Die Stadt muss nicht alles selber machen
werde immer wieder nach Interimslösungen gesucht, damit bis zu einer Wiederbesetzung der Stelle die Aufgaben wahrgenommen werden könnten, berichtet die Stadt: „Dies führt nicht selten zu einer zusätzlichen, teilweise erheblichen Belastung des vorhandenen Personals.”
Als öffentlicher Arbeitgeber steht die Stadt Haan nach eigenen Angaben außerdem zunehmend in Konkurrenz mit privaten Unternehmen und größeren Kommunen. Neben der Vergütung oder Besoldung halte man daher eine Vielzahl von attraktiven Angeboten vor wie etwa flexible Arbeitszeiten, Qualifizierungsund Fortbildungsmöglichkeiten, betriebliches Gesundheitsmanagement, Teilzeitarbeit und Jobsharing sowie Aufstiegschancen.
Um neues Personal zu gewinnen hat die Stadt zudem in Abstimmung mit der Personalvertretung und der Gleichstellungsstelle nach zwei erfolglosen Ausschreibungsverfahren einen sogenannten Headhunter beauftragt, der durch Direktansprachen und vorhandene Bewerber-Datenbanken gezielt potenzielle Interessenten für eine konkrete Stelle ansprechen kann. Bisher war dies hauptsächlich bei Ingenieursstellen der Fall.
Doch dafür tut sich an anderer Stelle das nächste Loch auf: Denn von der Bundesregierung beschlossene Gesetzesänderungen zur abschlagsfreien Rente ab 45 Beitragsjahren haben bereits zum vorzeitigen Ausscheiden einiger Stadtbediensteter geführt. Im Bericht der Stadtverwaltung heißt es dazu: „Es ist davon auszugehen, dass weitere Beschäftigte von dieser Möglichkeit Gebrauch machen werden.“
Bei der Suche nach Wirtschafts-Führungskräften sind sie nicht mehr wegzudenken, doch auch im öffentlichen Dienst werden Headhunter immer wichtiger. Auch die Stadt Haan setzt die professionellen „Kopfjäger“ein, um ihren Personalbestand um etwas mehr als 25 Stellen aufzustocken. Eine Erfolgsgarantie ist das angesichts des großen Wettbewerbs aber nicht.
Der höhere Personalbedarf ist nicht nur hausgemacht: In Haan ist er auch gesetzlichen Vorgaben etwa im Brandschutz geschuldet. Dennoch stellt sich die Frage: Wie viel muss die Stadt selber machen, beispielsweise bei der Betreuung von Flüchtlingen und Obdachlosen? Nach dem Fiasko mit European Homecare möchte die Verwaltung den Komplex am liebsten wieder selbst in die Hand nehmen. Dabei lohnt sich die Überlegung, deutlichere Qualitätskriterien auszuschreiben oder andere Wege zu prüfen, die eine Rückkehr zum langjährigen Anbieter Caritas ermöglichen könnten. Die hatte im April 2020 eine beeindruckende Abschluss-Bilanz vorgelegt. Erfahrene Politiker wie etwa Bernd Stracke (SPD) warnen schon länger, es sei keine Lösung, zu sagen: „Machen wir es künftig selbst.“Erst recht nicht, wenn das Personal dafür kaum zu finden ist.