Hildener und Haaner helfen selbstlos
Ob Gabenzäune, selbst genähte Schutzmasken oder auch Hilfen für Helfer – die Corona-Krise hat die Menschen erfinderisch gemacht. Es gibt eine Vielzahl privater und ehrenamtlicher Aktionen. Wir stellen eine Auswahl vor.
HILDEN/HAAN Der Schillerpark in Haan am späten Vormittag. Das Geländer, mit dem der Abgang zur Tiefgarage eingefasst ist, sieht von weitem fast wie ein Kunstwerk aus. Wie eine Kette reiht sich Müllbeutel an Müllbeutel. Die Beutel enthalten Lebensmittel, aber auch Artikel des täglichen Bedarfs und sind für all jene vorgesehen, um die sich sonst niemand kümmert und die nicht genug Geld haben, für sich selbst zu sorgen. Jeder Bedürftige kann dort hingehen und sich mitnehmen, was er gerade so braucht. Auch in Hilden gibt es inzwischen einen solchen Gabenzaun. Er befindet sich gegenüber vom Lux-Kino am Fritz-Gressard-Platz. Dort fließt die Itter kurzzeitig unterirdisch – und an einem Brückengitter haben Hildener Lebensmittel in Tüten gehängt. Mit Segen vom Ordnungsamt, das allerdings darum bittet, lediglich verpackte Lebensmittel zu hinterlegen.
Haans Bürgermeisterin Bettina Warnecke lobt diese Projekte, die komplett von Bürgern initiiert wurden, ausdrücklich. Sie sagt: „Mich beeindruckt in dieser für uns alle außergewöhnlichen Zeit, wie sich Menschen füreinander einsetzen.“Einige Beispiele:
Schutzmasken I
Der Hildener Gärtner Fabian Heinz hat es mit 40 Atemschutzmasken für den HNO-Arzt Thorben Gettmann vorgemacht, viele Hildener Handwerksbetriebe sind nachgezogen, beispielsweise Dachdeckermeister Bernd Johann. Der Inhaber der Philipp Theissen GmbH, spendete seine letzten 30 Schutzmasken, Typ FFP3, an die Feuerwehr Hilden. Allen Ärzten gehen momentan die Schutzmasken aus. Wer also noch welche zu Hause oder im Lager liegen hat, kann Arztpraxen direkt ansprechen und die Masken dort spenden.
Schutzmasken II
Viele Menschen nähen Schutzmasken und verteilen sie an Risikogruppen. In der Schwanenapotheke, Schwanenstraße 11, wird eine zentrale Abgabestelle für selbstgenähte Masken eingerichtet. Gegen eine Spende – für Materialien und soziale Projekte – können die Atemschutzmasken dort in kleinen Mengen abgeholt werden.
Gegen Langeweile
Die Hildener Illustratorin Bianca Weirich hat sich mit anderen Künstlern zusammengetan und Bilder zum Basteln und Malen für Kinder angefertigt. Die Illustrationen gibt es kostenlos unter www.illustratoren-gegen-corona.de.
Helfern helfen
Den Spieß umgedreht haben die Seniorendienste Hilden. Sie haben den Ehrenamtlichen, die sonst die Menschen in den Seniorenheimen besuchen oder ihnen vorlesen, angeboten, Medikamente aus der Apotheke abzuholen, einkaufen zu gehen oder auch mehrmals die Woche anzurufen, um nachzuhören, wie es den Ehrenamtlichen geht. „Nun möchten wir für Sie da sein“, schreiben Geschäftsführerin Beate Linz-Eßer und Ulrike Riemann von der Bewohnerbetreuung.
Für alle „Helden“
Die Hildenerin Helen Kehmeier hat eine Aktion unter dem Titel „Hildener Held*innen“gestartet, mit der sie Geld sammeln möchte. Davon werden dann Gutscheine von Hildener Unternehmen erworben und diese dann zur Verlosung auf die Facebook-Seite „Hilden, lokal, nachhaltig und fair“gestellt. Dort gibt es auch Infos. An der Verlosung teilnehmen sollen Personen, die in Hilden wohnen und in einem systemrelevanten Beruf beschäftigt sind (kein Beleg vonnöten, das Projekt funktioniert auf Vertrauensbasis). Innerhalb von zwei Tagen hat die Initiatorin bereits 190 Euro eingenommen. Die erste Verlosung läuft.
Tafel-Ersatz Die Bürgerstiftung Haan hat dem SKFM als Träger der Tafel Haan eine Spende von 5000 Euro zur Verfügung gestellt. Die Tafel musste, wie so viele andere auch, ihren Betrieb bis auf Weiteres einstellen. Letztlich entschied man sich für die Verteilung von Einkaufsgutscheinen der ansässigen Discounter. Je nach Größe der Bedarfsgemeinschaften und Anzahl der Kinder variieren die Höhe der beigelegten Einkaufskarten in den Briefen zwischen 10 und 80 Euro, einigermaßen regelmäßiger Tafelbesuch in den letzten Monaten vorausgesetzt. Insgesamt wurden so in der ersten Woche bereits mehr als 3300 Euro an Tafelkunden weitergegeben.
Einkaufsportal Viele Einzelhändler sowie Gastronomen in Haan haben Liefer- beziehungsweise Abholservices von Waren und Speisen eingerichtet. Diese Angebote sind in einer Liste zusammengestellt. Sie wird laufend aktualisiert und basiert auf den Angaben der Unternehmen. Die Adresse lautet www.einkaufen-in-haan.de.
Einkaufshilfen Verschiedene Haaner und Gruitener Vereine, Institutionen,
Initiativen und Kirchengemeinden haben eine Einkaufshilfe organisiert: Unter der Rufnummer der Awo (Telefon: 02129 2550) können sich Haaner melden, die eine Einkaufshilfe benötigen oder diese gerne unterstützen möchten. Das Telefon ist Montag bis Donnerstag von 9.30 bis 16 Uhr und Freitag bis 13.00 Uhr besetzt. Weitere Informationen unter www.awo-haan.de. In Gruiten: Telefon: 0171 9746499. Erreichbarkeit: Täglich von 10 bis 12 Uhr und 15 bis 17 Uhr. koordinieren das Seniorenbüro und das Jugendparlament die Einkaufshilfe. Finanzielle Unterstützung gibt es vom Rotary Club. Außerdem unterstützen die Rheinische Post sowie die Facebook-Gruppe „Du kommst aus Hilden, wenn“die Aktion. Unter Telefon 02103 72-591 oder E-Mail einkaufshilfe@hilden.de können sich Betroffene melden. Die Koordinierungsstelle ist montags bis freitags von 9 bis 12 Uhr sowie donnerstags zusätzlich von 14 bis 18 Uhr besetzt.
In Hilden
Geburtstagsgeste Auf der Facebookseite „Hilden hilft“schrieb ein Vater vor kurzem: „Unaufhaltsam von der Krise haben unsere Zwillinge am Freitag ihren zweiten Geburtstag. Gerne möchten wir es den Mädels zu Hause schön machen. Dafür soll es auch an Ballons nicht mangeln. Diese haben wir bereits. Allerdings würden wir gerne ein paar davon „schweben“lassen. Die Einkaufsmöglichkeiten sind ja gerade sehr beschränkt, deshalb meine Frage. Hat jemand noch Helium/Ballongas übrig, welches nicht benötigt wird? Innerhalb kürzester Zeit gingen mehrere Hilfsangebote ein, darunter auch folgendes: „Ich hätte einen schwarzen Stern. Ich habe ihn Anfang des Monats selber zum Geburtstag bekommen. Er schwebt noch. Ich gebe ihn gerne weiter.“