Strategiewechsel ist richtig
nur, wenn man die oben genannten Kriterien erfülle. Zweitens, weil es bei einem Massentest für 630.000 Düsseldorfer plötzlich weit länger dauern könnte, bis betroffene Ärzte oder andere Mitglieder der kritischen Infrastruktur ihre Testergebnisse bekommen – oder man sogar mit den Test-Kits und Laborkapazitäten nicht mehr nachkomme.
Kann ich mich auch bei meinem Hausarzt testen lassen?
Theoretisch schon, sagt Meyer-Falcke. In vielen Praxen scheitere das aber daran, dass viele Ärzte sich ohne passende Schutzausrüstung zurecht weigerten – und die ist gerade kaum zu bekommen. „Wir stellen fest, dass das Beschaffungssystem der niedergelassenen Ärzte für Zeiten wie diese ungeeignet ist“, sagt er: „Die Lager sind leer.“Es sei nachvollziehbar, dass Mediziner kein unnötiges Risiko eingehen wollten. Möglich sei es aber natürlich, beim eigenen Arzt nachzufragen, ob dieser die Tests durchführt. „Wie viele das in Düsseldorf machen, können wir aber nicht sagen, weil das nicht bei uns gemeldet wird.“
Die Situation, in der wir leben, ist widersprüchlich. Seit fast einer Woche ist das öffentliche Leben stillgelegt und die meisten Menschen sind zu Hause. Gleichzeitig nimmt die Debatte Fahrt auf, wie unsere Gesellschaft in die Normalität zurückkehren kann. Gelockert werden können die neuen Regeln aber erst einmal nicht. Die Abflachung der Kurve, die die Zunahme der Infiziertenzahl anzeigt, hat zwar begonnen. Erleichtert kann deswegen aber niemand sein, denn die Zahl der Menschen, die an Covid-19 erkranken, steigt weiterhin ebenso an wie die Zahl der Toten zunimmt. Die Experten des Gesundheitssystems wollen immer noch vor allem eines: dafür sorgen, dass ausreichend Betten für eine intensivmedizinische Betreuung vorhanden sind.
Die Düsseldorfer Krankenhäuser haben hier neue Kapazitäten geschaffen, das ist gut. Nicht so gut ist es bis jetzt mit der städtischen Hotline gelaufen. Viele Bürger fühlten sich nicht gut beraten und hatten den Eindruck, die Menschen am anderen Ende der Leitung hätten in erster Linie die Aufgabe, ihnen den erwünschten Corona-Test auszureden. Das reicht bis zu dem Tipp, doch zum Hausarzt zu gehen und dort 50 Euro für den Test zu investieren. Schlimmer noch ist das Schicksal eines Düsseldorfers, dessen Frau der Test ebenfalls verweigert wurde und der nun an der Herz-Lungen-Maschine in der Uni-Klinik liegt.
Dass die Kapazitäten bei den Corona-Tests hochgefahren werden müssen, haben die Verantwortlichen nun ebenso eingesehen wie die Dringlichkeit der Verbesserung der Hotline. Sie wird technisch optimiert, die Mitarbeiter sind intensiv geschult worden. Das war notwendig, weil die Qualität der Auskünfte zuweilen zu wünschen übrig ließ und auch Fehler gemacht wurden. Vor allem aber verschwindet mit der Verdopplung der Test-Kapazitäten der Druck, überwiegend Mitarbeiter der kritischen Infrastruktur zu den Tests schicken zu müssen. Der Strategiewechsel ist richtig und überfällig, andernfalls würde die Unruhe in der ohnehin verunsicherten Bevölkerung zunehmen. Daran kann niemandem gelegen sein.