Die schwersten Einsätze der Feuerwehr
Löschen, retten, bergen: Und das seit 150 Jahren. Das Jubiläum der Freiwilligen Feuerwehr Hilden sollte 2020 groß gefeiert werden. Dann kam die Corona-Pandemie. Wir erinnern an einige Großbrände, die die Retter gemeistert haben.
HILDEN „Wir sind alle traurig, dass uns Corona so einen Strich durch die Rechnung gemacht hat“, sagt Hans-Peter Kremer, Leiter der Hildener Feuerwehr: „Aber wir haben die Hoffnung, dass wir einiges nachholen können. Wir wissen allerdings noch nicht, was und wann.“
Wir haben ins Archiv geschaut und festgestellt. Die Feuerwehr musste schon viele Großbrände löschen. Wir erinnern an sieben spektakuläre Einsätze, die vielleicht auch einige unserer Leser noch in Erinnerung haben.
1) Ein unachtsamer Moment am 15. Dezember 1961 sorgt für den wahrscheinlich größten Feuerwehreinsatz in der Geschichte Hildens. Gegen 11 Uhr beschädigt ein Gabelstaplerfahrer den Abfüllstutzen eines Produktionsbehälters an der Decke einer Halle der Wiederhold-Lackfabrik an der Düsseldorfer Straße. Die Flüssigkeit fängt auf dem heißen Motor sofort Feuer. Wenige Minuten später steht die Halle in Flammen: Großalarm. Mehr als zwei Tage lang bis zum 17. Dezember ziehen sich die Löscharbeiten hin mit rund 2000 Einsatzkräften. Der Schaden geht in die Millionen. 19 Menschen werden verletzt.
2) Das historische Rathaus (heute Bürgerhaus Mittelstraße 40) brennt zweimal. Der Brand vom 6. September 1972 zerstört das Dachgeschoss. Das Feuer entsteht durch fliegende Funken bei Schweißarbeiten. Dank der entschlossenen Mithilfe zahlreicher Mitarbeiter der Stadtverwaltung können alle Akten in den Diensträumen gerettet werden. Am 29. April 1990 bricht zum zweiten Mal ein Feuer aus – wieder im fast fertigen Dachgeschoss des Alten Rathauses Es verursacht einen Schaden von rund einer Million Mark, für den glücklicherweise eine Versicherung
aufkommt.
3) Mitte März 1982 brennt es in der Firma Bremshey. Die Werkshalle an der Eichenstraße wird komplett zerstört und muss abgerissen werden. Mehrere Monate liegt das komplette Werk still. Schon erste Schätzung unmittelbar nach dem Brand beziffern den Schaden auf über 15 Millionen Mark. Anfang Juni 1982 schließt das Bremshey-Werk in Hilden für immer. Mit 1400 Mitarbeitern ist Bremshey einer der größte Arbeitgeber der Stadt. „Da ist ein furchtbar harter Schlag für unsere
Stadt“, sagt Bürgermeisterin Dr. Ellen Wiederhold.
4) Bei der Firma Hildener Filz geraten 1990 rund 400 Kubikmeter Jute-Ballen in Brand – mitten in der
Nacht. Rund 70 bis 80 Feuerwehrleute sind zwölf Stunden lang bis 11 Uhr am anderen Morgen im Einsatz. Löschwasser wird auch aus der nahen Itter geholt.
5) Bei der Firma Lingner und Fischer im Hülsenfeld ist die Feuerwehr gleich zweimal im Einsatz: im Dezember 1990 und 1992. 1992 sind rund 150 Feuerwehrleute aus dem ganzen Kreis rund 50 Stunden beschäftigt, um den Großbrand unter Kontrolle zu bringen. Drei Lagerhallen voll mit Hygiene-Artikeln werden ein Raub der Flammen. Dabei zerplatzen zahlreiche Porzellanfläschchen. Die scharfen Splitter zerschneiden viele Löschschläuche. 1993 brennt es bei Vaillant, ausgelöst durch Dachdeckerarbeiten auf einer Halle. Rund 100 Retter kämpfen gegen die Flammen.
6) Am 14. September 2014 gerät um 2 Uhr eine Lagerhalle an der Herderstraße in Brand. Es ist die schlimmste Katastrophe der Hildener Feuerwehr in ihrer fast 150-jährigen Geschichte. Feuerwehr-Chef Bernhard Janeck und zwei Kameraden werden bei einer Durchzündung schwer verbrannt. Sie werden glücklicherweise wieder gesund. Mehr als 240 Retter aus der ganzen Region sind im Einsatz. Erst dreieinhalb Tage später sind die Flammen gelöscht. Bis heute interessieren sich Feuerwehren in ganz Deutschland für den Hildener Großbrand. Die Ursache kann nicht restlos geklärt werden, sagt Feuerwehr-Chef Hans-Peter Kremer. Sicher sei, dass das Feuer in der Nähe von Lithium-Ionen-Batterien ausbricht, die dort dicht gepackt auf Paletten lagern. Bei Hitze kann es zu einem inneren Kurzschluss mit schlagartiger Energiefreisetzung (Erhitzung, Entflammung) kommen. „Durch eine Verkettung von mehreren Zufällen ist der Graphit-Kern der Batterien pulverisiert worden. Und als genug Energie da war, ist diese Graphit-Wolke explodiert“, sagt Kremer: „Das ist die wahrscheinlichste Theorie.“
7) Ostersamstag 2019 stehen rund 50.000 Quadratmeter Unterholz im Stadtwald im Flammen. 220 Feuerwehrleute, Polizisten und Sanitäter sind im Einsatz. In voller Ausrüstung bei 26 Grad im Schatten müssen die Einsatzkräfte schwere Schläuche durch den verrauchten Wald bis zu Brandflächen schleppen. Erst nach elf Stunden ist das Feuer gelöscht. Es ist der wohl größte Waldbrand in der Geschichte der Hildener Feuerwehr.