Das schnelle Ende der Demut
Es war ein großes Thema im Vorjahr: Der Profifußball wollte sich eine neue Demut verordnen – gerade ob seiner Sonderrolle, den Betrieb in der Pandemie weiterführen zu dürfen. Seit dem Wochenende herrscht nun die Gewissheit: Der Fußball wird es nie lernen, er ist in seiner Spitze so abgehoben, da ist Demut nur lästig.
Wieder einmal trugen Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge zu diesem Eindruck bei, als sich die beiden Bayern-Oberen echauffierten, dass sie Freitagnacht entsprechend geltendem Flugrecht erst mit sieben Stunden Verspätung zur Klub-WM nach Katar fliegen durften. Man fühle sich verarscht, das sei ein Skandal, hieß es. Demütig wäre gewesen, sich bei der Politik und allen Bundesbürgern dafür zu bedanken, dass man als kickendes Wirtschaftsunternehmen mitten im zweiten Lockdown zu diesem Wettbewerb reisen durfte, während Millionen um ihre berufliche Existenz bangen. Aber Demut war eben nicht an Bord.
Überraschender erschien da Jürgen Klopp als einer ohne Bezug zur Normalität. Der als Inbegriff der Volksnähe geltende Liverpooler Trainer äußerte Unverständnis darüber, dass sein Team wie jeder aus Großbritannien keine Einreiseerlaubnis nach Deutschland bekommt wegen der grassierenden Coronavirus-Mutation und deswegen das Champions-League-Spiel nicht in Leipzig stattfinden kann. Klopps Behauptung, man könne in Leipzig spielen, ohne das Virus zu verbreiten, verdeutlicht eins: keine Demut vor der Pandemie und ihren diffusen Ansteckungswegen. Stattdessen: Lamentieren im Elfenbeinturm, dass der Fußball nicht noch die x-te Ausnahme erhält, während Schulen geschlossen sind und Intensivbetten belegt.
Der Fußball mag vieles können. Viele beglücken. Nur mit Bescheidenheit sollte er nicht mehr so schnell um die Ecke kommen.
BERICHT BAYERN WOLLEN CHAOS UM KATAR-FLUG..., SPORT