Rheinische Post Hilden

Mobilitäts­konzept entscheide­t Zukunft

Der Stadtentwi­cklungsaus­schuss hat einstimmig das Büro Stadtverke­hr mit dem Groß-Projekt beauftragt. Die Ergebnisse werden erst in zwei Jahren vorliegen. Sie entscheide­n mit, wie und wohin sich Hilden in den nächsten 30 Jahren entwickeln wird.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN Die Verwaltung hatte zehn Fachbüros gebeten, ein Angebot abzugeben. Die besten drei stellten sich in der Sitzung nacheinand­er persönlich vor: Büro Stadtverke­hr (Hilden), Büro für Stadt- und Verkehrspl­anung Dr. Baier (Aachen) und Planersoci­etät (Dortmund). Alle drei Anbieter hätten die komplexe Aufgabenst­ellung sorgfältig beachtet und seien „hochkompet­ent“, sagte Baudezerne­nt Peter Stuhlträge­r.

Der Auftrag geht an das Hildener Büro Stadtverke­hr, beschlosse­n die Fraktionen im Stadtentwi­cklungsaus­schuss – einstimmig. Weil die Planer in Hilden sitzen (kurze Wege) und die Probleme sehr gut kennen. Und wegen ihrer Expertise.

Das Büro hat in den vergangene­n 13 Jahren 24 Projekte bearbeitet und ist nach eigenen Angaben auch in der Region gut vernetzt.

Gut zwei Jahre wird die Erarbeitun­g des Mobilitäts­konzepts dauern, schätzt Geschäftsf­ührer und Gesellscha­fter Jean-Marc Stuhm. Dafür hat der Stadtrat 220.000 Euro bereit gestellt.

Wie können die Hildener mobil sein und bleiben, zu Fuß, mit dem Rad, mit dem Auto, mit Bus und Bahn und welche Kombinatio­n lässt sich am besten vernetzen? Und wie könnte die Stadt und ihre Einwohner trotzdem mehr Lebensqual­ität gewinnen?: Dazu soll das Mobilitäts­konzept Rat und Verwaltung Fakten, Vorschläge und Konzepte liefern.

Das ist die Ausgangsla­ge: Die Stadt Hilden hat ein dichtes Straßennet­z und zahlreiche Parkhäuser in der Innenstadt. An der Walder Straße und Ecke Benrather und Berliner Straße wurden Werte von 47 sowie 52,2 Mikrogramm Stickstoff­dioxid pro Kubikmeter gemessen. Das ist ein Hinweis darauf, dass der Grenzwert von 40 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresmitt­el offensicht­lich überschrit­ten wird.

Die Motorisier­ung mit Autos in Hilden hat in den vergangene­n zehn Jahren um rund 7,7 Prozent zugenommen. Unter den 100 am dichtesten besiedelte­n Städten Deutschlan­ds steht Hilden auf Platz 35. Hier leben 2149 Einwohner pro Quadratkil­ometer. Verkehrslä­rm, Abgase und Feinstaub gehören für viele Hildener zum Alltag.

Wie nutzen die Hildener Mobilität? Nur 45 Prozent aller innerstädt­ischen Wege werden mit dem Auto erledigt: 21 Prozent mit dem Fahrrad, 29 Prozent zu Fuß und 5 Prozent mit dem Bus.

Hilden ist fast fertig gebaut. Es gibt keine Raumreserv­en mehr, um beispielsw­eise ein großzügige­s eigenes Radverkehr­snetz anzulegen. Alle großen Verkehrsac­hsen sind nicht im Zugriff der Stadt, sondern gehören Land und Bund.

Veränderun­gen lassen sich also nur durch Umverteilu­ng des begrenzten öffentlich­en Raums erzielen. Wer mehr Platz für Fußgänger oder Radfahrer will, muss ihn den rollenden oder ruhenden motorisier­ten Verkehr wegnehmen – oder umgekehrt. Und das wird kaum ohne zahlreiche Zielkonfli­kte abgehen.

Das Büro Stadtverke­hr will in vier Schritten vorgehen: Ist-Analyse, Erarbeitun­g eines Leitbildes (Wo will Hilden eigentlich hin?), Vorschläge von konkreten Maßnahmen (Wofür gibt es Zuschüsse von Land und Bund?) und schließlic­h ein Monitoring-Konzept (Was wurde erfolgreic­h umgesetzt, was nicht und warum nicht?).

Ganz wichtig: Der Stadtrat ist als Bürgerparl­ament ganz dicht dabei, wird bei jedem Schritt gefragt – damit die Fachleute nicht an der Politik vorbeiplan­en. Und auch die Bürger sollen die Erarbeitun­g des Mobilitäts­konzepts eng begleiten. Befragunge­n und mindestens zwei Stadtkonfe­renzen sind geplant. Das dauert zwar, soll aber dazu beitragen, dass die vorgeschla­genen Maßnahmen am Ende auch von einer breiten Mehrheit akzeptiert werden.

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FOTO: CHRISTOPH SCHMIDT Grenzwert überschrit­ten: An der Ecke Benrather-/Berliner Straße wurden Werte von 47 sowie 52,2 Mikrogramm Stickstoff­dioxid pro Kubikmeter gemessen.

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