Haaner Professor Bölke rät zur Vorsicht bei Mundschutz
Der Radiologe und Intensivmediziner warnt, für manche Menschen sei das Tragen einer Maske sogar gesundheitsschädlich.
HAAN Als Ratsmitglied der CDU hat er im März bei der coronabedingten Sitzung des Stadtrats in der Aula des Schulzentrums Walder Straße selbst Mundschutz getragen. Und auch beruflich spielt das Schutz-Utensil für den Haaner Medizinprofessor eine wichtige Rolle. Doch gerade weil er sich damit auskennt, hat Edwin Bölke jetzt vor einem Tragen der Maske zu jeder Zeit und überall gewarnt.
In einem Interview mit dem Deutschen Ärzteblatt sagt der Geschäftsführende Oberarzt an der Klinik für Strahlentherapie und Radioonkologie des Universitätsklinikum Düsseldorf: „Nicht für jeden ist das Tragen einer Maske unbedenklich.“Das gelte für bestimmte Patienten mit einer Angina pectoris, einer Lungenerkrankung (COPD) beziehungsweise eingeschränkter Lungenfunktion.
Bei starker körperlicher Anstrengung bestehe für diese Personengruppe die Gefahr, dass der pH-Wert im Blut sinke. Die ersten Frühsymptome, wenn zu viel Kohlendioxid eingeatmet wird, seien Kopfschmerzen und Übelkeit. „Man merkt dies, wenn man sehr lange eine Stoffmaske mit erhöhtem Widerstand trägt“, sagt Bölke. Weitere Symptome können Hautrötung, Muskelzuckungen, Extrasystolen beim Herzschlag sein. Im fortgeschrittenen Stadium tauchen dem Mediziner zufolge möglicherweise Panik, Krampfanfälle oder Bewusstseinsstörungen auf. Am Ende kann Atemversagen stehen.
Auch in Haan herrscht seit dieser Woche Maskenpflicht in Bus und Bahn sowie beim Einkauf. Viel wichtiger als die Schutzmasken sieht der Medizinprofessor jedoch das Abstandsgebot an: „Meiner Meinung nach sind sogar eher zwei Meter angebracht, als die vorgeschriebenen 1,5“, sagt er der RP. Mittlerweile könne man davon ausgehen, dass die Aerosole (winzige Wassertröpfchen, die wir beim Sprechen und Ausatmen verbreiten) auch Viren transportieren. Da helfe vor allem genug räumliche Distanz.
Die richtige Verwendung der Maske sei allerdings Grundvoraussetzung für eine Schutzwirkung, betont Bölke im Ärzteblatt-Interview. Sehr hilfreich wäre ihm zufolge „ein vor der Tagesschau ausgestrahlter Werbespot über das richtige Anlegen und Abnehmen des Mund-Nasen-Schutzes und dessen Desinfektion“. Echten Schutz vor Viren bieten nach Auffassung des Intensivmediziners ohnehin nur die sogenannten FFP3-Masken. Die allerdings schützten nur den Träger, da keine Filterung der Ausatemluft erfolge. Sie öffentlich zu tragen, sei daher unsolidarisch.