Blaumeisen sterben an mysteriöser Krankheit
DÜSSELDORF (seka) Eine ungewöhnliche Vogelkrankheit grassiert in Deutschland. Mitte März wurden die ersten Fälle von kranken oder toten Blaumeisen in Rheinhessen gemeldet, seitdem sind Tausende weitere im gesamten Bundesgebiet hinzugekommen. Vor allem Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz sind betroffen.
Die erkrankten Vögel – hauptsächlich Blaumeisen sowie vereinzelt Kohlmeisen und andere Singvögel – „sitzen apathisch und aufgeplustert auf dem Boden und fliehen nicht vor Menschen“, sagt Marius Adrion, Vogelschutzexperte beim Naturschutzbund Deutschland (Nabu). Häufig seien Augen, Schnabel und Teile des Federkleids verklebt. Da die meisten der Tiere in der Nähe von Vogelfütterungen gefunden worden seien, rät der Nabu dazu, kein Futter und Wasser mehr anzubieten, wenn mehr als ein kranker Vogel an einer solchen Stelle beobachtet wurde.
Bislang wurden mehr als 8000 erkrankte oder tote Vögel gemeldet. Das Krankheitsbild passe zu keiner bekannten Erkrankung, weshalb es auf die noch ausstehenden Labordiagnosen ankommt. „Die beobachteten Symptome und die gehäuft gefundenen Blaumeisen lassen vermuten, dass es sich um eine hochansteckende Infektionskrankheit handelt. Leider wissen wir zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts über die Krankheit oder den Erreger“, heißt es auf der Internetseite der Naturschützer. Damit die Krankheit untersucht und eingedämmt werden kann, bittet der Nabu auch die Bevölkerung um Unterstützung. „Helfen Sie uns, die Ausbreitung dieser neuartigen Krankheit bei Blaumeisen nachzuvollziehen, indem Sie uns Beobachtungen zukommen lassen“, schreibt der Bund auf seiner Webseite und verweist auf ein Online-Formular, über das kranke und tote Tiere gemeldet werden können. Dort können auch Fotos von betroffenen Vögeln hochgeladen werden. Sollte tote Vögel etwa im eigenen Garten gefunden werden, können diese auch für eine veterinärmedizinische Untersuchung eingesendet werden. Das ist in der Regel über das örtliche Untersuchungsamt oder den Amtstierarzt möglich. „Da die Ursache des Blaumeisensterbens bisher unbekannt ist, kann eine Infektionsgefahr von den Vögeln ausgehen. Zum Hantieren mit toten Vögeln wird grundsätzlich das Verwenden von Handschuhen oder einer umgestülpten Plastiktüte sowie eine anschließende Händereinigung empfohlen“, warnt der Nabu.
Erste Erkenntnisse aus der Untersuchung einiger infizierter Vögel deuten laut Nabu darauf hin, dass es sich um eine für Menschen ungefährliche bakterielle Infektionskrankheit handeln könnte, die schon im Jahr 2018 in Deutschland und vor allem in Großbritannien für Lungenentzündungen bei verschiedenen Meisenarten geführt hatte. Für eine Bestätigung dieser Vermutung seien weitere Untersuchungen notwendig. (mit dpa)