Rheinische Post Hilden

Tagebuch: „Gott, du kannst ein Arsch sein!“

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Sachbuch Es ist die Geschichte von Stefanie. Sie ist gerade 15 geworden, als sie erfährt, dass sie ihr 16. Lebensjahr nicht mehr erleben wird. Die Krebsdiagn­ose macht einen brutalen Strich durch die Planung ihres Lebens, das doch eben erst begonnen hat. In ihrem Tagebuch schreibt sie fortan, was ihr im Leben wichtig ist. Bekannt wurde Stefanies Schicksal kürzlich noch einmal mit der gleichnami­gen Kinoverfil­mung, jetzt ist ihr Bericht „Gott, du kannst ein Arsch sein!“als Taschenbuc­h neu aufgelegt worden. Etwas anders als in der Verfilmung wird in dem Buch deutlich, wie wichtig es Stefanie gewesen ist, auch mit Worten Abschied zu nehmen: „Mit liebevolle­n Gedanken an alle, die wegen mir weinen mussten.“los

Info „Gott, du kannst ein Arsch sein!“, Heyne, 176 S., 9,99 Euro

Klassik „Junger Freund, blasen

Sie immer so wie heute, und die ganze Welt steht Ihnen offen.“Dieses kapitale Lob zollte niemand Geringerer als Richard Wagner einem Musiker, der eine erstaunlic­he Karriere hinter sich gebracht hatte. Richard Mühlfeld war eigentlich zweiter Geiger in der Meininger Hofkapelle, doch sein Leben lang hatte er den Klang der Klarinette im Ohr. Das Instrument hatte er sich autodidakt­isch beigebrach­t, und dann gelang ihm in seinem eigenen Orchester der Stuhl- und Pultwechse­l – vom Hinterbänk­ler sozusagen in die Kabinettsr­iege. Wagner hörte ihn, als Mühlfeld bei den Bayreuther Festspiele­n im Jahr 1876 im „Ring des Nibelungen“mitspielte.

Eine ähnliche, wenngleich von Anfang an doppelglei­sige Ausbildung erlangte Jörg Widmann (1973 in München geboren). Mit der Klarinette begann er mit sieben, mit dem Kompositio­nsunterric­ht mit acht Jahren. Später wurden Hans Werner Henze und Wolfgang Rihm seine Lehrer. Heute ist er als Doppelbega­bung weltweit gefragt. Eine neue CD des Labels ECM Records weist uns nachdrückl­ich auf diese zwei Kompetenze­n hin. Widmann musiziert gemeinsam mit dem großartige­n Pianist András Schiff, beide kümmern sich hingebungs­voll und doch mit aller Vorsicht um die beiden späten Sonaten für Klarinette und Klavier von Johannes Brahms. Vorsicht bedeutet hier: Nicht zu viel Ton, nicht zu viel Euphorie. Überschwan­g liebte Brahms ohne Zweifel, doch manchmal wirkt er bei weniger diskreten Musiker

Brahms-Sonaten mit Widmann und Schiff

wie ein digital gespeicher­tes Bild, bei dessen Bearbeitun­g auf dem Rechner die Farbskala bis zum Anschlag hochgezoge­n wird. Zwischen diesen beiden Meisterwer­ken hören wir, was der Klarinetti­st Widmann als Komponist kann, und weil er Schiff als Interprete­n hat, klingen die „Intermezzi“für Klavier hinreißend. Natürlich winken sie zu Johannes Brahms hinüber, der ebenfalls „Intermezzi“komponiert hat. So hängt denn wieder mal alles mit allem zusammen.

Wolfram Goertz

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FOTO: DPA Szene aus der Verfilmung mit Heike Makatsch und Til Schweiger.
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14,99 Euro
„Bare As Bone, Bright As Blood“, Pretty Things, Madfish, 14,99 Euro

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