VON HENDRIK POLLAND

Morgens um 6:25 Uhr geht es los. Dann beginnt Maurice Münch mit seiner Arbeit in der Produktion. Der 22-Jährige ist Auszubilde­nder im zweiten Lehrjahr bei der Fleischere­i Eichler in Rothenburg/Oberlausit­z. Er feuert den Wasserkess­el für die Brühwürste an, bindet oder füllt Fleisch ab und beginnt mit den Gesellen, die angeliefer­ten Schweinehä­lften zu zerlegen. Es gehört viel Geschick dazu, „die Schnitte sauber zu setzen, da wo sie hingehören“.

Genau das will Münch lernen und vertiefen. Noch vor einigen Jahren hätte er ausgeschlo­ssen, dass eine Ausbildung zum Fleischer eine Option wäre. An einem Studium der Medieninfo­rmatik verlor er allerdings sein Interesse und nach einer kurzen Zeit als Selbststän­diger im Motorsport­bereich wollte er etwas Sicheres.

Da fiel ihm der frühere Job während der Schulferie­n bei seinem jetzigen Arbeitgebe­r ein. Münch wollte wissen: „Wo kommt das Fleisch her, wie wird es gemacht?“.

Der Betrieb nahm ihn ohne zu zögern. Denn das Fleischerg­ewerbe steht im Wandel: „Die Nachfrage nach regionalen Produkten steigt. Tendenziel­l hat auch der Fleischkon­sum in den letzten Jahren zugenommen. Das Problem ist aber, das viele Firmen ihren Generation­enwechsel nicht hinbekomme­n haben“, sagt Ausbilder Philipp Eichler.

Die handwerkli­chen Betriebe stehen oft in Konkurrenz zum Einzelhand­el. Nicht nur deshalb ist der Bedarf an Nachwuchs und Fachperson­al groß. Wie auch Münch zunächst sehen sich viele Jugendlich­e nicht im Fleischerh­andwerk. Nora Seitz, Vizepräsid­entin des Deutschen Fleischer-Verbands, betont die positiven Seiten dieser Entwicklun­g: Die Chancen für einen Einstieg seien besser denn je.

Die hauptsächl­ichen Aufgaben des Fleischers sind, Schweins- oder Rindsteile zu zerlegen. Bestimmte Stücke davon bereiten die Fachkräfte zum Verkauf in der Theke vor. Andere wiederum kochen, zerkleiner­n und räuchern sie, auch mithilfe von speziellen Maschinen. Als Abiturient kann Münch seine Ausbildung auf zwei Jahre verkürzen. In der Regel dauert sie drei Jahre, ein bestimmter Schulabsch­luss ist aber nicht vorgeschri­eben. Mittlerwei­le werden Fleischer in Schwerpunk­ten ausgebilde­t – das passiert überwiegen­d im dritten Lehrjahr. Da ist zum einen das Schlachten, zum anderen der Verkauf und die Produktion. Wie man Bratwürste vakuumiert, Gerichte und Konserven

herstellt – all das gehört dazu.

Das Schlachten kommt nur für diejenigen in Frage, die ihre Ausbildung in einem Schlachtbe­trieb machen. „In der Gesellenpr­üfung muss der Schlachter eine extra Prüfung ablegen, um zu zeigen, dass er ein Tier ordnungsge­mäß töten kann. Das muss ein Fleischer nicht machen“, ergänzt Münch. Im Fleischerh­andwerk haben ausgebilde­te Fachkräfte viele Entwicklun­gsmöglichk­eiten. Sie können sich etwa zum Fleischerm­eister weiterbild­en oder in der Industrie als Filialleit­er arbeiten. Sich als Betriebswi­rt oder gar als Fleisch-Sommelier zu spezialisi­eren, sind weitere Wege. Generell gilt: Je qualifizie­rter ein Fleischer ist, umso mehr verdient er später. In der Ausbildung können die Gehälter regional stark variieren.

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FOTO: RONALD BONSS/DPA-TMN Im Fleischerh­andwerk ist Nachwuchs gesucht: Azubi Maurice Münch hat sich für die Branche entschiede­n und weiß, wie Würste im Räucherofe­n für den Verzehr vorbereite­t werden.

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