Bei der CDU wird es ungemütlich
Die Grünen haben gezeigt, wie sich eine Partei aufstellt, die an die Macht will.
Manchmal fällt der Blick zur Konkurrenz besonders schwer. Dann, wenn es bei den anderen läuft und man bei sich selbst feststellt, dass nichts, aber auch gar nichts funktioniert.
Die Grünen haben sich am Wochenende als geölte Machtmaschine präsentiert, die darauf brennt, Verantwortung zu übernehmen. Mit Robert Habeck und Annalena Baerbock hat man zwei Kanzlerkandidaten in spe, die es vermögen, ihre eigenen Karriereziele zugunsten des Ganzen (noch) zurückzuhalten. Die den Teamgedanken sichtbar vorleben. In der CDU sah sich dagegen am Wochenende die scheidende Vorsitzende veranlasst, erneut zu mahnen. Annegret Kramp-Karrenbauer warf den drei Bewerbern um ihre Nachfolge vor, mit einem zerstörerischen Wettbewerb der Partei geschadet zu haben. Aus dem fairen Rennen zwischen NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, Friedrich Merz und Außenpolitiker Norbert Röttgen sei ein „ruinöser Wettbewerb“geworden, der auf die Partei allgemein zurückfalle. Kandidat Merz gab sofort zurück, man befinde sich in einem ganz normalen parteipolitischen Auswahlprozess. Das stimmt nicht, hinter den Kulissen liegen die Nerven bei vielen blank. Der Parteitag wird im Januar ein digitaler sein. Doch Fragen gibt es viele: Wie kann eine solch wichtige Wahl rechtssicher und ohne Komplikationen verlaufen? Juristen und Informatiker verzweifeln bereits. Akzeptieren am Ende alle das Ergebnis, oder wird jemand Zweifel an der Wahl schüren? Je länger sich die Auseinandersetzung hinzieht, desto unversöhnlicher scheinen sich die Lager gegenüberzustehen. Kaum vorstellbar, dass sich nach der Wahl ein Schattenteam bildet, das sich hinter dem neuen Vorsitzenden einreiht und selbstbewusst dem Wähler stellt. Stattdessen dräut die Gefahr der unentwegten Selbstbeschäftigung. Festliche Stimmung bei der CDU? Fehlanzeige. Und daran ist nicht nur Corona schuld.