Neue Klimastrategie für Deutschland
Wälder sollen umgestaltet und Fassaden von Gebäuden begrünt werden.
BERLIN Hitzewellen, Dürresommer, Waldbrände, Starkregenereignisse und Überschwemmungen – diese Folgen des Klimawandels werden schon bald noch häufiger in Deutschland zu spüren sein. Die Bundesregierung will die Anpassung an diese Wirkungen der Erderwärmung deshalb gezielter finanziell fördern und dabei erstmals auch soziale Einrichtungen wie Krankenhäuser und Pflegeheime einbeziehen. Das Kabinett nickte die aufgefrischte Klima-Anpassungsstrategie von Umweltministerin Svenja Schulze (SPD) am Mittwoch ab.
Der Klimawandel ist schon weit fortgeschritten und macht vor Deutschland nicht halt. Seit 1881 stieg die Durchschnittstemperatur hierzulande um rund 1,5 Grad. Allein in den vergangenen fünf Jahren seien es 0,3 Grad gewesen, so Schulze. Als Konsequenz häufen sich Überschwemmungen an Flüssen und Küsten, Hitzerekorde in den Städten und Dürrephänomene auf den Feldern, die die Ernten zerstören. Der Klimawandel bedroht zunehmend auch den deutschen Wald.
Die Umweltministerin hat in ihrer Anpassungsstrategie nun 188 Maßnahmen verschiedener Ministerien gebündelt, die Deutschland „klimafester“machen sollen. Die Ausgaben summieren sich auf rund 1,5 Milliarden Euro pro Jahr. Darin enthalten sind auch Forschungs- und Städtebau-Programme, die nur teilweise dem Klimaschutz zugerechnet werden können.
Enthalten ist erstmals ein neues Förderprogramm in Höhe von 150 Millionen Euro für Pflegeheime, Kitas, Krankenhäuser und andere soziale Einrichtungen. Es soll den Trägern helfen, Patienten, Kinder und Heimbewohner durch Investitionen besser vor den Klimafolgen zu schützen. So sollen etwa Schattenplätze geschaffen, Trinkbrunnen aufgestellt, Dächer und Fassaden zur Kühlung begrünt werden.
Ein Waldklimafonds soll zudem beim Waldumbau helfen: Statt Monokulturen, die besonders anfällig für Stürme, Schädlinge und Trockenheit sind, sollen artenreichere Wälder geschaffen und vor allem auch erhalten werden. Ein „Nationaler Wasserdialog“solle zudem klären, wie überall in Deutschland die Wasserversorgung sichergestellt werden könne, sagte Schulze.
Da die Temperaturen in Städten mit ihren vielen Fassaden und versiegelten Böden bis zu zehn Grad wärmer werden können als auf dem Land, will der Bund die Pflanzung von Straßenbäumen sowie die Schaffung von Parks und Seen zur Kühlung stärker fördern. Zudem müsse mehr Baumaterial eingesetzt werden, das Wasser versickern lässt, sagte Dirk Messner, Chef des Umweltbundesamtes.
Er machte aber auch klar, dass keine Anpassungsstrategie den Klimaschutz ersetzen kann. „Ohne ambitionierten Klimaschutz ist alles nichts“, sagte Messner. Derzeit sei die Welt eher auf dem Weg zu einer Erderwärmung um 3,5 Grad als zu zwei Grad, dem eigentlichen Ziel der Pariser Klimakonferenz.