Umweltspuren weg – dafür gibt es länger rot
Die Pförtnerampeln sind in Betrieb. Am Morgen gab es kurz Stau – wegen der Corona-Pandemie ist auf den Straßen aber wenig los.
DÜSSELDORF Die neuen Pförtnerampeln sind am Montag in Betrieb gegangen – und die Umweltspuren damit endgültig Geschichte. Im Berufsverkehr kam es in der Spitzenzeit gegen 8 Uhr zu Staus an der Pförtnerampel am Südpark, insgesamt floss der Verkehr aber über den Tag gut. Ein Vergleich mit der umstrittenen vorherigen Regelung ist noch schwierig – das Verkehrsaufkommen liegt wegen Corona deutlich unter Normalmaß.
Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU) war im Wahlkampf mit dem Versprechen angetreten, die umstrittenen Sonderspuren für Busse, Räder und E-Autos abzuschaffen. Um die Luftbelastung im gesetzlich vorgeschriebenen Maß zu halten, setzt Düsseldorf nun auf Pförtnerampeln, die den Durchlauf an Autos begrenzen. Außerdem sollen Radverkehr und ÖPNV stärker gefördert werden.
Die Ampelschaltung am Südpark war am Montag in der morgendlichen Spitze gegen 8 Uhr die alte: 28 Sekunden zeigte die Ampel an der Kreuzung Werstener Straße/Universitätsstraße Grün, dann sprang sie für 42 Sekunden auf Rot. So war es auch bisher, nun steht aber hinter der Ampel wieder die zweite Spur für Autos bereit. Die Stadt hat angekündigt, dass die Schaltung in den nächsten Wochen verfeinert wird.
Zum Konzept gehört, dass die Rotphasen in verkehrsärmeren Zeiten des Tages verlängert werden. Nur noch 22 statt 28 Sekunden dauerte die Grünphase gegen 12 Uhr, entsprechend länger stand die Ampel in dieser Richtung auf Rot. Busse und Taxis bekommen stadteinwärts eine Zusatz-Grünphase von 20 Sekunden.
Zwischen 7.30 und 8.15 Uhr gab es keinerlei Probleme, der Verkehr lief flüssig – sicherlich auch, weil viele Pendler im Home-Office arbeiten. Ab 8.15 Uhr änderte sich jedoch das Bild: Vor der Ampel bildete sich für etwa eine halbe Stunde ein langer Rückstau, der bis zur Ausfahrt der A46 reichte.
Dass der umstrittene Verkehrsversuch beendet ist, war am Morgen noch nicht jedem bekannt. Einige wartende Autofahrer waren erstaunt. „Nein“, sagte einer der Wartenden aus Erkrath, „das habe ich nicht mitbekommen. Das heißt, ich kann da vorne wieder beide Spuren nutzen?“Genau darauf werden die Autofahrer dann ein paar Meter weiter auf der großen Multifunktionsanzeige hingewiesen. „Testbetrieb Umweltspur beendet“ist dort in großen Lettern zu lesen.
Recht entspannt war die Situation derweil an der zweiten ehemaligen Umweltspur an der Merowingerstraße. Dort übernimmt die Ampel an der Auffahrt der Münchener Straße zum Südring die Pförtnerfunktion – wie auch schon vorher gab es dort Stau. Auf der für den gesamten Verkehr nun wieder zweispurigen Straße herrscht derweil nun Tempo 30. Die dritte Umweltspur an der Prinz-Georg-Straße in Pempelfort ist nun ein Radweg, der auch von Bussen genutzt werden darf.
Ein Vergleich zu den Umweltspuren ist derzeit kaum möglich. Das verdeutlichen Daten des Verkehrsdatenanbieters TomTom. Der errechnet mit Live-Daten aus Smartphones und Navigationsgeräten laufend aktuell das Verkehrsaufkommen – je höher der Wert, desto mehr Autos sind unterwegs. Das Verkehrslevel lag in der Spitze um 8 Uhr am Montag in Düsseldorf bei 27 Prozent. Der Durchschnittswert für diese Uhrzeit lag 2019, als die Umweltspuren eingeführt wurden, noch bei 56 Prozent.