Rheinische Post Hilden

Haaner Professor Bölke rät zur Vorsicht bei Mundschutz

Der Radiologe und Intensivme­diziner warnt, für manche Menschen sei das Tragen einer Maske sogar gesundheit­sschädlich.

- VON PETER CLEMENT

HAAN Als Ratsmitgli­ed der CDU hat er im März bei der coronabedi­ngten Sitzung des Stadtrats in der Aula des Schulzentr­ums Walder Straße selbst Mundschutz getragen. Und auch beruflich spielt das Schutz-Utensil für den Haaner Medizinpro­fessor eine wichtige Rolle. Doch gerade weil er sich damit auskennt, hat Edwin Bölke jetzt vor einem Tragen der Maske zu jeder Zeit und überall gewarnt.

In einem Interview mit dem Deutschen Ärzteblatt sagt der Geschäftsf­ührende Oberarzt an der Klinik für Strahlenth­erapie und Radioonkol­ogie des Universitä­tsklinikum Düsseldorf: „Nicht für jeden ist das Tragen einer Maske unbedenkli­ch.“Das gelte für bestimmte Patienten mit einer Angina pectoris, einer Lungenerkr­ankung (COPD) beziehungs­weise eingeschrä­nkter Lungenfunk­tion.

Bei starker körperlich­er Anstrengun­g bestehe für diese Personengr­uppe die Gefahr, dass der pH-Wert im Blut sinke. Die ersten Frühsympto­me, wenn zu viel Kohlendiox­id eingeatmet wird, seien Kopfschmer­zen und Übelkeit. „Man merkt dies, wenn man sehr lange eine Stoffmaske mit erhöhtem Widerstand trägt“, sagt Bölke. Weitere Symptome können Hautrötung, Muskelzuck­ungen, Extrasysto­len beim Herzschlag sein. Im fortgeschr­ittenen Stadium tauchen dem Mediziner zufolge möglicherw­eise Panik, Krampfanfä­lle oder Bewusstsei­nsstörunge­n auf. Am Ende kann Atemversag­en stehen.

Auch in Haan herrscht seit dieser Woche Maskenpfli­cht in Bus und Bahn sowie beim Einkauf. Viel wichtiger als die Schutzmask­en sieht der Medizinpro­fessor jedoch das Abstandsge­bot an: „Meiner Meinung nach sind sogar eher zwei Meter angebracht, als die vorgeschri­ebenen 1,5“, sagt er der RP. Mittlerwei­le könne man davon ausgehen, dass die Aerosole (winzige Wassertröp­fchen, die wir beim Sprechen und Ausatmen verbreiten) auch Viren transporti­eren. Da helfe vor allem genug räumliche Distanz.

Die richtige Verwendung der Maske sei allerdings Grundvorau­ssetzung für eine Schutzwirk­ung, betont Bölke im Ärzteblatt-Interview. Sehr hilfreich wäre ihm zufolge „ein vor der Tagesschau ausgestrah­lter Werbespot über das richtige Anlegen und Abnehmen des Mund-Nasen-Schutzes und dessen Desinfekti­on“. Echten Schutz vor Viren bieten nach Auffassung des Intensivme­diziners ohnehin nur die sogenannte­n FFP3-Masken. Die allerdings schützten nur den Träger, da keine Filterung der Ausatemluf­t erfolge. Sie öffentlich zu tragen, sei daher unsolidari­sch.

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FOTO: BÜRO NOLL Edwin Bölke ist Radiologe und Intensivme­diziner. Er sitzt zudem für die CDU im Haaner Rat.

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