Freie Bühnen kämpfen ums Überleben
Die Schließungen im Zuge der Corona-Krise setzen den Düsseldorfer Theatern stark zu. Die Komödie ist schon insolvent. Andere Häuser hoffen, dass bereits gekaufte Karten nicht zurückgegeben werden.
Die Corona-Pandemie stellt die privaten und kleinen Theater auf eine harte Bewährungsprobe. Wenn mit den Besuchern die Einnahmen wegbleiben, wächst mit jedem Tag, an dem nicht gespielt wird, die existenzielle Not. Bei der Komödie hat die aktuelle Lage bereits in die Insolvenz geführt, aber auch die anderen Bühnen kämpfen.
Kom(m)ödchen-Chef Kay Lorentz hatte zu Beginn der Krise zu einem Theatergipfel eingeladen. Daran nahmen unter anderem die Intendanten des Theaters an der Kö, des Savoy, des Marionettentheaters und des Theaters Flin sowie Oberbürgermeister Thomas Geisel und Kulturdezernent Hans-Georg Lohe teil. Heute, zwei Wochen später, spitzt sich die Lage zu. Kay Lorentz hat Kurzarbeitergeld beantragt und bei seinem Vermieter, der Stadt Düsseldorf, um Mietstundung gebeten. „Ich werde mich um die Unterstützung für Kleinbetriebe bemühen“, sagt Lorentz. Ab 21. April bietet er online wieder Tickets zum Verkauf an. Zuschauer, die bereits im Besitz von Karten sind, erhalten Gutscheine für ausgefallene Termine; sie sind drei Jahre gültig – und werden angenommen.
Das ist deswegen von Bedeutung, da jede Karte, die ein Theater nicht zurückerstatten muss, bares Geld bedeutet. „95 Prozent unserer Besucher, die bereits ein Ticket gekauft haben, akzeptieren ein Ausweichdatum“, sagt Philipp Kohlen-Priebe vom Theater Flin. „Aber die restlichen fünf Prozent bringen uns in Schwierigkeiten.“18,50 Euro kostet eine Karte in dem Kleinkunsthaus, dessen Vorstellungen bis Ende April ausverkauft waren. „Es gibt Stammkunden, die erwarten, dass wir binnen drei Tagen das Geld zurückgeben.“Die Situation sei kritisch. „Wir halten das noch einen Monat durch, dann sind wir zahlungsunfähig.“
René Heinersdorff, der neben dem Theater an der Kö auch in Essen und Köln Bühnen betreibt, hat für den Deutschen Bühnenverein einen Fragebogen entwickelt, der einen Überblick über die Kosten einzelner Häuser geben soll, um etwaige Unterstützung passgenau zu ermöglichen. Abgefragt werden etwa Gehälter, Miete und Versicherungen, die das einzelne Theater zahlt. Die Check-Liste hat Heinersdorff auch Düsseldorfer Theatern und Kulturdezernent Hans-Georg Lohe zur Verfügung gestellt, der sagt: „Wir sind noch in der Abstimmung.“
Heinersdorff sieht sein Düsseldorfer Theater erst einmal nicht in Gefahr. „In Köln sind wir allerdings am Anschlag. Die Corona-Krise bringt zutage, wo es auch vorher schon hakte. Das gilt für einige von uns.“Sorgen bereitet ihm die Zeit nach dem 19. April. „Wie sollen wir uns vorbereiten? Dürfen wir proben, wenn wir einen Sicherheitsabstand einhalten? Das muss geklärt werden.“Man werde sehen, wie gut die Rückkehr in die Normalität funktioniere. „Trauen sich die Menschen überhaupt noch in die Theater?“
Die 90 Plätze in ihrem Puppentheater an der Helmholtzstraße hatte
Manuela von Zacharewitz noch vor dem Spielverbot reduziert. Die Zeit vor Ostern ist mit Weihnachten das wichtigste Geschäft des Kindertheaters. „Mit unserem Osterstück verdienen wir das Geld, das uns im Sommer fehlt, wenn die Kinder nicht kommen, weil die Schulen und Kitas geschlossen sind“, sagt sie. In diesem Jahr gab es das Osterstück nur ein Mal zu sehen – am Tag der Premiere. 24 Stunden später kam das Spielverbot. Das Theater-Team bittet auf seiner Homepage um Spenden und plant, in der kommenden Woche eine Vorstellung zu filmen, um sie online zu zeigen.
90.000 Euro erhält das Puppentheater von der Stadt als jährlichen Zuschuss. Lohe sagte Bühnen, die regelmäßig gefördert werden, zu, dass die Subventionen als Abschlagzahlung vorgezogen werden können. Zusätzliche Hilfen, von Mietstundungen abgesehen, versprach er nicht. „Wir möchten die kulturelle Vielfalt erhalten, aber es gibt auch andere Berufsgruppen, die Unterstützung brauchen.“