Gutscheine statt Bargeld für Reisen
Bürger, deren Osterurlaub geplatzt ist, erhalten wohl Gutscheine statt einer Rückzahlung. Die Tui bietet als Beigabe einen Rabatt an. Verbraucherschützer fordern ein Wahlrecht für Kunden.
DÜSSELDORF Hunderttausende Reisen haben Tui, Alltours und andere Veranstalter für die am Samstag startenden Osterferien storniert, wahrscheinlich werden viele Kunden das eingezahlte Geld erst einmal nicht wiedersehen. Die Bundesregierung wird in Kürze voraussichtlich beschließen, dass Reiseunternehmen als Ersatz für die bisher vorgeschriebene Rückzahlung erst einmal nur Gutscheine ausgeben können. Ähnliche Regeln haben andere EU-Staaten wie Dänemark und Frankreich schon eingeführt. Die Unions-Bundestagsfraktion unterstützt das Konzept, die Bundesregierung will den Untergang großer Unternehmen wie Tui, Alltours aus Düsseldorf oder DER Touristic aus Köln verhindern.
Allerdings ist abzusehen, dass der Staat dafür geradestehen muss, dass die Kundengelder in Höhe von geschätzt mehr als vier Milliarden Euro auch sicher sind. Gleichzeitig drängen das von Christine Lamprecht (SPD) geführte Verbraucherschutzministerium sowie der Verbraucherzentralen Bundesverband (VZBV) darauf, dass Kunden ihre Einzahlungen entweder immer oder zumindest bei einer Notlage auch in bar zurückfordern können. „Wir halten als Verbraucherschützer das Angebot von freiwilligen Gutscheinen für sinnvoll, weil es auch im Interesse der Kunden ist, dass wir weiter viele Reiseunternehmen haben“, sagt Klaus Müller, Chef des VZBV. „Also sollten wir Pleiten in dieser Branche versuchen zu vermeiden.“Müller drängt aber darauf, dass Kunden zur Annahme von Gutscheinen nicht gezwungen werden dürfen: „Es gibt viele Familien, die brauchen das Geld jetzt in der Krise. Denen nützt es wenig, wenn sie den Osterurlaub nur in einen Herbsturlaub tauschen können.“
Der Verbraucherschützer warnt außerdem davor, dass die Bundesregierung mit einer zu rigiden Gutscheinregelung eine Niederlage vor Gericht provoziert: „Es wäre sehr riskant, das Recht auf Rückzahlung des Reisepreises bei einer Stornierung nun einseitig auszuhebeln. Die Kunden müssen die Wahlfreiheit haben.“
Zumindest Branchenführer Tui scheint das Problem erkannt zu haben. Der Konzern aus Hannover öffnete am Mittwoch bereits das Buchungssystem für Reisen im nächsten Sommer, um Kunden relativ sichere Alternativen anbieten zu können. Außerdem erhalten Kunden 100 Euro an „Treuebonus“, wenn sie sich jetzt schon für eine Reise im Herbst oder im nächsten Jahr entscheiden. „Wir glauben grundsätzlich, dass die Menschen nach dem Ende der Corona-Krise ein hohes Reisebedürfnis haben werden“, sagt ein Tui-Sprecher.
„Darum rechnen wir mit einem hohen Bedarf für solche Angebote und den entsprechenden späteren Umtausch von Gutscheinen.“
Wenig von der Gutscheinlösung hält der Verband unabhängiger, selbstständiger Reisebüros. „Die Kunden wollen keine Gutscheine sondern Bargeld“, sagt Verbandsvorsitzende Marija Linnhoff. „Niemand kann erwarten, dass die Verbraucher den Reiseunternehmen zwangsweise einen Kredit geben.“Sie schlägt stattdessen vor, dass die Bundesregierung über einen Fonds die Kundengelder erstatten soll. Dann hätten die Verbraucher ihr Geld zurück und die Firmen könnten die nächste Saison planen. Sie fürchtet, die Ausgabe von Gutscheinen würde die Branche auf Dauer nur schwächen, weil die Unternehmen viele Reisen ohne neue Bargeld-Einnahmen abwickeln müssen. Die bisherigen Gelder sind zum großen Teil bei Hotels gelandet.