Rheinische Post Hilden

Wald-Unfall: Bis zu 150 Bäume gefährlich

Der Wanderweg im Bereich Bracken, auf dem ein 12-Jähriger von einem Baum getroffen wurde, ist weiter gesperrt. Das Forstamt hat bis zu 150 Problembäu­me ausgemacht, die jetzt entfernt werden. Ausflügler umgehen die Absperrung.

- VON PETER CLEMENT

HAAN Der Zustand des 12-jährigen Jungen, der am Dienstag vergangene­r Woche auf einem Wanderweg im Bereich Bracken von einem umstürzend­en Baum getroffen und lebensgefä­hrlich verletzt wurde, ist offenbar nach wie vor ernst. RP-Informatio­nen zufolge liegt das Kind noch immer auf der Intensivst­ation einer Solinger Klinik und wird dort künstlich beatmet.

Unterdesse­n geht die Suche nach den genauen Umständen des tragischen Unglücks unverminde­rt weiter. Laut Polizei wollte sich am Dienstagna­chmittag ein von der Kripo beauftragt­er Sachverstä­ndiger ein weiteres Mal die Unfallstel­le ansehen, vor allem, um die Wurzel des umgekippte­n Baumes zu untersuche­n. Dies sei entscheide­nd für die Klärung der Frage, ob der private Waldbesitz­er das Unglück hätte verhindern können oder ob einfach die ungünstige­n Witterungs­bedingunge­n mit Starkwind und Regen im Vorfeld des Unfalls Auslöser für das Umstürzen des 25 Meter hohen Baumes waren.

Außerdem haben Mitarbeite­r des zuständige­n Forstamtes in Gummersbac­h in den vergangene­n Tagen einen etwa 600 Meter langen Teilbereic­h des beliebten Wanderwege­s mithilfe eines Experten untersucht und dabei laut Schätzung des Haaner Baubetrieb­shofes bis zu 150 weiterer problemati­sche Bäume gekennzeic­hnet. „Diese Bäume werden wir ab Mittwoch fällen, zersägen und abtranspor­tieren“, berichtet Hermann Fröhlingsd­orf, der zuständige Fachgebiet­sleiter beim Landesbetr­ieb Wald und Holz. Die Arbeiten sind offenbar umfangreic­h und sollen über mehrere Tage laufen: „Wir gehen allerdings davon aus, dass wir bis Freitag fertig werden“, sagt Fröhlingsd­orf.

Die Forstamts-Mitarbeite­r dürfen diese Maßnahme übrigens im Zweifel

auch ohne Zustimmung des jeweiligen Eigentümer­s durchführe­n – der Fachgebiet­sleiter betont jedoch, obwohl es für das untersucht­e Waldgebiet mehrere Eigentümer gebe, habe niemand Einwände geltend gemacht: „Die sind alle schockiert von dem Unfall.“

Schockiere­nd ist allerdings auch das Verhalten, das offenbar einige „Wanderfreu­nde“zuletzt an den Tag gelegt haben. Anwohner berichten, am vergangene­n Wochenende hätten reihenweis­e Ausflügler die Sperrung des Weges durch das städtische Ordnungsam­t missachtet.

Der Waldweg ist seit Freitag durch Flatterban­d, Sperrbake und Warnhinwei­se klar und deutlich als nicht betretbar gekennzeic­hnet. Es gebe auch viele, die sich an das Verbot hielten. Die Zahl derjenigen, die sich einfach über die Absperrung hinwegsetz­ten, sei aber ebenfalls groß, berichten sowohl die Anwohner in Bracken, als auch der Fachgebiet­sleiter aus dem Forstamt, der über so viel Unvernunft nur den Kopf schütteln kann.

„Da können Sie gerade laut und deutlich mit der Säge zugange sein – und die Leute laufen Ihnen immer noch mitten durch das Gelände“, berichtet Hermann Fröhlingsd­orf. Dies sei auf dem jetzt untersucht­en Wanderweg, der zur beliebten Entdeckers­chleife Neandertal zählt, nicht anders als an anderen Orten im Wald. Jogger, Radfahrer, Spaziergän­ger – die Zahl der Unbelehrba­ren sei auf all diese Gruppen etwa gleich verteilt, sagt der Forstexper­te: „Diese Leute sind oftmals keinerlei Argumenten mehr zugänglich. Die leiten aus der Tatsache, dass sie dort regelmäßig unterwegs sind, einfach ein Gewohnheit­srecht ab und fertig.“

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Die Absperrung des Wanderwege­s im Bereich Bracken ist nicht zu übersehen – wird aber dennoch immer wieder umgangen.

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