Ab heute Maskenpflicht in der City
Vor sechs Monaten war Pandemie für die meisten von uns nur ein Fremdwort. Jetzt stecken wir selber drin. Wie fühlt sich das an? Die RP hat Leute zufällig auf der Straße befragt.
HILDEN „Ein Großteil der Corona-Ansteckungen geschieht im privaten Bereich“, sagt Lothar Wieler, Präsident des Robert-Koch-Instituts. Bundesgesundheitsminister Jens Spahn ist jetzt auch infiziert. „Das Virus wird nicht einfach verschwinden“, meint Ärzte-Chef Andreas Gassen. Ab Samstag, 24. Oktober, muss in der Hildener Fußgängerzone von montags bis samstags zwischen 10 und 18 Uhr Maske getragen werden, hat der Kreis am Freitag angeordnet.
Im Stundentakt prasseln Informationen zur Corona-Pandemie auf uns ein. Der Hunger nach Informationen und Einordnung ist groß. Das spürt auch die RP. Was denken soll man sich denn draußen anstecken, wenn man Abstand hält?“
Er bekommt viel Widerspruch. „Ich trage sie draußen und auch beim Sport, wo sie offiziell bis jetzt keine Pflicht ist“, schriebt Anke: „Ich arbeite im medizinischen Bereich und möchte niemanden anstecken, falls ich das Virus bereits trage.“
Tabea sitzt in der Fußgängerzone auf einer Bank und genießt die Herbstsonne – mit Maske. „Die trage ich aber nur, wenn ich sitze“, sagt die 14-Jährige. Die Maske behindere die Atmung: „Wenn ich die die ganze Zeit in der Schule tragen muss, bekomme ich starke Kopfschmerzen.“Trotzdem findet sie das Masken-Gebot richtig. Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte die Bürger gebeten, jetzt mehr zu Hause bleiben. „Ich treffe meine Freunde nur ein bis zweimal in der Woche“, erzählt Tabea. „Aber meinen Freunden fällt das soziale Abstandhalten deutlich schwerer.“
„Ich glaube mittlerweile gar nichts mehr“, gesteht Uschi (69). Sie fühlt sich manchmal von all den Ratschlägen und Informationen überfordert. Sie trägt aber einen MundNase-Schutz: „Weil ich Regeln befolge.“Deshalb hält sie auch Abstand: „Wir haben eine kleine Wandergruppe mit sechs Leuten. Ich bin nicht hingegangen. Ich würde auch jede Einladung ablehnen, wenn zu viele Leute da sind.“
Auch Elke (50) trägt Maske: „Ich finde das Gebot gut. Es gibt mir Sicherheit.“
Sie und ihr Mann sehen im Moment nur Tochter und Enkelkind: „Wir haben keinen Besuch aus Angst, uns anzustecken. Unsere Freunde verstehen das.“Sie und ihr Mann seien in diesem Jahr nicht in Urlaub gefahren: „Das ist nicht schlimm und uns nicht schwer gefallen.“
Mund-Nase-Schutz auch im Freien? „Ja“, sagt Kristian: „Wenn es hilft und andere schützt.“Der 46-Jährige würde im Moment in kein Restaurant gehen – wegen der Ansteckungsgefahr in geschlossenen Räumen. Urlaub hat er in Deutschland gemacht, am Königssee, wo es nicht so voll war. „Früher bin ich um diese Zeit immer noch eine Woche in die Sonne geflogen. Im Moment würde ich aber in keinen Flieger einsteigen.“Abstand halten, Maske tragen auch in der Stadt, das ist für Kristian okay: „Wir werden mit der Corona-Pandemie noch länger zu tun haben.“Für ihn ist das Glas trotz aller Einschränkungen nicht halb leer, sondern halb voll: „Am Wichtigsten sind Gesundheit, Familie, Freunde, Arbeit. Wir sollten mit dem zufrieden sein.“
Heinz (82) und Irene (81) sitzen auf einer Bank – ohne Maske. „Ich bin nicht überzeugt, dass die Maske was bringt“, erklärt Heinz. Abstand halten falle ihnen nicht schwer: „Wir haben nur wenig Außenkontakte. Feiern und Partys finden bei uns nicht statt.“Schwer gefallen sei ihnen, den Urlaub abzusagen. „Jetzt würde ich um keinen Preis der Welt irgendwo hinreisen“, sagt Irene: „Schon gar nicht mit dem Flieger.“