Eltern kritisieren Schulpläne
Heute soll feststehen, welche Berufsgruppen Anspruch auf einen Kita-Platz haben.
DÜSSELDORF (jj/kes/kib/maxi) Mit teils heftiger Kritik haben Lehrer, Eltern und Schüler auf die Pläne der Landesregierung reagiert, die Schulen zumindest für die Prüflinge ab kommenden Donnerstag zu öffnen. Licht und Schatten sieht etwa Andreas Bartsch, Präsident des nordrhein-westfälischen Lehrerverbands, in den am Donnerstag vorgestellten Regelungen. Mit Blick auf die Freiwilligkeit des am kommenden Donnerstag startenden Unterrichts sagte er unserer Redaktion: „In den Zeiten vor Corona haben wir die Abiturienten in dieser Phase des Schuljahrs eigenverantwortlich arbeiten lassen. Aber viele sind nun verunsichert. Und insofern ist das freiwillige Angebot des Landes für Unterricht gut.“Mit Sicherheit würden aber nicht alle dafür infrage kommenden Schüler das Angebot auch wahrnehmen.
Den Zeitplan nannte Bartsch „zu ambitioniert“: „Mir ist ein Fall bekannt, in dem ein Dezernent händeringend versucht, Desinfektionsmittel für seine 50 Schulen zu bekommen – 40 Flaschen hat er bislang zusammenbekommen. Die Märkte sind ja de facto tot.“Auch Fragen zu Reinigung – bisher nur alle zwei Tage üblich – und baulichen Maßnahmen müssten geklärt und zudem Kapazitäten bei der Beförderung der Schüler aufgebaut werden.
Harsche Kritik an der vorzeitigen Öffnung der NRW-Schulen übte die Elternschaft Düsseldorfer Schulen (EDS). „Ich habe am Donnerstag mehrere Dutzend Rückmeldungen zu dieser Entscheidung bekommen. In keiner einzigen wurde Verständnis für diese vorzeitige Teil-Öffnung der Schulen geäußert“, sagte die Vorsitzende des Dachverbandes der Schulpflegschaften, Andrea Lausberg-Reichardt. Die meisten Eltern glaubten nicht, dass ausreichende Hygienevorschriften bis zum Donnerstag umsetzbar seien. „Der Schutz der Gesundheit muss Vorrang vor Prüfungen haben, für die ohnehin keine guten Voraussetzungen mehr bestehen“, sagte Lausberg-Reichardt.
NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) handelte sich im Netz zudem einen veritablen Shitstorm ein. Bei Instagram hatte Laschet die abgestimmten Beschlüsse von Ministerpräsidenten und Bundesregierung
erläutert. Daraufhin lief die Kommentarspalte neben dem Videoclip über. In mehr als 100.000 Posts reagierten vor allem junge Menschen vornehmlich empört auf die Schulöffnung. So entrüstet sich die Instagram-Nutzerin Claudia.srm: „In dieser Zeit dürfen die Bürger nur zu zweit raus gehen und Zeit mit denen verbringen, mit denen sie zusammen leben. Dürfen wir uns währenddessen in vollen Bussen aufhalten? Dürfen wir mit mehr als einer Person an der Bushaltestelle stehen, ohne mindestens zwei Meter Abstand zu halten? Wie soll es in den Pausen aussehen? Allein an diesen Fragen sollte man merken, dass vieles ungeklärt ist und sich ebenfalls widerspricht.“
Für Unmut dürfte am Donnerstag zudem die anhaltende Ungewissheit für die Eltern von Kleinkindern gesorgt haben. Zwar erklärte NRW-Familienminister Joachim Stamp (FDP), man haben sich darauf verständigt, die Gruppe der systemrelevanten Berufe so auszuweiten, dass künftig statt derzeit drei Prozent der Kinder zehn Prozent in Notgruppen von Kitas und Tagespflege-Einrichtungen betreut werden könnten. Doch welche Berufe gemeint sind, will Stamp erst am heutigen Freitag bekannt geben. Die Einrichtungen sollen am kommenden Donnerstag den Betrieb aufnehmen. Sie benötigten Zeit, die Hygienemaßnahmen umzusetzen, die Stamp bis Montag konkretisieren will.