Die Krise hat auch die Depots von Anlegern schwer getroffen. Für Panik sehen Marktexperten aber keine Grundlage – im Gegenteil.
Viele Menschen machen sich aktuell nicht nur um die Gesundheit Sorgen, sondern auch um ihr Vermögen. Die Aktienmärkte sind massiv eingebrochen. In Panik sind Anleger aus den Aktienmärkten geflüchtet. Keine gute Idee, findet Gregor Neuhäuser, Niederlassungsleiter Düsseldorf der Walser Privatbank. „Es ist jetzt voraussichtlich der falsche Zeitpunkt auszusteigen.“Wenn die Kurse erst einmal derart gefallen sind, ist es meist schon zu spät – und es ist auch nicht sinnvoll. Im Gegenteil: „Wenn man vorhat, in die Aktienmärkte zu investieren und nach und nach einsteigt, wäre jetzt vermutlich ein geeigneter Zeitpunkt.“
Die massiven Kursverluste der vergangenen Wochen sollten Anleger nicht zu hoch bewerten – vorausgesetzt, sie haben Zeit. Alle Erfahrungen lehren: Nach ein paar Jahren, manchmal vielleicht auch erst nach sieben oder acht, haben die Depots ihre Verluste ausgeglichen; Aktien erwirtschaften in solchen Zeiträumen fast immer positive Renditen.
„Anleger sollten sich überlegen: Was kann denn passieren?“, empfiehlt der Experte. Zurzeit ist das gesellschaftliche wie das wirtschaftliche Leben heruntergefahren worden. Die wirtschaftlichen Schäden sind noch nicht absehbar. Allerdings reagiert die Politik weltweit. Immense
Stützungsprogramme sollen die Unternehmen am Leben erhalten und Arbeitsplätze sichern. Ein Impfstoff könnte schon bald auf den Markt kommen. Dann sollte es auch mit der Wirtschaft wieder bergauf gehen.
Natürlich werden die meisten Unternehmen jetzt erst einmal nicht die Gewinnerwartungen erfüllen können, die ihnen vor der Krise vielleicht zugetraut worden waren. Entsprechend haben sich nun ja auch die Börsen entwickelt. „Die Kurse haben jetzt wieder ein vermeintlich gerechtfertigtes, attraktives Niveau erreicht“, konstatiert Neuhäuser. „Und wenn es der Wirtschaft wieder besser geht, werden in der Folge auch die Gewinne und damit die Notierungen wieder anziehen.“
Der Düsseldorfer Vermögensverwalter Thomas Hünicke (WBS Hünicke) ruft ebenfalls zur Ruhe auf. „Die historischen Daten zeigen, dass auch nach schweren Einbrüchen es immer wieder zu einer langanhaltenden Erholungsphase gekommen ist. Darauf können Anleger auch diesmal setzen.“Man wisse nur nicht, wie diese verlaufen werde, da die Weltwirtschaft in eine Rezession abgleiten werde, so viel stehe bereits fest.
Thomas Hünicke bezeichnet diese aktuelle Phase dennoch als „einmalige Chance“, günstig Werte mit sehr guter Substanz zu erwerben, um damit ein Aktienvermögen aufzubauen. „Der konkrete Zeitpunkt dafür ist aber noch nicht da. Es gilt also weiterhin, die Märkte und Tendenzen genau zu beobachten, um daraus bestimmte Erkenntnisse für den Einstieg abzuleiten.“
Auf den Anleihemärkten sieht es ebenfalls nicht so düster aus, wie es auf den ersten Blick scheinen mag. Zumindest ein Segment bietet auch und gerade jetzt Anlegern Chancen: der
Mittelstand. Davon jedenfalls ist Hans-Jürgen Friedrich überzeugt. Der Gründer und Vorstand der KFM Deutsche Mittelstand AG, die den Deutschen Mittelstandsanleihenfonds managt, weiß, wovon er spricht.
Seit Jahren analysiert er mit seinen Spezialisten Unternehmen, um gute Papiere für den Fonds zu finden. Friedrich stellt fest, dass es jetzt – ähnlich wie bei Aktien – auch bei Anleihen „völlig überzogene Kursverluste bonitätsstarker Unternehmen“gegeben habe. Er setzt daher auf eine schnelle Erholung – vielleicht nicht sofort und steil, also in einer V-förmigen Weise, aber doch nach kurzer Zeit der Krise wieder deutlich – eine U-förmige Erholung.
Für die extremen Kursverluste macht er unter anderem auch Marktmechanismen verantwortlich, die nichts mit den tatsächlichen wirtschaftlichen Gegebenheiten zu tun haben. An den Börsen laufen viele Käufe und Verkäufe heute automatisiert. „Doch die meisten Algorithmen sind für normale Marktlagen programmiert“, erklärt Friedrich. „Sie können in der aktuellen Situation nicht funktionieren.“Realwirtschaftlich sehe es dagegen an vielen Stellen anders aus, sagt Friedrich: „Wir haben eine starke Volkswirtschaft, die über viel Ingenieur-Know-how und Wissen verfügt, gerade im Mittelstand.“Er ist daher zuversichtlich, dass sich die Lage wieder stabilisiert – auch für die Anleger.