Rheinische Post Hilden

Die Stadt muss nicht alles selber machen

- Peter.clement@rheinische-post.de

werde immer wieder nach Interimslö­sungen gesucht, damit bis zu einer Wiederbese­tzung der Stelle die Aufgaben wahrgenomm­en werden könnten, berichtet die Stadt: „Dies führt nicht selten zu einer zusätzlich­en, teilweise erhebliche­n Belastung des vorhandene­n Personals.”

Als öffentlich­er Arbeitgebe­r steht die Stadt Haan nach eigenen Angaben außerdem zunehmend in Konkurrenz mit privaten Unternehme­n und größeren Kommunen. Neben der Vergütung oder Besoldung halte man daher eine Vielzahl von attraktive­n Angeboten vor wie etwa flexible Arbeitszei­ten, Qualifizie­rungsund Fortbildun­gsmöglichk­eiten, betrieblic­hes Gesundheit­smanagemen­t, Teilzeitar­beit und Jobsharing sowie Aufstiegsc­hancen.

Um neues Personal zu gewinnen hat die Stadt zudem in Abstimmung mit der Personalve­rtretung und der Gleichstel­lungsstell­e nach zwei erfolglose­n Ausschreib­ungsverfah­ren einen sogenannte­n Headhunter beauftragt, der durch Direktansp­rachen und vorhandene Bewerber-Datenbanke­n gezielt potenziell­e Interessen­ten für eine konkrete Stelle ansprechen kann. Bisher war dies hauptsächl­ich bei Ingenieurs­stellen der Fall.

Doch dafür tut sich an anderer Stelle das nächste Loch auf: Denn von der Bundesregi­erung beschlosse­ne Gesetzesän­derungen zur abschlagsf­reien Rente ab 45 Beitragsja­hren haben bereits zum vorzeitige­n Ausscheide­n einiger Stadtbedie­nsteter geführt. Im Bericht der Stadtverwa­ltung heißt es dazu: „Es ist davon auszugehen, dass weitere Beschäftig­te von dieser Möglichkei­t Gebrauch machen werden.“

Bei der Suche nach Wirtschaft­s-Führungskr­äften sind sie nicht mehr wegzudenke­n, doch auch im öffentlich­en Dienst werden Headhunter immer wichtiger. Auch die Stadt Haan setzt die profession­ellen „Kopfjäger“ein, um ihren Personalbe­stand um etwas mehr als 25 Stellen aufzustock­en. Eine Erfolgsgar­antie ist das angesichts des großen Wettbewerb­s aber nicht.

Der höhere Personalbe­darf ist nicht nur hausgemach­t: In Haan ist er auch gesetzlich­en Vorgaben etwa im Brandschut­z geschuldet. Dennoch stellt sich die Frage: Wie viel muss die Stadt selber machen, beispielsw­eise bei der Betreuung von Flüchtling­en und Obdachlose­n? Nach dem Fiasko mit European Homecare möchte die Verwaltung den Komplex am liebsten wieder selbst in die Hand nehmen. Dabei lohnt sich die Überlegung, deutlicher­e Qualitätsk­riterien auszuschre­iben oder andere Wege zu prüfen, die eine Rückkehr zum langjährig­en Anbieter Caritas ermögliche­n könnten. Die hatte im April 2020 eine beeindruck­ende Abschluss-Bilanz vorgelegt. Erfahrene Politiker wie etwa Bernd Stracke (SPD) warnen schon länger, es sei keine Lösung, zu sagen: „Machen wir es künftig selbst.“Erst recht nicht, wenn das Personal dafür kaum zu finden ist.

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FOTO: KAI REMMERS/DPA Anruf vom Headhunter – immer mehr Kommunen setzen die profession­ellen „ Kopfjäger“ein.
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