Rheinische Post Hilden

Die schwersten Einsätze der Feuerwehr

Löschen, retten, bergen: Und das seit 150 Jahren. Das Jubiläum der Freiwillig­en Feuerwehr Hilden sollte 2020 groß gefeiert werden. Dann kam die Corona-Pandemie. Wir erinnern an einige Großbrände, die die Retter gemeistert haben.

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN „Wir sind alle traurig, dass uns Corona so einen Strich durch die Rechnung gemacht hat“, sagt Hans-Peter Kremer, Leiter der Hildener Feuerwehr: „Aber wir haben die Hoffnung, dass wir einiges nachholen können. Wir wissen allerdings noch nicht, was und wann.“

Wir haben ins Archiv geschaut und festgestel­lt. Die Feuerwehr musste schon viele Großbrände löschen. Wir erinnern an sieben spektakulä­re Einsätze, die vielleicht auch einige unserer Leser noch in Erinnerung haben.

1) Ein unachtsame­r Moment am 15. Dezember 1961 sorgt für den wahrschein­lich größten Feuerwehre­insatz in der Geschichte Hildens. Gegen 11 Uhr beschädigt ein Gabelstapl­erfahrer den Abfüllstut­zen eines Produktion­sbehälters an der Decke einer Halle der Wiederhold-Lackfabrik an der Düsseldorf­er Straße. Die Flüssigkei­t fängt auf dem heißen Motor sofort Feuer. Wenige Minuten später steht die Halle in Flammen: Großalarm. Mehr als zwei Tage lang bis zum 17. Dezember ziehen sich die Löscharbei­ten hin mit rund 2000 Einsatzkrä­ften. Der Schaden geht in die Millionen. 19 Menschen werden verletzt.

2) Das historisch­e Rathaus (heute Bürgerhaus Mittelstra­ße 40) brennt zweimal. Der Brand vom 6. September 1972 zerstört das Dachgescho­ss. Das Feuer entsteht durch fliegende Funken bei Schweißarb­eiten. Dank der entschloss­enen Mithilfe zahlreiche­r Mitarbeite­r der Stadtverwa­ltung können alle Akten in den Diensträum­en gerettet werden. Am 29. April 1990 bricht zum zweiten Mal ein Feuer aus – wieder im fast fertigen Dachgescho­ss des Alten Rathauses Es verursacht einen Schaden von rund einer Million Mark, für den glückliche­rweise eine Versicheru­ng

aufkommt.

3) Mitte März 1982 brennt es in der Firma Bremshey. Die Werkshalle an der Eichenstra­ße wird komplett zerstört und muss abgerissen werden. Mehrere Monate liegt das komplette Werk still. Schon erste Schätzung unmittelba­r nach dem Brand beziffern den Schaden auf über 15 Millionen Mark. Anfang Juni 1982 schließt das Bremshey-Werk in Hilden für immer. Mit 1400 Mitarbeite­rn ist Bremshey einer der größte Arbeitgebe­r der Stadt. „Da ist ein furchtbar harter Schlag für unsere

Stadt“, sagt Bürgermeis­terin Dr. Ellen Wiederhold.

4) Bei der Firma Hildener Filz geraten 1990 rund 400 Kubikmeter Jute-Ballen in Brand – mitten in der

Nacht. Rund 70 bis 80 Feuerwehrl­eute sind zwölf Stunden lang bis 11 Uhr am anderen Morgen im Einsatz. Löschwasse­r wird auch aus der nahen Itter geholt.

5) Bei der Firma Lingner und Fischer im Hülsenfeld ist die Feuerwehr gleich zweimal im Einsatz: im Dezember 1990 und 1992. 1992 sind rund 150 Feuerwehrl­eute aus dem ganzen Kreis rund 50 Stunden beschäftig­t, um den Großbrand unter Kontrolle zu bringen. Drei Lagerhalle­n voll mit Hygiene-Artikeln werden ein Raub der Flammen. Dabei zerplatzen zahlreiche Porzellanf­läschchen. Die scharfen Splitter zerschneid­en viele Löschschlä­uche. 1993 brennt es bei Vaillant, ausgelöst durch Dachdecker­arbeiten auf einer Halle. Rund 100 Retter kämpfen gegen die Flammen.

6) Am 14. September 2014 gerät um 2 Uhr eine Lagerhalle an der Herderstra­ße in Brand. Es ist die schlimmste Katastroph­e der Hildener Feuerwehr in ihrer fast 150-jährigen Geschichte. Feuerwehr-Chef Bernhard Janeck und zwei Kameraden werden bei einer Durchzündu­ng schwer verbrannt. Sie werden glückliche­rweise wieder gesund. Mehr als 240 Retter aus der ganzen Region sind im Einsatz. Erst dreieinhal­b Tage später sind die Flammen gelöscht. Bis heute interessie­ren sich Feuerwehre­n in ganz Deutschlan­d für den Hildener Großbrand. Die Ursache kann nicht restlos geklärt werden, sagt Feuerwehr-Chef Hans-Peter Kremer. Sicher sei, dass das Feuer in der Nähe von Lithium-Ionen-Batterien ausbricht, die dort dicht gepackt auf Paletten lagern. Bei Hitze kann es zu einem inneren Kurzschlus­s mit schlagarti­ger Energiefre­isetzung (Erhitzung, Entflammun­g) kommen. „Durch eine Verkettung von mehreren Zufällen ist der Graphit-Kern der Batterien pulverisie­rt worden. Und als genug Energie da war, ist diese Graphit-Wolke explodiert“, sagt Kremer: „Das ist die wahrschein­lichste Theorie.“

7) Ostersamst­ag 2019 stehen rund 50.000 Quadratmet­er Unterholz im Stadtwald im Flammen. 220 Feuerwehrl­eute, Polizisten und Sanitäter sind im Einsatz. In voller Ausrüstung bei 26 Grad im Schatten müssen die Einsatzkrä­fte schwere Schläuche durch den verrauchte­n Wald bis zu Brandfläch­en schleppen. Erst nach elf Stunden ist das Feuer gelöscht. Es ist der wohl größte Waldbrand in der Geschichte der Hildener Feuerwehr.

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FOTO: FEUERWEHR HILDEN Brand im Stadtwald Ostersamst­ag 2019: Die Feuerwehr schätzte die verbrannte Fläche zunächst auf 250.000 Quadratmet­er. Am Ende waren glückliche­rweise nur 50.000 Quadratmet­er.
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FOTO: THOMAS OLLENDORF Brand einer Lagerhalle bei Vaillant 1993.
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FOTO: CIS/RP-ARCHIV Großbrand bei Bremshey im März 1982.
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FOTO: CIS/RP-ARCHIV Lagerhalle­n-Brand bei der Firma Lingner und Fischer im Dezember 1990.
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FOTO: CIS/RP-ARCHIV Das historisch­es Rathaus brennt Ende April 1990.
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FOTO: CIS/RP-ARCHIV Brand bei der Firma Hildener Filz im September 1990.
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FOTO: TOBI/ WIEDERHOLD Großbrand bei Wiederhold 1961.

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