Wald-Unfall: Bis zu 150 Bäume gefährlich
Der Wanderweg im Bereich Bracken, auf dem ein 12-Jähriger von einem Baum getroffen wurde, ist weiter gesperrt. Das Forstamt hat bis zu 150 Problembäume ausgemacht, die jetzt entfernt werden. Ausflügler umgehen die Absperrung.
HAAN Der Zustand des 12-jährigen Jungen, der am Dienstag vergangener Woche auf einem Wanderweg im Bereich Bracken von einem umstürzenden Baum getroffen und lebensgefährlich verletzt wurde, ist offenbar nach wie vor ernst. RP-Informationen zufolge liegt das Kind noch immer auf der Intensivstation einer Solinger Klinik und wird dort künstlich beatmet.
Unterdessen geht die Suche nach den genauen Umständen des tragischen Unglücks unvermindert weiter. Laut Polizei wollte sich am Dienstagnachmittag ein von der Kripo beauftragter Sachverständiger ein weiteres Mal die Unfallstelle ansehen, vor allem, um die Wurzel des umgekippten Baumes zu untersuchen. Dies sei entscheidend für die Klärung der Frage, ob der private Waldbesitzer das Unglück hätte verhindern können oder ob einfach die ungünstigen Witterungsbedingungen mit Starkwind und Regen im Vorfeld des Unfalls Auslöser für das Umstürzen des 25 Meter hohen Baumes waren.
Außerdem haben Mitarbeiter des zuständigen Forstamtes in Gummersbach in den vergangenen Tagen einen etwa 600 Meter langen Teilbereich des beliebten Wanderweges mithilfe eines Experten untersucht und dabei laut Schätzung des Haaner Baubetriebshofes bis zu 150 weiterer problematische Bäume gekennzeichnet. „Diese Bäume werden wir ab Mittwoch fällen, zersägen und abtransportieren“, berichtet Hermann Fröhlingsdorf, der zuständige Fachgebietsleiter beim Landesbetrieb Wald und Holz. Die Arbeiten sind offenbar umfangreich und sollen über mehrere Tage laufen: „Wir gehen allerdings davon aus, dass wir bis Freitag fertig werden“, sagt Fröhlingsdorf.
Die Forstamts-Mitarbeiter dürfen diese Maßnahme übrigens im Zweifel
auch ohne Zustimmung des jeweiligen Eigentümers durchführen – der Fachgebietsleiter betont jedoch, obwohl es für das untersuchte Waldgebiet mehrere Eigentümer gebe, habe niemand Einwände geltend gemacht: „Die sind alle schockiert von dem Unfall.“
Schockierend ist allerdings auch das Verhalten, das offenbar einige „Wanderfreunde“zuletzt an den Tag gelegt haben. Anwohner berichten, am vergangenen Wochenende hätten reihenweise Ausflügler die Sperrung des Weges durch das städtische Ordnungsamt missachtet.
Der Waldweg ist seit Freitag durch Flatterband, Sperrbake und Warnhinweise klar und deutlich als nicht betretbar gekennzeichnet. Es gebe auch viele, die sich an das Verbot hielten. Die Zahl derjenigen, die sich einfach über die Absperrung hinwegsetzten, sei aber ebenfalls groß, berichten sowohl die Anwohner in Bracken, als auch der Fachgebietsleiter aus dem Forstamt, der über so viel Unvernunft nur den Kopf schütteln kann.
„Da können Sie gerade laut und deutlich mit der Säge zugange sein – und die Leute laufen Ihnen immer noch mitten durch das Gelände“, berichtet Hermann Fröhlingsdorf. Dies sei auf dem jetzt untersuchten Wanderweg, der zur beliebten Entdeckerschleife Neandertal zählt, nicht anders als an anderen Orten im Wald. Jogger, Radfahrer, Spaziergänger – die Zahl der Unbelehrbaren sei auf all diese Gruppen etwa gleich verteilt, sagt der Forstexperte: „Diese Leute sind oftmals keinerlei Argumenten mehr zugänglich. Die leiten aus der Tatsache, dass sie dort regelmäßig unterwegs sind, einfach ein Gewohnheitsrecht ab und fertig.“