Laschet reagiert locker auf Rezo
Der NRW-Ministerpräsident wurde für die Schulöffnung kritisiert. Inhaltlich setzt er sich nicht mit der Meinung des Youtubers auseinander.
DÜSSELDORF Vor fast einem Jahr stellt ein Youtuber das Video „Zerstörung der CDU“ins Netz, es wird millionenfach geklickt, die Partei schweigt und schickt erst Tage später eine längliche Pressemitteilung. Bis dahin ist Rezo bundesweit bekannt und die CDU zum Gespött geworden. Nun wurde sein Stück für den Grimme Online Award nominiert. Lehre gezogen, könnte man meinen, wenn man sich die Reaktion von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) auf eine 20-minütige Breitseite von Rezo gegen Schulöffnungen und Abiprüfungen anschaut. Der 27-Jährige beklagt, dass die Hygieneregeln in Schulen schwer einzuhalten seien, weil dort mitunter katastrophale hygienische Zustände herrschten. Außerdem sei die Angst der Schüler groß, dass sie Angehörige mit dem Coronavirus infizierten. „Einige Leute haben ihren Job hier richtig hart verkackt. Wären das Mitarbeiter von mir, würde ich die jetzt rausschmeißen“, sagt er. Viele Schüler und Eltern bewerteten das Video positiv.
Nun könnte sich Laschet ja nur selber rausschmeißen. Stattdessen setzt er sich auf die Kante seines Schreibtisches, keine Krawatte, weißes Hemd, Ärmel hochgekrempelt – und lobt Rezo. Er sagt: „Pro und Contra muss man in einer Demokratie offen austragen.“Das wirkt nicht einmal bemüht, weil es Laschet war, der vor einem Jahr aus der Riege der CDU-Vizes den Umgang von Annegret Kramp-Karrenbauer mit dem 27-Jährigen kritisiert hatte. Jedenfalls setzte er sich damals für Presse- und Meinungsfreiheit ein, was manchem zwar zu dick aufgetragen wirkte, weil AKK eine Zensur fern lag und liegt. Aber Laschet ließ damit aufhorchen.
Er habe mit „Reeeezo“telefoniert, sagt er nun. Dieser habe „markant“seine Position erkennbar gemacht. „Das Verdienstvolle ist erst einmal, dass er erklärt hat, wie Entscheidungen entstehen.“Zum Beispiel, was eine Kultusministerkonferenz sei. Laschet versichert, die Hygieneregeln an Schulen stünden unter Beobachtung. Auf Rezos Punkte, wonach ein großes Ungerechtigkeitsgefühl im Land besteht, wenn es keine einheitlichen Regelungen gibt, oder eben Ängste da seien, andere anzustecken, geht Laschet nicht ein. Laschets Video dauert auch nur zwei Minuten und zwanzig Sekunden. Es wird binnen kurzer Zeit zigtausend Mal angesehen. Seine Botschaft: „Der demokratische Diskurs findet statt. Das tut der Meinungsfreiheit in unserem Land gut.“Locker und schnell hat er reagiert. Aber inhaltlich hat Laschet sich nicht auseinandergesetzt.