Ein Vermögen aufzubauen ist gar nicht so schwer, wenn man einige Regeln einhält. Finanzwissenschaftler erklären auch, ob und wie das Vermögen ausreicht, um im Alter seinen Lebensstandard zu halten.
Wir sind ein Volk von Sparern: 2400 Milliarden Euro liegen aktuell an Kundeneinlagen bei deutschen Banken – damit sind wir Europameister. So beruhigend es in Krisenzeiten ist, genügend liquides Vermögen angespart zu haben, so wenig Nutzen bringen Sparkonten, Tages- oder Festgelder. Denn angesichts der aktuellen Zinslage verliert dieses Geld im Laufe der Zeit immer mehr an Wert. Dabei sparen ja die meisten Menschen, um sich in Zukunft etwas Gutes leisten zu können, ihren Lebensunterhalt zu bestreiten oder ihren Lebensabend besser gestalten zu können.
Wer spart, verzichtet aktuell auf Konsum. „Wird das gesparte Geld gut angelegt, steht es zu einem späteren Zeitpunkt zuzüglich der erzielten Rendite
zur Verfügung. Eine hohe Rendite ermöglicht damit einen höheren Konsum in späteren Perioden und unterstützt das von uns definierte Ziel der Maximierung des Konsums über das Leben“, heißt es dazu in dem neuen Buch „Die genial einfache Vermögensstrategie“, das der einflussreiche Ökonomie-Professor Martin Weber gemeinsam mit vier weiteren Finanzwissenschaftlern jetzt herausgebracht hat.
Das Buch ist uns aufgefallen, denn gut lesbare Bücher von Wissenschaftlern zu Geldfragen sind selten. Dabei können sie Anlegern im Auf und Ab der Finanzmärkte mitunter die Übersicht verschaffen, die sie im Alltag selbst nicht haben können. Wie spare ich mein Geld am besten, damit es möglichst gute Renditen erzielt und ich möglichst wenig Risiken eingehe? Am Ende sind auf 255 Seiten nicht nur die neuesten (und einige schon länger bekannte) Erkenntnisse aus der Finanzforschung zusammengetragen worden, sondern auch klare Hilfestellungen der Autoren für den Aufbau eines Vermögens.
„So gelingt die finanzielle Unabhängigkeit“, verspricht der Untertitel des Buches. Das ist nicht zu vollmundig, denn Weber und seine Kollegen gehen ausführlich auf das Lebenszykluskonzept ein: Vermögen, Einkommen und Konsum beeinflussen maßgeblich, ob es uns gelingt, im Lauf unseres Lebens tatsächlich die finanzielle Unabhängigkeit zu erreichen. Vielen Menschen gelingt dies nicht, weil sie öfter mal falsche Investment-Entscheidungen treffen – oder eben auch mal keine Entscheidung, wie die hohen Spargeldeinlagen zeigen.
Ihr Wissen haben die Wissenschaftler gut verpackt, sie zeigen auf, wie jeder mit einer konsequenten Vermögensstrategie tatsächlich zu Vermögen kommt. Hier kommen wir zu einer weiteren Eigenheit der deutschen Anleger: Das Vermögen der Haushalte steigt mit zunehmenden Alter – und zwar auch dann, wenn die Menschen in die Rente gehen. „Die meisten Menschen vermeiden also das Entsparen im Alter. Ihr Leben lang bleibt das monatliche Einkommen höher als der monatliche Konsum. Am Ende freuen sich darüber wohl vor allem die Erben“, konstatieren die Autoren. Gut, dass sie daher auch ein Kapitel dem Thema „Entspar-Strategien im Alter“gewidmet haben.
Genau an dieser Stelle setzt ein zweites Buch an, das wir an dieser Stelle ebenfalls empfehlen. Gerd Kommer, jener Spezialist
für ETFs (Exchange Traded Funds, börsengehandelte Indexfonds), dessen preisgekröntes Werk „Souverän investieren mit Indexfonds und ETFs“seit vielen Jahren zur Pflichtlektüre für Anleger gehört, hat jetzt ein Buch herausgebracht, das alle anspricht, die bald in Rente gehen oder bereits in Rente sind und ihr Vermögen nutzen (wollen oder müssen), um ihren Lebensabend gut gestalten zu können. Denn mit der gesetzlichen Rente allein werden es vor allem künftige Rentner-Generationen nicht schaffen, ihren Lebensstandard auch nur annähernd halten zu können.
„Souverän investieren vor und im Ruhestand. Mit ETFs Ihren Lebensstandard und Ihre Vermögensziele sichern“lautet der Titel des neuen Buches, das damit gleichzeitig ein Versprechen ist. Und die Leser werden nicht enttäuscht. Fundiert und detailliert erklärt der Münchner Vermögensverwalter die Grundlagen der Finanzportfolio-Verwaltung: Risiko-Streuung, Kosten, Weltportfolio, Sparpläne bis hin zur Versorgung des Partners, Schenkungen und gar Stiftungen – so weit reicht die Bandbreite.
Vor allem auf eine der entscheidenden Fragen liefert Gerd Kommer reichlich Antworten:
„Reicht mein Geld?“Lesenswert sind insbesondere die Seiten, die sich mit Auszahl-Strategien befassen. Denn auch Geldausgeben will gelernt sein – und so zeigt Kommer auf, wie es gelingt, sein Vermögen auch über lange Zeiträume von 20, 30 oder mehr Jahren so zu gestalten, dass damit der Lebensabend zumindest finanziell entspannt bleibt.