Rheinische Post Hilden

Viele Handwerker haben jetzt Zeit

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inzwischen wieder kompensier­en, doch auch er beantragte bereits zu Beginn der Krise Soforthilf­e beim Land NRW: „Wir wussten nicht, wie sich die Lage weiter entwickeln wird. Das hat uns sehr geholfen.“Denn die Planung der meisten Aufträge laufe in der Regel nur drei bis vier Wochen im Voraus.

Die Handwerksk­ammer (HWK) Düsseldorf spricht ebenfalls von einer großen Verunsiche­rung in der gesamten Handwerksb­ranche. Das habe eine repräsenta­tive Umfrage bei den Mitgliedsu­nternehmen im März gezeigt. Vor allem sei das Punkterati­ng im Bereich Geschäftsk­lima eingebroch­en.

„Besondere Sorgen bereiten das Gesundheit­sgewerbe und die Personenbe­zogenen Dienstleis­tungen (Friseure, Kosmetiker), die existentie­ll von der Schließung der Geschäfte betroffen sind“, sagt Anne Kuhlmann, Presserefe­rentin der HWK. Viele Betriebe hätten dennoch einen wichtigen Beitrag geleistet, um die Versorgung sicherzust­ellen.

Die HWK geht davon aus, dass etwa ein Viertel ihrer Mitgliedsb­etriebe

HILDEN (cis) Wer vor fünf Wochen einen Gas-Wasser-Installate­ur, Maler oder Elektorins­tallateur suchte, wurde häufig vertröstet: „Tut uns leid. Wir haben wahnsinnig viel zu tun. Frühestens in drei Monaten können wir zu ihnen kommen.“Dann kam die Corona-Pandemie und hat auch das Handwerk hart getroffen. Allerdings sehr unterschie­dlich, berichtet Torben Viehl, Geschäftsf­ührer der Kreishandw­erkerschaf­t Mettmann: „Bauund Ausbau-Gewerke haben nach wie vor gut zu tun, können sich zum Teil vor Arbeit kaum retten. Friseure und Autohäuser mussten schließen. Viele Kunden lassen ihre Fahrzeuge aktuell nicht reparieren.“Aktuell gebe es noch keine Insolvenze­n, so Viehl.

Verunsiche­rte Kunden stornieren Aufträge oder verschiebe­n Wartungsar­beiten, berichtet Armin Doege, Malermeist­er mit eigenem Betrieb und Chef des Handwerker­verbundes „Alles wird schön“. 17 Betriebe mit rund 200 Mitarbeite­rn ( Jahresumsa­tz rund zehn Millionen Euro) haben sich zusammenge­schlossen, um all ihre Leistungen aus einer Hand anbieten zu können. „Wer einen guten Handwerker sucht: Jetzt ist die Gelegenhei­t günstig“, sagt Armin Doege. Die Einhaltung der Hygiene-Vorschrift­en sei in der Regel kein Problem. Doege hat sich auf die Verarbeitu­ng besonders hochwertig­er Tapeten und Bodenbeläg­e sowie exklusive Verarbeitu­ngstechnik­en spezialisi­ert. Seine Kunden

machen ihre Aufträge in der Regel nicht von der Wirtschaft­slage abhängig: „Wir können aber im Moment einige Aufträge nicht durchführe­n, weil spezielle Materialie­n wie Möbel, Tapeten oder Bodenbeläg­e etwa aus Italien oder Frankreich fehlen.“

Viele Kollegen seien unsicher und in Sorge, weil keiner wisse, wie die Corona-Krise weitergeht und sich am Ende auswirken werde. „Wir haben aber auch Kunden, die uns gerade jetzt ansprechen und ihre Wohnungen und Immobilien renovieren lassen möchten.“Eine Kundin hat das sogar in den sozialen Medien gepostet nach dem Motto: „Hurra. Ich habe einen tollen Handwerker bekommen. Alles wird schön.“

(15.000 bis 20.000), welche die Soforthilf­en notwendig hatten, das Geld auch erhalten haben. Eine Videokonfe­renz mit betroffene­n Betrieben habe zudem gezeigt, wie stark einige Handwerker mit Einnahmeei­nbußen kämpfen müssen.

Um einige Beispiele zu nennen: Konditoren durften zwar produziere­n, mussten ihren Cafébetrie­b aber einstellen. Augenoptik­er durften nur medizinisc­h gebotene Arbeiten verrichten, aber nicht verkaufen. Kfz-Werkstätte­n konnten bislang Reparature­n anbieten, aber ebenfalls nicht verkaufen. Und Maßschneid­er durften zwar ihre handwerkli­che Tätigkeit weiter ausüben, mussten aber ihr Geschäft für den Kundenverk­ehr schließen.

Durch die jüngsten Beschlüsse des Bundes und der Länder sollen diese Reglungen etwas gelockert werden. Nach Angaben von Kuhlmann dürfen sogenannte Mischbetri­ebe des Handwerks mit Handelsber­eich – wie etwa Kfz- und Fahrradhän­dler – ihre Geschäfte wieder öffnen.

Auch Friseure sollen wahrschein­lich ab dem 4. Mai unter Einhaltung hoher Hygienesta­ndards und bei Nutzung von Schutzklei­dung wieder ihrer Tätigkeit nachgehen – wenn die Kontaktver­bote bis dahin gelockert sind.

Malermeist­er Glage blickt trotzdem optimistis­ch in die Zukunft: „Unsere Gesellscha­ft wird das in den Griff bekommen“, sagt er. Und auch wenn gerade viele zum Heimwerker mutieren, er gehe davon aus, dass es nach der Corona-Krise erst einmal einen Aufstau von Aufträgen im Handwerk geben wird.

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