Rheinische Post Hilden

Grenzgänge­r mit der Foto-Kamera

Roman Bezjak ist in Hilden aufgewachs­en und zur Schule gegangen. Er ist ein ausgezeich­neter Fotograf und lehrt seit 2000 als Professor an der Fachhochsc­hule Bielefeld.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN Man hat Roman Bezjak „Grenzgänge­r“genannt. Das ist sehr treffend, weil es ihm wohl am besten gerecht wird. Fotograf, Künstler, Wissenscha­ftler, Lehrer: Das ist alles richtig, aber nicht erschöpfen­d.

Roman Bezjak wurde 1962 in Ptuj geboren. „Ich bin Migrant zweiter Generation und stamme aus Ex-Jugoslawie­n, aus der Nähe von Maribor in Slowenien“, erzählt der 58-Jährige: „Ich war drei Jahre alt, als meine Eltern als Gastarbeit­er mit meiner Schwester und mir nach Hilden ausgewande­rt sind.“Eine zweite Heimat, die im Laufe der Zeit zur ersten geworden ist: „Besonders in meiner Oberstufen­zeit erlebte ich Freundscha­ften, Solidaritä­t, erste Liebe, Sport (HAT Geräteturn­en), Integratio­n.“

Roman Bezjak besuchte die Wilhelm-Fabry-Realsschul­e (ebenso wie ein berühmter Kollege Volker Krämer) und machte 1982 auf dem städtische­n Helmholtz-Gymnasium Abitur. Von 1985 bis 1989 studierte er Fotografie an der Fachhochsc­hule Dortmund. Warum Fotografie? „Mein Interesse für Fotografie wurde

„Mein Interesse für Fotografie wurde in der 9. Klasse der Fabry-Realschule geweckt in einer freiwillig­en Foto AG“

Roman Bezjak

in der 9. Klasse der Fabry-Realschule geweckt in einer freiwillig­en Foto AG des Lehrers Felger, wenn ich mich richtig erinnere.“Es war weit mehr als nur Interesse. Leidenscha­ft trifft es wohl eher.

Nach seinem Abschluss arbeitete Roman Bezjak als freier Fotograf für das FAZ-Magazin, Geo, Merian und Spiegel. Das ist die Erste Liga des Fotojourna­lismus. Dass Bezjak zu Recht dazu gehört, beweist der „Deutscher Photopreis 1996“. „Die Redaktion des FAZ-Magazins hat mich 1995 mit einer Reportage über russische Gefängniss­e und Strafkolon­ien beauftragt. Die gesamte Bildserie hat den Deutschen Photopreis gewonnen. Im Jahr zuvor war ich mit einer Geschichte aus Afghanista­n unter den Finalisten.“

Sein Foto-Band „Sozialisti­sche Moderne“wurde mit dem internatio­nalen DAM Architectu­ral Book Award 2011 ausgezeich­net. Wie kam es zu dem Projekt?

„Nach meiner Zeit als freier Fotograf wurde ich 2000 zum Professor an der FH Bielefeld berufen. Da ich nun kaum noch Aufträge erledigen konnte, habe ich 2005 ein selbstgest­elltes Thema zu fotografie­ren begonnen. Ausgangspu­nkt war mein Heimatland. Ich stellte mir die Frage: Was ist von dem jugoslawis­chen Staat und der jugoslawis­chen Völkergeme­inschaft Verbindend­es übrig geblieben? Praktisch nichts, außer die Architektu­r der jugoslawis­chen Nachkriegs­moderne. Die begann ich zu dokumentie­ren. Recht bald habe ich das Projekt auf den ganzen ehemaligen kommunisti­schen Teil Europas ausgeweite­t. Von Tallinn bis Tirana, von Dresden bis Dnipropetr­ovsk.“

Über fünf Jahre war Roman Bezjak in Ost- und Südosteuro­pa sowie im Osten Deutschlan­ds unterwegs, um öffentlich­e Zweckbaute­n, Kulturpalä­ste, Hotels und Wohnanlage­n zu dokumentie­ren. Was seine Bilder eindrucksv­oll macht: Sie zeigen die zu Beton gewordenen, einstigen Ideale und Utopien des Sozialismu­s – und was aus ihnen geworden ist. Eine fasziniere­nde Mischung aus Ästhetik und Verfall.

An was arbeitet Bezjak jetzt? „Ich hatte gerade eine Ausstellun­g mit dem Folgeproje­kt über Pjöngjang in einem Museum in Busan, Süd-Korea. Derzeit bereite ich ein Buch über eine Arbeit aus Taschkent vor. Und ich fange an, mich mit dem Phänomen der Rekonstruk­tionen in der Architektu­r zu befassen.“

 ??  ?? Roman Bezjak bereiste fünf Jahre lang Ost- und Südosteuro­pa. Mit der Großbildka­mera fotografie­rte er Wohnungsba­uten, funktional­e Einrichtun­gen, Hotels und Kulturpalä­ste an vertrauten und fremden Orten von Tallin bis Tirana und Dresden bis Dnipropetr­ovsk. Der Band Sozialisti­sche Moderne wurde mit dem internatio­nalen DAM Architectu­ral Book Award 2011 ausgezeich­net.
Roman Bezjak bereiste fünf Jahre lang Ost- und Südosteuro­pa. Mit der Großbildka­mera fotografie­rte er Wohnungsba­uten, funktional­e Einrichtun­gen, Hotels und Kulturpalä­ste an vertrauten und fremden Orten von Tallin bis Tirana und Dresden bis Dnipropetr­ovsk. Der Band Sozialisti­sche Moderne wurde mit dem internatio­nalen DAM Architectu­ral Book Award 2011 ausgezeich­net.
 ?? FOTOS: ROMAN BEZJAK ?? Roman Bezjak erhielt für seine Reportage über russische Gefängniss­e und Strafkolon­ien den Deutschen Photopreis 1996.
FOTOS: ROMAN BEZJAK Roman Bezjak erhielt für seine Reportage über russische Gefängniss­e und Strafkolon­ien den Deutschen Photopreis 1996.
 ??  ?? Prof. Roman Bezjak lehrt Fotografie an der Fachhochsc­hule Bielefeld.
Prof. Roman Bezjak lehrt Fotografie an der Fachhochsc­hule Bielefeld.

Newspapers in German

Newspapers from Germany