Telekom erzielt Rekordumsatz
Vor allem dank ihres US-Geschäfts erlösen die Bonner mehr als 100 Milliarden Euro.
BONN Die Deutsche Telekom hat 2020 erstmals einen höheren Umsatz als 100 Milliarden Euro gemacht. Der Erlös stieg vorrangig dank der Fusion des US-Ablegers mit der dortigen Sprint Global um 25,4 Prozent. Aber auch der Trend zu höherwertigen Anschlüssen im Mobilfunk und im Festnetz hilft Europas größtem Telefonkonzern. „Wir sind jetzt in der Champions League angekommen“, sagte Telekom-Chef Tim Höttges vor Journalisten. Dabei kann kein anderer Telefonkonzern Europas mit dem Umsatz und dem Börsenwert des Ex-Monopolisten mithalten: Die Telekom ist an der Börse nun 71,3 Milliarden Euro wert, Vodafone kommt auf 41,3 Milliarden Euro, Spaniens Telefónica auf 19 Milliarden Euro.
Tim Höttges setzt auf weiteres Wachstum. In Deutschland will er in den nächsten Jahren alle zwölf Monate 2,5 Milliarden Euro statt bisher rund zwei Milliarden Euro für extraschnelle Glasfaseranschlüsse und vergleichbare VDSL-Anschlüsse direkt ans Haus investieren. Bis Ende 2024 will der Konzern dann zehn Millionen Haushalten – statt bisher 2,2 Millionen – einen Glasfaser-Zugang ermöglichen. So will Höttges unter anderem die Kabelanschlüsse von Vodafone attackieren, aber auch ländliche Regionen viel besser erschließen.
In den USA hat die Telekom mittlerweile 102 Millionen Mobilfunkkunden
daugewonnen und wächst deutlich schneller als die Wettbewerber. Der Chef gibt nun als Ziel an, langfristig die Nummer eins in den Vereinigten Staaten zu werden – vor den bisherigen Marktführern AT&T und Verizon. Immerhin ist T-Mobile US schon jetzt der größte Ableger eines deutschen Konzerns in den USA.
Das bereinigte Betriebsergebnis des Gesamtkonzerns stieg 2020 um 41,6 Prozent auf 35,6 Milliarden Euro. Der Überschuss wuchs um 15,5 Prozent auf 5,7 Milliarden Euro. Doch weil die Schulden auch durch die US-Expansion um fast 60 Prozent auf atemberaubende 120 Milliarden Euro stiegen, werden die Aktionäre eher knapp gehalten:
Die Dividende stagniert trotz hohen Wachstums bei 60 Cent pro Aktie, was beim Kurs von 14,90 Euro eine Dividendenrendite von mehr als vier Prozent bringt. Mehr wollen Höttges und Finanzvorstand Christian Illek nicht ausschütten, um das Investitionstempo halten zu können. 2021 sollen weltweit 18,4 Milliarden Euro investiert werden, in Deutschland alleine 5,5 Milliarden Euro, die bis 2024 auf sechs Milliarden Euro pro Jahr steigen sollen.
Um die Gewinne zu steigern, sprach sich Höttges erneut für weitere Fusionen innerhalb der europäischen Telekommunikationsindustrie aus. Er wies darauf hin, dass in den USA nur noch drei nationale Mobilfunkanbieter konkurrieren, in Europa gebe es, über den Kontinent verteilt, jedoch mehr als 100 Anbieter. „Die Industrie leidet unter sehr hoher Verschuldung. Wir brauchen eine europäische Marktkonsolidierung.“Auf die Frage, ob er konkrete Übernahmen plane, sagte er nur: „Wir reden über Transaktionen nur, wenn wir sie haben.“
In Abgrenzung zur Düsseldorfer Vodafone sowie zu Telefónica betonte er die führende Position der Telekom beim Vorantreiben der neuen 5G-Technik im Mobilfunk. Die Telekom versorge zwei Drittel der Haushalte mit der besonders schnellen Funktechnik, „damit liegen wir weit vor den Wettbewerbern“. Gleichzeitig sagte Höttges, dass die Telekom künftig beim Netzausbau viel mehr auf Kooperationen setze.