Hildener und Haaner tragen Maske
Die Ordnungsämter vermelden in beiden Städten disziplinierte Kunden und keine Verstöße gegen die Maskenpflicht, die seit Montag in Geschäften und in Bussen gilt. Die meisten Menschen nehmen die Verordnung gelassen.
HILDEN/HAAN Geschafft! Mats Schmid zieht sich die FFP3-Maske mit Filter direkt vor der automatischen Schiebetür vor Saturn aus. „Am Anfang ging’s noch, doch am Ende wurde es mit der Maske unangenehm“, sagt der junge Mann. Ein Mobiltelefon hat er sich gekauft, extra aus Solingen ist er angereist. „Hier in Hilden gab es das Handy in der Farbe, die ich haben wollte“, erklärt er und atmet an der frischen Luft kräftig durch. Sein Vater ist Lackierer, von ihm hat er die Maske erhalten. Einkaufen kennt er bislang nur ohne Mundschutz.
Nicht nur für ihn ist der Einkauf mit Maske am Montag eine Premiere. Die Hildener Innenstadt ist schon am Vormittag deutlich voller als vergangene Woche. Viele Menschen nutzen das herrliche Wetter und die nun zusätzlich geöffneten Geschäfte, um mal wieder vor die Tür zu kommen. Seit Mitte März blieben viele Geschäfte außerhalb des systemrelevanten Bereichs (unter anderem Supermärkte, Drogerien) dicht, vergangene Woche durften die kleineren Händler mit einer Verkaufsfläche von höchstens 800 Quadratmetern unter Auflagen wieder öffnen. Seit Montag dürfen auch größere Geschäfte Kunden empfangen, wenn sie die Verkaufsfläche auf 800 Quadratmeter verkleinern. Saturn hat beispielsweise nur den breiten, U-förmigen Mittelgang sowie ein paar kleinere Seitengänge freigegeben. In der Mitte stehen Mitarbeiter, die bei Bedarf Ware für die Kunden aus den Regalen holen, die für sie nicht erreichbar sind.
Jedoch haben nicht alle Händler wieder geöffnet. An großen Bekleidungsgeschäften wie P&C, H&M oder C&A hängen Hinweise, dass die Filialen zumindest am Montag noch geschlossen bleiben. „Einige Geschäfte öffnen erst am Mittwoch wieder“, erklärt Stadtmarketing-Geschäftsführer Volker Hillebrand. In seiner Brust schlagen zwei Herzen, wie er sagt. „Ich freue mich natürlich, dass die Geschäfte wieder geöffnet haben – gleiches wünsche ich mir auch für die Gastronomie“, sagt er. Allerdings müsse auch strikt auf die Hygienevorschriften geachtet werden. „Wichtig ist aber auch unsere Gesundheit, die wir schützen müssen“, sagt Hillebrand. Falls die Lockerungen zu einem weiteren Anstieg von Corona-Infektionen führen, wäre das fatal.
Nadine Petersen besucht zum ersten Mal seit sieben Wochen wieder die Innenstadt, um einzukaufen.
Sie braucht Druckerpatronen. Das Masken-Prozedere kennt sie schon aus der Vergangenheit, seit Beginn der Corona-Krise geht sie mit dem Mundschutz für den täglichen Bedarf einkaufen. „Wir haben noch welche im Keller gefunden – die sind vom Hausbau übrig geblieben“, sagt sie. Aber auch ihre Mutter hätte ihr mit selbst genähtem Mundschutz aushelfen können. Die Maske macht ihr nichts aus. Sie beschäftigt vielmehr die Situation der Einzelhändler und Gastronomen, von denen sie auch einige im Bekanntenkreis hat. „Sie tun mir wirklich leid.“
Wer am Montag in Hilden oder Haan einkaufen war, hat in den Läden kaum Menschen ohne Maske gesehen. Das bestätigen auch die Ordnungsbehörden der beiden Städte. „Die Kontrollen durch Nachschau sowohl in Geschäften als auch an Bushaltestellen haben keine Verstöße von Unternehmen, Personal, Kunden beziehungsweise Fahrgästen erkennen lassen“, erklärt Haans Sprecherin Sonja Kunders. Gesunder Menschenverstand auf der einen und saftige Strafen auf der anderen Seite haben für eine hohe Disziplin gesorgt. Das Ignorieren der Maskenpflicht kostet in Haan 1000 Euro für Geschäftsinhaber und bei Angestellten oder Kunden 500 Euro.
Auch in Hilden ist die Stadt zufrieden: „Die erste Einschätzung nach einem Tag Tragepflicht für Masken fällt positiv aus. Sowohl die Kundinnen und Kunden als auch die Beschäftigen im Einzelhandeln hatten heute Mund und Nase bedeckt“, erklärte Ordnungsamtschef Michael Siebert, der auch den Krisenstab der Stadt leitet. Um die Umsetzung der neuen Maßnahmen der Landesverordnung
kontrollieren zu können, hat die Stadt den Ordnungsdienst durch Mitarbeiter anderer Ämter personell aufgestockt. „Es ist aber nicht allein Aufgabe des Ordnungsamtes, auf die Einhaltung der Maskenpflicht zu achten. Auch der Einzelhandel selbst ist im Rahmen des Hausrechts dazu verpflichtet, nicht einsichtige Kundinnen und Kunden des Geschäfts zu verweisen. Dies gilt auch für den öffentlichen Personennahverkehr“, erklärt Michael Siebert weiter. Und: „Das Land NRW hat bisher keine Bußgeldhöhe für Verstöße gegen die Maskenpflicht festgelegt.“In Hilden werden zunächst 200 Euro für den Verstoß gegen die Landesverordnung fällig. „Bei weiteren Zuwiderhandlungen oder konsequenter Nichtbeachtung auch ein höherer Betrag“, so Michael Siebert.
Auch die Rheinbahn, die in Hilden und Haan mehrere Buslinien betreibt, zeigt sich mit Tag 1 der Maskenpflicht zufrieden. „Wir weisen bereits seit einer Woche darauf hin, dass wir unseren Fahrgästen ergänzend zu ausreichend Abstand empfehlen, einen Mund-Nase-Schutz zu tragen – und freuen uns zu sehen, dass sie verantwortungsbewusst handeln: Unsere Mitarbeiter berichten, dass heute schon nahezu alle unsere Fahrgäste einen Schutz tragen. Viele verwenden als Schutz eine so genannte Community-Maske, also Schal oder Halstuch. Auf diese Möglichkeit möchten wir nochmals all diejenigen hinweisen, die bislang keine Maske haben“, erklärt der Vorstandsvorsitzende und Arbeitsdirektor Klaus Klar. Die Rechtsverordnung und damit die Maskenpflicht gilt vorerst bis zum 3. Mai.