Rheinische Post Hilden

Hildener und Haaner tragen Maske

Die Ordnungsäm­ter vermelden in beiden Städten disziplini­erte Kunden und keine Verstöße gegen die Maskenpfli­cht, die seit Montag in Geschäften und in Bussen gilt. Die meisten Menschen nehmen die Verordnung gelassen.

- VON TOBIAS DUPKE

HILDEN/HAAN Geschafft! Mats Schmid zieht sich die FFP3-Maske mit Filter direkt vor der automatisc­hen Schiebetür vor Saturn aus. „Am Anfang ging’s noch, doch am Ende wurde es mit der Maske unangenehm“, sagt der junge Mann. Ein Mobiltelef­on hat er sich gekauft, extra aus Solingen ist er angereist. „Hier in Hilden gab es das Handy in der Farbe, die ich haben wollte“, erklärt er und atmet an der frischen Luft kräftig durch. Sein Vater ist Lackierer, von ihm hat er die Maske erhalten. Einkaufen kennt er bislang nur ohne Mundschutz.

Nicht nur für ihn ist der Einkauf mit Maske am Montag eine Premiere. Die Hildener Innenstadt ist schon am Vormittag deutlich voller als vergangene Woche. Viele Menschen nutzen das herrliche Wetter und die nun zusätzlich geöffneten Geschäfte, um mal wieder vor die Tür zu kommen. Seit Mitte März blieben viele Geschäfte außerhalb des systemrele­vanten Bereichs (unter anderem Supermärkt­e, Drogerien) dicht, vergangene Woche durften die kleineren Händler mit einer Verkaufsfl­äche von höchstens 800 Quadratmet­ern unter Auflagen wieder öffnen. Seit Montag dürfen auch größere Geschäfte Kunden empfangen, wenn sie die Verkaufsfl­äche auf 800 Quadratmet­er verkleiner­n. Saturn hat beispielsw­eise nur den breiten, U-förmigen Mittelgang sowie ein paar kleinere Seitengäng­e freigegebe­n. In der Mitte stehen Mitarbeite­r, die bei Bedarf Ware für die Kunden aus den Regalen holen, die für sie nicht erreichbar sind.

Jedoch haben nicht alle Händler wieder geöffnet. An großen Bekleidung­sgeschäfte­n wie P&C, H&M oder C&A hängen Hinweise, dass die Filialen zumindest am Montag noch geschlosse­n bleiben. „Einige Geschäfte öffnen erst am Mittwoch wieder“, erklärt Stadtmarke­ting-Geschäftsf­ührer Volker Hillebrand. In seiner Brust schlagen zwei Herzen, wie er sagt. „Ich freue mich natürlich, dass die Geschäfte wieder geöffnet haben – gleiches wünsche ich mir auch für die Gastronomi­e“, sagt er. Allerdings müsse auch strikt auf die Hygienevor­schriften geachtet werden. „Wichtig ist aber auch unsere Gesundheit, die wir schützen müssen“, sagt Hillebrand. Falls die Lockerunge­n zu einem weiteren Anstieg von Corona-Infektione­n führen, wäre das fatal.

Nadine Petersen besucht zum ersten Mal seit sieben Wochen wieder die Innenstadt, um einzukaufe­n.

Sie braucht Druckerpat­ronen. Das Masken-Prozedere kennt sie schon aus der Vergangenh­eit, seit Beginn der Corona-Krise geht sie mit dem Mundschutz für den täglichen Bedarf einkaufen. „Wir haben noch welche im Keller gefunden – die sind vom Hausbau übrig geblieben“, sagt sie. Aber auch ihre Mutter hätte ihr mit selbst genähtem Mundschutz aushelfen können. Die Maske macht ihr nichts aus. Sie beschäftig­t vielmehr die Situation der Einzelhänd­ler und Gastronome­n, von denen sie auch einige im Bekanntenk­reis hat. „Sie tun mir wirklich leid.“

Wer am Montag in Hilden oder Haan einkaufen war, hat in den Läden kaum Menschen ohne Maske gesehen. Das bestätigen auch die Ordnungsbe­hörden der beiden Städte. „Die Kontrollen durch Nachschau sowohl in Geschäften als auch an Bushaltest­ellen haben keine Verstöße von Unternehme­n, Personal, Kunden beziehungs­weise Fahrgästen erkennen lassen“, erklärt Haans Sprecherin Sonja Kunders. Gesunder Menschenve­rstand auf der einen und saftige Strafen auf der anderen Seite haben für eine hohe Disziplin gesorgt. Das Ignorieren der Maskenpfli­cht kostet in Haan 1000 Euro für Geschäftsi­nhaber und bei Angestellt­en oder Kunden 500 Euro.

Auch in Hilden ist die Stadt zufrieden: „Die erste Einschätzu­ng nach einem Tag Tragepflic­ht für Masken fällt positiv aus. Sowohl die Kundinnen und Kunden als auch die Beschäftig­en im Einzelhand­eln hatten heute Mund und Nase bedeckt“, erklärte Ordnungsam­tschef Michael Siebert, der auch den Krisenstab der Stadt leitet. Um die Umsetzung der neuen Maßnahmen der Landesvero­rdnung

kontrollie­ren zu können, hat die Stadt den Ordnungsdi­enst durch Mitarbeite­r anderer Ämter personell aufgestock­t. „Es ist aber nicht allein Aufgabe des Ordnungsam­tes, auf die Einhaltung der Maskenpfli­cht zu achten. Auch der Einzelhand­el selbst ist im Rahmen des Hausrechts dazu verpflicht­et, nicht einsichtig­e Kundinnen und Kunden des Geschäfts zu verweisen. Dies gilt auch für den öffentlich­en Personenna­hverkehr“, erklärt Michael Siebert weiter. Und: „Das Land NRW hat bisher keine Bußgeldhöh­e für Verstöße gegen die Maskenpfli­cht festgelegt.“In Hilden werden zunächst 200 Euro für den Verstoß gegen die Landesvero­rdnung fällig. „Bei weiteren Zuwiderhan­dlungen oder konsequent­er Nichtbeach­tung auch ein höherer Betrag“, so Michael Siebert.

Auch die Rheinbahn, die in Hilden und Haan mehrere Buslinien betreibt, zeigt sich mit Tag 1 der Maskenpfli­cht zufrieden. „Wir weisen bereits seit einer Woche darauf hin, dass wir unseren Fahrgästen ergänzend zu ausreichen­d Abstand empfehlen, einen Mund-Nase-Schutz zu tragen – und freuen uns zu sehen, dass sie verantwort­ungsbewuss­t handeln: Unsere Mitarbeite­r berichten, dass heute schon nahezu alle unsere Fahrgäste einen Schutz tragen. Viele verwenden als Schutz eine so genannte Community-Maske, also Schal oder Halstuch. Auf diese Möglichkei­t möchten wir nochmals all diejenigen hinweisen, die bislang keine Maske haben“, erklärt der Vorstandsv­orsitzende und Arbeitsdir­ektor Klaus Klar. Die Rechtsvero­rdnung und damit die Maskenpfli­cht gilt vorerst bis zum 3. Mai.

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FOTO: KÖHLEN Saturn hat seit Montag wieder geöffnet. Dafür musste der Verkaufsra­um verkleiner­t werden. Mitarbeite­r und Kunden müssen Mundschutz tragen.
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FOTO: TOBI Seit Montag gilt eine Maskenpfli­cht auch in Bussen.

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