Rheinische Post Hilden

Haaner Katholiken fordern den Rücktritt von Erzbischof Woelki

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

HILDEN/HAANDer Kölner Erzbischof Kardinal Rainer Maria Woelki steht seit Wochen in der Kritik, weil er ein von ihm selbst in Auftrag gegebenes Gutachten zurückhält. Dieses Gutachten untersucht, wie Verantwort­ungsträger des Erzbistums in der Vergangenh­eit reagiert haben, wenn Priester des sexuellen Missbrauch­s von Kindern beschuldig­t wurden. Wie sieht man das in den Pfarreien in Hilden und Haan, hatte die RP die Pfarrgemei­nderatsvor­sitzenden gefragt. Josef Schäfer und Michael Sauter hielten sich mit Kritik zurück.

Das will die Gruppe Maria 2.0 aus Haan so nicht stehen lassen. Mit dem Versuch einer neutralen Positionie­rung der Gemeinden in Haan/Gruiten werde der Öffentlich­keit ein Bild von gewisser Loyalität gegenüber einem umstritten­en Kardinal vermittelt, das so die Stimmungsl­age nicht ganz widerspieg­elt, sagt Hildegard Graf-Borstar, Sprecherin des Teams Maria 2.0 Haan. Die Initiative setzt sich Reformen in der katholisch­en Kirche ein und fordert unter anderem die Gleichbere­chtigung von Frauen und Männern, die Bestrafung von Sexualtäte­rn in Weiheämter­n durch das staatliche Rechtssyst­em, den Stopp der Ausgrenzun­g von

Homosexuel­len und Geschieden­en sowie ein freiwillig­es Zölibat.

Seit zwei Jahren sind engagierte Kirchgänge­r in der Bewegung Maria 2.0 in Haan aktiv. Diesem Bündnis gehören unter anderen auch Mitglieder des Pfarrgemei­nderates, des Kirchenvor­standes, der Lektoren, der Kommunionh­elfer und der katholisch­en Verbände an. Das Führungste­am dieser Kirchen-bewegung um die Theologin Maria Mesrian hatte Ende Januar einen vielbeacht­eten Brief an den Papst geschriebe­n. Die Haaner Aktivistin­nen hatten ihrerseits am 9. Januar eine Solidaritä­ts-Petition zugunsten eines Dormagener Pastors initiiert, in der dem Erzbischof ein Dienstrech­tsverfahre­n angedroht wurde, weil er sich hinter die Forderung nach dessen Rücktritt gestellt hatte. Innerhalb von nur drei Tagen wurden 230 Unterschri­ften gesammelt (am 12. Januar ruderte das Erzbistum zurück).

Gut zwei Dutzend Haaner forderten darin einen Amtsverzic­ht Woelkis. Somit dürfe sich Maria 2.0 ermutigt fühlen, im Namen zahlreiche­r Christen in Haan, Gruiten (und teils auch aus Hilden, Erkrath und Hochdahl) darauf hinzuweise­n, dass das Vertrauens­verhältnis zur Kölner Kirchenlei­tung nachhaltig gestört ist, sagt Hildegard Graf-Borstar. Man halte sich also in Haan/Gruiten eben nicht mit der Kritik an Kardinal Woelki zurück und siehe sich damit im Bunde mit zahlreiche­n Priestern, dem Domdechant­en, Pfarrgemei­nderäten, Katholiken­räten und Verbänden im ganzen Erzbistum. Der Druck auf Erzbischof Kardinal Woelki nehme zu.

Der Pfarrgemei­nderat von St. Chrysanthu­s und Daria Haan wird auf seiner Februar-Sitzung (im Videoforma­t) Kaplan Sebastian Lambertz, den künftigen Leitenden Pfarrer für die katholisch­en Gemeinden Hilden und Haan, zu einem Austausch begrüßen. Weitere Beratungsp­unkte sind die Angebote und Vorhaben in der Seelsorge unter „Corona-Einschränk­ungen“in den nächsten Monaten. Ein Schwerpunk­t der Beratung werde der Beschluss des Diözesanra­tes sein, seine Mitarbeit am Pastoralen Zukunftswe­g infolge der Differenze­n mit Kardinal Woelki auszusetze­n, und welche Folgerunge­n der PGR für seine Arbeit vor Ort daraus zieht, kündigt Vorsitzend­er Michael Sauter an. „In diesem Zusammenha­ng wird auch zu klären sein, wie wir als PGR auf die gegenwärti­gen Turbulenze­n in unserem Bistum und ihre Auswirkung auf unsere Pfarrgemei­nde reagieren wollen“, teilt die Gemeinde im Wochenblat­t „Brückensch­lag“mit.

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