Kraftprobe zwischen Kirche und griechischer Regierung
ATHEN Auf Anordnung der griechischen Regierung sind seit Sonntag alle Kirchen geschlossen. Damit soll die Ausbreitung des Coronavirus gebremst werden. Aber der Klerus rebelliert. Die orthodoxen Bischöfe wollen den Lockdown nicht befolgen. Am diesem Mittwoch wird sich zeigen, wer die Kraftprobe gewinnt: Dann feiern die griechischen Christen das Fest der Erscheinung des Herrn, einer der höchsten Feiertage der orthodoxen Kirche.
Nachdem die Regierung zu Weihnachten den Corona-Lockdown zunächst gelockert hatte, hat sie nun die Beschränkungen wieder verschärft. Die Priester dürfen zwar Messen halten, aber nur hinter verschlossenen Kirchentüren, ohne Besucher. Doch die Gottesmänner widersetzen sich. Der 82-jährige Athener Erzbischof Ieronymos, der erst im November eine schwere Covid-19-Erkrankung überstand, will trotz des Verbots an einem Gestade in der Region die Wasserweihe vollziehen. Den genauen Ort hält die Kirche geheim.
Die Regierung antwortete, es gehe nicht an, dass Gesetze „nach Gutdünken“befolgt oder ignoriert werden. Die 82 Bischöfe des Landes kündigten daraufhin eine Beschwerde beim obersten Verwaltungsgericht an, um das Gottesdienstverbot zu kippen. Der Antrag ging dort aber zunächst nicht ein. Eilanträge von drei Privatleuten, das Verbot aufzuheben, wiesen die Verwaltungsrichter am Dienstagabend ab. Die Regierung kündigte für Mittwoch umfangreiche Polizeieinsätze vor den Kirchen an, um das Verbot durchzusetzen.
Große Teile des Klerus rebellieren gegen die Kontaktbeschränkungen. In den Kirchen stehe man unter Gottes Schutz und könne sich nicht anstecken, meinen manche Geistliche.