Die Kunst des Umschaltens
Zwischen Mailand und Madrid liegt für Gladbach der Liga-Alltag in Mainz.
MÖNCHENGLADBACH Sogar Germanisten dürften Spaß haben an der aktuellen Gegnerschaft von Borussia Mönchengladbach haben: Mailand, Mainz, Madrid. Mit dieser hübschen Alliteration haben es die Gladbacher in diesen Tagen zu tun. Teil eins wurde erledigt, im legendären San Siro holte das Team von Marco Rose in der Champions League ein 2:2 und geht nun am Dienstag (21 Uhr/Sky) einigermaßen guter Dinge in das Spiel gegen die „Königlichen“von Real Madrid, die man mit einem Heimerfolg weit hinter sich lassen könnte in der Tabelle.
Zwischen Inter Mailand und Real Madrid liegt Mainz 05, ein ehrenwerter Klub, aber eben einer, dessen Namen nicht den großen Klang der anderen beiden hat und der zudem aktuell das Schlusslicht der Bundesliga ist, weil es bislang sehr schlecht lief in dieser Saison und es noch keinen Punkt gab, aber 2:12 Tore.
Die Borussen müssen in dem Spiel etwas holen. Was in so einer
Saison extrem wichtig ist: das Umschalten. Auf dem Rasen wissen sie genau, wie das geht. Sie haben es in Mailand sogar zu einer Kunstform erhoben, als Florian Neuhaus vor dem 2:1 durch Jonas Hofmann einen Pass spielte, der in der gesamten Fußballwelt für allgemeine Begeisterung sorgte. Binnen weniger Sekunden gelangte der Ball dank der Neuhaus’schen Genialität aus der eigenen Hälfte bis vor und schließlich in das Inter-Tor. Lehrbuch-Autoren dürften flugs die Bleistifte gespitzt haben.
Doch in Mainz ist es auch an anderer Stelle nötig, umzuschalten: im Kopf. Die Kunst in dieser Disziplin ist es, emotional aus den Höhenlagen der Königsklasse in den Liga-Alltag zu wechseln. Indes: Ob Mailand oder Madrid – Borussia war Underdog und wird es auch am Dienstag gegen Real sein, ungeachtet dessen 1:3 im Auftaktspiel gegen Schachtjor Donezk.
In Mainz ist Borussia der Favorit, und nach vier daheim vergebenen Punkten wäre der zweite Saisonsieg ratsam – dort, wo Marco Rose einst zu Hause war. In der Liga folgen dann die Topspiele gegen RB Leipzig und bei Bayer Leverkusen. Rose wird möglichen Missverständnissen, was die Einstellung zum Spiel am Samstag (15.30 Uhr/Sky) betrifft, mit dem „Alle-sind-gleich-Prinzp“vorbeugen: Mailand ist Mainz ist Madrid, so lautet seine Formel. Es gibt kein Groß und Klein, es gibt nur einen Gegner und Roses Ansatz, Fußballspiele zu gewinnen. Nur das zählt. Da schrumpfen Mailand und Madrid regelrecht zusammen.