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Maria Furtwängler und Florence Kasumba glänzen in einem „Tatort“am Puls der Zeit. Das ganze Ensemble zeigt eine sAtarke Leistung – zum Beispiel Emilia Schüle als Opfer.
GÖTTINGEN Marie Jäger ist, was man einen Influencer nennt. Bloß beeinflusst die junge Frau im Blümchenkleid nicht den Make-Up-Geschmack ihrer Fans in den sozialen Medien. Mit Fangfragen, Halbwahrheiten und freundlich vorgetragenem völkischem Gedankengut pflanzt sie ihnen vielmehr in den Kopf, wen sie hassen sollen.
Unter dem Vorwand eines „Neuen Feminismus“wirbt Jäger – Schmollmund, Rehaugen, Hippie-Model-Look – Mitglieder für die neofaschistische „Junge Bewegung“. Die schaut sich genau wie ihre deutlich erkennbaren realen Vorbilder viel von dem ab, was etwa bei der Bewegung „Fridays for Future“funktioniert. Die telegene, teenagerhafte Frau hat ein straff organisiertes Team hinter sich; ihre drei Mitbewohner sind zugleich auch der harte Kern ihrer politischen Bewegung sowie eine Quasi-Agentur, die die Marke Marie Jäger professionell in Szene setzt. Gleichzeitig ist die intelligente Frau im Mainstream vernetzt. Zu ihren Fürsprechern zählt Sophie Behrens ( Jenny Schily), streitbare Juraprofessorin auf der Zielgeraden zum Amt ihrer Träume: Verfassungsrichterin.
Als Marie Jäger ermordet aufgefunden wird, wissen ihre politischen
Mitstreiter nicht recht, wenn sie zuerst verdächtigen sollen: Linke? Frauenhasser? Feministinnen alter Schule? Also entscheiden sie sich für die Kernbotschaft ihrer politischen Haltung: Die Ausländer sind schuld – wobei unter diesen Begriff jeder fällt, den sie selbst als „fremd“definieren, unabhängig von Nationalität, Sprachkenntnissen, Erfolg bei der Integration.
Das sagt das Trio auch Ermittlerin Anaïs Schmitz (Florence Kasumba) ins Gesicht, garniert mit entsprechenden Widerlichkeiten über ihre Person. Schmitz bleibt zumindest vordergründig bewundernswertsouverän,dasistihrTriumph.
Doch umso wütender wird Charlotte Lindholm (Maria Furtwängler) – was beinahe zu einem neuen Zerwürfnis zwischen den Kolleginnen führt, die sich einander nach zwei gemeinsamen Fällen gerade erst angenähert hatten.
Ein vollends empfehlenswerter Krimi wird „National Feminin“durch das starke Spiel des gesamten Ensembles – von den beiden Hauptdarstellerinnen über das Opfer (Emilia Schüle) und deren Mitstreiter (Samuel Schneider, Stephanie Amarell, Leonard Proxauf) bis hin zu Jenny Schily als faszinierend vielschichtige Star-Richterin. DassindnichtbloßFigurenmitbestimmten
Funktionen für den Plot, das sind Charaktere.
Und zwischen ihnen entspinnt sich eine bis auf ein, zwei Volten glaubwürdige Geschichte. Weiterer Pluspunkt: So widerlich das Thema ist, so wenig düster oder brutal sind, von der kurzen Mord-Szene selbst abgesehen, diese 88 Minuten. Kein Vergleich also zu Neonazi-Dramen wie „Kriegerin“(2011) oder auch manchem Sonntagskrimi der Vergangenheit. Insofern Entwarnung: Dieser Grusel ist rein inhaltlich. Wenn auch leider, leider nicht fiktiv.
„Tatort: National Feminin“,
Das Erste, 20.15 Uhr