Herkulesaufgabe Wasserstoff
Das Industrieland NRW steht vor dem nächsten Strukturwandel. Nach dem Aus für die Stein- und Braunkohle muss sich die hiesige Wirtschaft mit Blick auf die ambitionierten Klimaziele neu erfinden. Dabei auf Wasserstoff zu setzen, ist grundsätzlich ein logischer Schritt. Es ist schon einmal ein gutes Signal, dass sich Nordrhein-Westfalen in diesem neuen Verteilungskampf in Stellung bringt. Dass der Ministerpräsident persönlich zum Gipfel lädt und die Vorstandschefs der großen Konzerne kommen, zeigt zumindest, dass das Thema an entscheidender Stelle ernst genommen wird.
Armin Laschet will nach eigenen Worten Tempo machen und für NRW einen größtmöglichen Anteil der derzeit sprudelnden Fördersummen an Land ziehen. Dass man sich schon in wenigen Wochen erneut treffen will, um über das Vorankommen der Projekte zu beraten, soll diesen Wunsch nach Schnelligkeit noch einmal unterstreichen.
Wichtig ist aber, dass es nicht bei Symbolik bleibt. Die Umstellung auf den Wasserstoff ist eine Herkulesaufgabe. Allein die Frage nach der nötigen Pipeline-Infrastruktur ist alles andere als banal und erfordert lange Planungszeiträume – das zeigt beispielhaft der stockende Trassenausbau bei der Energiewende. Und das Strategiepapier der nordrhein-westfälischen Konzerne beschreibt ja selbst, wie gigantisch der Bedarf ist, den es mit der in hiesigen Regionen nur schwer herzustellenden Ressource Wasserstoff zu decken gilt. Die Idee, mit Solarenergie aus Nordafrika den Energiehunger der Europäer zu stillen, ist nicht neu. Das Projekt Desertec ist zum Sinnbild dafür geworden, wie sich deutsche Konzernlenker erst in Euphorie redeten, um dann an der Realität kläglich zu scheitern. Die Frage nach der Herkunft des Wasserstoffs muss rasch beantwortet werden.
BERICHT VIER MILLIARDEN FÜR GRÜNE ENERGIE, WIRTSCHAFT