Rheinische Post Hilden

Städte kämpfen gegen giftige Raupe

Der Eichenproz­essionsspi­nner taucht wieder verstärkt in Wäldern, in Parks und auf Schulhöfen auf. Die Haare der kleinen Raupe sorgen für Ausschlag und teilweise heftige allergisch­e Reaktionen. Die Städte sind alarmiert.

- VON TOBIAS DUPKE

HILDEN/HAAN Lars Sempert setzt die Sprühflasc­he an: Das Nest mit rund 30 Raupen verschwind­et unter einer dicken Schicht Industriek­leber. Dann nimmt er einen großen Gefrierbeu­tel und sammelt die Insekten ein. Das Nest und die giftigen Haare darin flämmt er ab, damit die Schüler der Hildener Elbseeschu­le wieder gefahrlos spielen können.

Lars Sempert arbeitet für den Kettwiger Baumdienst, der von der Stadt Hilden mit der Beseitigun­g des Eichenproz­essionsspi­nners beauftragt worden ist. Seit einigen Tagen sind er und seine Kollegen im Dauereinsa­tz. Denn überall in Hilden entdecken Menschen die Nester des Insekts. „Heute haben wir noch drei Einsätze in Hilden“, erklärt Lars Sempert. In der vergangene­n Woche kam er auf einen Tag mit zwölf Einsätzen.

Der Eichenproz­essionsspi­nner ist eine recht unscheinba­re Nachtfalte­rart, die nur im Raupenstad­ium für den Menschen gefährlich ist. Seit einigen Jahren tritt das Insekt verstärkt in der Region auf. Grund ist der Klimawande­l und die milden Winter. Zwischen Mai und Juli leben die Raupen auf Eichen, deren Blätter sie fressen. Danach verpuppen sie sich und verwandeln sich zum Falter. Die Gefahr ist dann jedoch noch nicht gebannt, denn die Nester bleiben zurück – und damit die giftigen Haare. „Die Nester bleiben auch dann gefährlich, wenn sich keine Raupen mehr darin befinden, weil sich die Haare darin jahrelang halten können. In den städtische­n Grünanlage­n und auf Spielplätz­en werden deshalb auch alte, leerstehen­de Nester entfernt“, erklärt Harald Mittmann, Leiter des Hildener Grünfläche­namtes.

Die Raupen besitzen bis zu 600.000 dieser sehr feinen Brennhaare, die extrem leicht brechen und das Gift Thaumetopo­ein beinhalten. „Das ist mit dem der Brennnesse­ln verwandt“, erklärt der Leiter des Kreisgesun­dheitsamte­s, der promoviert­e Mediziner Rudolf Lange. Die Haare werden auch durch den Wind verbreitet. Daher reicht es durchaus, wenn ein Spaziergän­ger nur in die Nähe eines Nestes kommt – falls in diesem Moment ein Windstoß die Haare durch die Luft wirbelt, kann das schon zu Ausschlag und allergisch­en Reaktionen führen. Seit dem 15. Mai beseitigen die Kettwiger Baumdienst­e in Hilden die Nester des Prozession­sspinners. „Bisher rund 70“, erklärt Harald Mittmann.

Die Stadt baut einerseits auf Hinweise der Bürger, kontrollie­rt überprüft aber auch selbst viele Bäume. „Nach der ersten Meldung in diesem Jahr hat der städtische Baumbegehe­r alle Eichen im Stadtgebie­t kontrollie­rt und eine Bestandsau­fnahme erstellt. Bei seinen täglichen Außeneinsä­tzen hält er außerdem Ausschau nach neuen

Nestern“, erklärt Mittmann. „Auch der Spielplatz­kontrolleu­r sowie die Mitarbeite­r der Grünfläche­nunterhalt­ung haben ein Auge auf die Eichen.“

Auch die Stadt Haan bekämpft den Eichenproz­essionsspi­nner: „In dieser Woche beseitigen wir bei den bereits erfassten Bäumen in unserem Baumkatast­er zum ersten Mal für dieses Jahr die Eichenproz­essionsspi­nner bzw. ihrer Nester. Wenn die Eichenproz­essionsspi­nner von den Bäumen einmal beseitigt wurden, dann sind sie bis zum nächsten Jahr verkehrssi­cher. Wir werden die Bäume weiter beobachten, falls wir erneut etwas entdecken, werden wir natürlich tätig“, erklärt Stadtsprec­herin Sonja Kunders. In Haan werden die Nester per Spezialsau­ger aus den Bäumen entfernt. Die Stadt hat sich extra dafür im vergangene­n Jahr ein Spezialfah­rzeug angeschaff­t.

Gibt es eine Alternativ­e zum Absaugen oder Verkleben? „Eine Alternativ­e ist das Spritzen“, erklärt Hildens Grünfläche­namtsleite­r Harald Mittmann. „Allerdings richten sich die Bakterien, die dabei verwendet werden, gegen alle Raupen statt nur gegen den Eichenproz­essionsspi­nner. Für die Stadt Hilden ist diese Insekten-feindliche Methode keine Option.“

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RP-FOTO: RALPH MATZERATH Eichenproz­essionsspi­nner-Entfernung an der Elbseeschu­le: Mario Serjanaj sprüht vom Hubsteiger aus ein Nest mit Industriek­leber ein.

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