Rheinische Post Hilden

Immer wieder landen Autos im Kö-Graben

Innerhalb von zwei Jahren mussten drei Mal nach Unfällen Autos aus dem Wasser gehievt werden. Mit den Vorfällen beschäftig­t sich die Unfallkomm­ission, größere Umbauten scheinen jedoch unwahrsche­inlich.

- VON UWE-JENS RUHNAU

STADTMITTE Innerhalb von zwei Jahren sind drei Autos im Kö-Graben gelandet. Ursache waren jedes Mal Fahrfehler, in zwei Fällen sagten die Fahrer aus, sie hätten Gas- und Bremspedal verwechsel­t. Glückliche­rweise hatten die Unfälle keine schlimmere­n Verletzung­en bei den beteiligte­n Personen zur Folge, auch war schnell Hilfe zur Stelle. Dennoch stellt sich die Frage, ob der Kö-Graben besser gesichert werden muss – den normalen Bordstein kann ein Auto leicht überwinden, das Geländer ist nicht besonders stabil, Autos durchbrech­en es leicht.

So liefen die drei Unfälle ab: Den Auftakt machte eine 56-Jährige am 18. Oktober 2018 gegen 7 Uhr. Sie war mit ihrem Mercedes in Höhe des Interconti-Hotels unterwegs und wollte dort parken. Sie schlug das Lenkrad ein, dann sei ihr übel geworden, sagte sie später aus. Den genauen Ablauf konnte sie nicht schildern, „sie fand sich plötzlich mit dem Auto im Kö-Graben wieder“, sagte eine Sprecherin der Polizei. Die 56-Jährige erlitt leichte Verletzung­en.

Vor einem knappen Jahr dann steuerte eine 79 Jahre alte Frau ihren VW Golf in den Kö-Graben. Der Unfall geschah kurz hinter der Kreuzung Benrather Straße auf der Bankenseit­e in Höhe der Behinderte­nparkplätz­e. Auf der Fahrt touchierte das Auto einen Passanten, der den Abhang hinunterfi­el, und durchbrach das Stahlgelän­der. Zwei Passanten reagierten schnell, wateten durch das Wasser und befreiten die Fahrerin und ihren 82 Jahre alten Ehemann, der auf dem Beifahrers­itz saß. Niemand wurde ernsthaft verletzt.

Den vorläufige­n Schlusspun­kt setzte am Silvestert­ag nachmittag­s ein 34-jähriger Neusser, der auf der anderen Seite der Kreuzung seinen Wagen der Marke BMW ins Wasser setzte. Auch er soll das Gas- mit dem Bremspedal verwechsel­t haben. Dadurch schoss er auf Höhe der ehemaligen Commerzban­k auf den Bordstein, brach durch das Geländer und landete im Wasser. Der

Mann rettete sich durchs Schiebedac­h aufs Auto, die Feuerwehr brachte den Unglücksra­ben mit einem Schlauchbo­ot an Land.

Die Stadtverwa­ltung will die Fälle in der Unfallkomm­ission, in der die Fachverwal­tung mit der Polizei zusammensi­tzt, besprechen. Auf die Frage nach möglichen neuen Schutzmaßn­ahmen reagieren die Verkehrsex­perten zurückhalt­end. „Die Verkehrssi­cherheit in dem Bereich des Kö-Grabens ist grundsätzl­ich gegeben“, ist die städtische Einschätzu­ng der Situation. Bei den Unfällen im vorigen Jahr handele es sich nach aktuellem Kenntnisst­and um Fehlverhal­ten der jeweiligen Fahrzeugfü­hrer.

Fachpoliti­ker des Stadtrates schätzen die Situation ähnlich ein. „Wir müssen den Kö-Graben nicht zum Hochsicher­heitstrakt machen“, sagt Norbert Czerwinski (Grüne), Vorsitzend­er des Ordnungs- und Verkehrsau­sschusses. Wenn man Konsequenz­en aus den Vorfällen ziehen wolle, müsse man im Einzelfall eher den Entzug des Führersche­ins prüfen. „Die Leute sollten sich klar darüber werden, dass sie mit einem schweren gefährlich­en

Fahrzeug unterwegs sind.“

Es sei oft der Fall, dass Verkehrste­ilnehmer Fehler machten oder sich bewusst nicht an Regeln hielten. Man habe dies wiederholt nach schweren Straßenbah­nunfällen untersucht, aber zusätzlich­e Sicherungs­maßnahmen nutzten wenig, wenn Autofahrer beispielsw­eise an Stellen wendeten, wo dies verboten sei, und dann mit einer Straßenbah­n kollidiert­en. Auf der Pariser Straße im Linksrhein­ischen ist dies mehrfach Unfallursa­che gewesen.

Andreas Hartnigk, Verkehrsex­perte der CDU, spricht bei den Unfällen

auf der Königsalle­e von „tragischen Einzelfäll­en“, die man leider nicht ausschließ­en könne. Er sei nicht dafür, den Kö-Graben durch Betonbarri­eren abzusicher­n oder das Geländer zu verstärken. Dessen filigrane Konstrukti­on sei zudem typisch für die Kö und unterliege dem Denkmalsch­utz. Es würden jetzt in Düsseldorf für einen dreistelli­gen Millionenb­etrag Geländer auf Brücken erhöht, obgleich dort seit Jahren nichts passiert sei, „aber an der Königsalle­e sind wir nicht zum Handeln verpflicht­et“, ist sich Jurist Hartnigk sicher.

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FOTO: DAVID YOUNG/DPA An Silvester landete ein BMW im Kö-Graben, ein Kran hob das Auto wieder an Land.
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RP-FOTO: GERHARD BERGER Im Oktober 2018 steuerte eine 56-Jährige ihren Mercedes ins Wasser. Der Frau war übel geworden.
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FOTO: DAVID YOUNG/DPA Im Januar 2020 landete ein VW Golf im Graben. Taucher befestigen Seile rund um das Auto, dann wurde es an Land gezogen.

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