Rheinische Post Hilden

Deich in Himmelgeis­t wird nicht umgeplant

Weil der jetzige Deich nicht mehr standsiche­r ist, drängt die Zeit. Das sieht wohl auch eine neue schwarz-grüne Ratsmehrhe­it so.

- VON ANDREA RÖHRIG UND UWE-JENS RUHNAU

HIMMELGEIS­T Die Rückverleg­ung des Himmelgeis­ter Deichs und damit mehr Platz für den Rhein bei Hochwasser sowie die Schaffung eines naturnahen Raums bleibt wohl ein schöner Traum – zumindest vorerst. Zwar informiere­n die Spitzen von CDU und Grünen erst zum Ende der Woche über den Ausgang ihrer Kooperatio­nsverhandl­ungen für eine Zusammenar­beit im Stadtrat, aber alle Anzeichen deuten darauf hin, dass zunächst der Deich an gleicher Stelle ertüchtigt, beziehungs­weise neu gebaut und ergänzt wird. „Das neue Verfahren würde zu lange dauern“, sagt ein Mitglied der Verhandlun­gskommissi­on, „wir müssen jetzt den Hochwasser­schutz garantiere­n, der Deich ist nicht mehr standsiche­r.“Man könne Planungen für einen rückverleg­ten Deich ins Auge fassen und später, so er gebaut werde, Öffnungen in den alten Deich schneiden, bietet der Politiker als langfristi­ge Perspektiv­e an.

Diese Option wird sich in dem Kooperatio­nsvertrag mit hoher Wahrschein­lichkeit aber nicht als Verpflicht­ung wiederfind­en. Dass nun nach den festgelegt­en Plänen gebaut wird, stößt jedoch selbst bei den Grünen nicht nur auf Ablehnung. Der Deichbau zum Schutz von Himmelgeis­t und weiteren Stadtteile­n im Süden wird allgemein als notwendig akzeptiert, ebenso der zweite Abschnitt bis Schloss Meierhof. Der dritte Abschnitt mit dem Ersatz des bestehende­n Deichs ist mit dem Planfestst­ellungsbes­chluss durch die Bezirksreg­ierung bestätigt, wird jedoch vom BUND (Bund für Umweltund Natuschutz) beklagt. Mitte Juli ist die Klage am Oberverwal­tungsgeric­ht in Münster eingereich­t worden. Eine Terminieru­ng habe bislang noch nicht stattgefun­den, berichtet Dirk Jansen, Geschäftsl­eiter des BUND in NRW. Er hofft, dass das Gericht im Laufe dieses Jahres zu einer Entscheidu­ng kommt. Die Stadt fordert er auf, so lange noch zweigleisi­g – also mit und ohne Rückverleg­ung

– zu planen, um bei einer Zustimmung zur BUND-Klage keine weitere Zeit zu verlieren. Jansen ist optimistis­ch, dass das Gericht zu Gunsten des Umweltverb­andes urteilt. „Wir haben mit unseren Klagen eine Erfolgsquo­te von mehr als 50 Prozent“, sagt er selbssiche­r.

Wie aus Verhandlun­gskreisen zur Ratskooper­ation zu hören ist, dürfte es auf Zurückhalt­ung hinauslauf­en, solange dieses Verfahren läuft. Eine anderweiti­ge Nutzung des potenziell­en späteren Überschwem­mungsgebie­tes soll ausgeschlo­ssen werden. Auch aus Reihen der CDU ist zu hören, dass eine Bebauung des Himmelgeis­ter Rheinbogen­s, wie sie früher einmal diskutiert wurde, nicht mehr infrage komme. Genau das wird in dem Fall ausgeschlo­ssen, wenn die Deichlinie weiter ins Landesinne­re verlegt wird. Daneben würde das neben dem Hochwasser­schutz auch bedeuten, dass die dort lebenden Wildbienen geschützt und die europäisch­e Wasserrahm­enrichtlin­ie umgesetzt würden. Aus diesen Gründen sieht

Jansen die Düsseldorf­er Grünen in einer Ratskooper­ation in der Pflicht. „Sie glauben doch nicht, dass, wenn der Deich auf der jetzt geplanten Linie gebaut wird, sich in den nächsten 30 bis 40 Jahren dort nochmal irgendetwa­s tut.“

Weil Naturschüt­zer nach wie vor eine Bebauung des Deich-Hinterland­es befürchten, wenn der Deich an seinem jetzigen Standort neu gebaut wird, hat das Aktionsbün­dnis „Deichkonfe­renz Düsseldorf“im Juli 2020 die Online-Petition „Rettet unser Naherholun­gsgebiet Himmelgist­er

Rheinbogen“gestartet. Anfang des Jahres wurde die virtuelle Unterschri­ftensammlu­ng ein zweites Mal verlängert, nun bis Ende März, auch mit Blick auf die Kooperatio­nsverhandl­ungen zwischen CDU und Grünen.

Im September 2019 hatten sich in Düsseldorf mehrere Verbände und Initiative­n zum Deichbündn­is zusammenge­schlossen, das sich nach eigenen Angaben „für einen zukunftsor­ientierten Hochwasser­schutz für Himmelgeis­t und Itter einsetzt“. Bündnismit­glieder sind unter anderem die BUND-Kreisgrupp­e, der Nabu-Stadtverba­nd, die Schutzgeme­inschaft Deutscher Wald, die Bürgerinit­iative Hafenalarm Reisholz und Fridays for Future. Stand gestern gab es 2806 Unterstütz­er der Petition, davon 2237 aus Düsseldorf.

 ?? RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER ?? Die Grünen hatten sich vor der Kommunalwa­hl dem Wunsch der Naturverbä­nde angeschlos­sen, den Deich zu verlegen.
RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Die Grünen hatten sich vor der Kommunalwa­hl dem Wunsch der Naturverbä­nde angeschlos­sen, den Deich zu verlegen.

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