Alternativen zu Whatsapp
Der Messenger-Dienst ist wegen seines Umgangs mit den Daten ins Gerede gekommen. Die gute Nachricht für besorgte Nutzer: Es gibt erprobte andere Anbieter. Wir stellen sie vor.
DÜSSELDORF Der Messenger Whatsapp ist so beliebt wie noch nie. Im Februar knackte der Dienst die Marke von zwei Milliarden Nutzern weltweit. Doch auch die Kritik wächst. Dem Unternehmen wird vorgeworfen, massenhaft Daten zu sammeln. Jetzt ändert Whatsapp seine Nutzungsbedingungen und Datenschutzrichtlinien. Um die zu akzeptieren, haben Nutzer noch bis zum 15. Mai Zeit. Datenschützer befürchten, dass Whatsapp Daten dann auch mit seinem Mutterkonzern Facebook teilt. „Grundsätzlich lässt der Datenschutz bei Whatsapp zu wünschen übrig“, sagt Ayten Öksüz von der Verbraucherzentrale NRW. Jetzt drohe eine weitere Verschlechterung.
Zwar seien die Unterhaltungen selbst bei Whatsapp verschlüsselt, „trotzdem werden viele Metadaten gesammelt, mit denen sehr genaue Nutzerprofile erstellt werden können“, so Öksüz. Metadaten erhält Whatsapp beispielsweise, weil es auf die Kamera, den Standort oder Kontakte zugreift, aber auch Smartphone-Modell, IP-Adresse und Log-Informationen kennt. Viele Menschen suchen daher bereits nach Whatsapp-Alternativen. Wir haben uns drei davon näher angeschaut.
Signal Dieser Dienst ist mutmaßlich der aktuell größte Profiteur der Diskussionen um Whatsapp. Auch Tesla-Chef Elon Musk und US-Whistleblower Edward Snowden haben den Messenger aus den USA schon als Alternative zum Marktführer empfohlen – auch Bundestagsabgeordnete unterhalten bei Signal einen Account, den sie regelmäßig zur Kommunikation nutzen.
Der Vorteil: Anders als Whatsapp verschlüsselt Signal nicht nur den Inhalt der Nachrichten, sondern auch den Absender. So weiß die App nicht im Einzelnen, wer miteinander kommuniziert. Laut Verbraucherzentrale fallen so deutlich weniger Metadaten an. Hinter dem Messenger steckt die gemeinnützige Signal-Stiftung, die sich aus Spendengeldern finanziert. Der gesamte Quellcode der Anwendung ist öffentlich, sodass etwaige Sicherheitslücken oder Möglichkeiten der Datenspeicherung schnell entdeckt werden würden. Der Dienst ist zudem kostenlos. Aktuell braucht man zur Anmeldung eine Telefonnummer. Das soll in Zukunft aber nicht mehr zwingend notwendig sein.
Threema Der Messengerdienst Threema hat seinen Sitz in der Schweiz und wirbt damit, einen Fokus auf Sicherheit und Privatsphäre zu legen. Die Chats sind – wie bei Signal und Whatsapp auch – Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Das bedeutet, dass niemand außer den Gesprächspartnern persönliche Nachrichten lesen kann. Auch der
Zugriff auf das Adressbuch des eigenen Smartphones findet verschlüsselt statt. So könne man zwar sehen, wer sonst noch Threema benutze, „es werden aber keine Kontaktnetzwerke erstellt“, sagt Ayten Öksüz. Anders als bei den meisten Konkurrenzprodukten braucht man zur Anmeldung bei Threema aber nicht einmal unbedingt eine Telefonnummer oder eine Mailadresse. Threema erzeugt eine zufällige ID, mit der andere Nutzer gefunden werden können. Die Nutzung ist also anonymisiert möglich. Die Server des Anbieters sind allesamt in der Schweiz, dadurch sei der Dienst vollständig konform mit der Datenschutzgrundverordnung, so der Anbieter. Dafür kostet die Anmeldung Geld – aktuell 3,99 Euro im Appstore von Apple und im Google Playstore.
Telegram Auch dieser Dienst wird immer häufiger als Alternative zu Whatsapp genutzt und verzeichnet schon 500 Millionen Nutzer. Die Sicherheitslage hier ist jedoch unklar. Auf der Seite des Unternehmens ist kein Impressum angegeben; nach eigenen Aussagen ist der Sitz in Dubai. Grundsätzlich sind die Chats bei Telegram nicht Ende-zu-Ende-verschlüsselt. Das bedeutet, Inhalte aus Gesprächen könnten ausgelesen werden. Eine Verschlüsselung von privaten Chats ist zwar möglich, muss aber vom Nutzer aktiviert werden. Darunter leidet die Nutzbarkeit, sodass viele Menschen auf die sicheren Chats verzichten. Gruppenchats können überhaupt nicht verschlüsselt genutzt werden. „Bei Telegram gibt es Sicherheit nur auf Anfrage, man weiß nicht, wie sicher die App wirklich ist. Das ist keine echte Alternative“, erklärt der Vizevorsitzende der Deutschen Vereinigung für Datenschutz, Werner Hülsmann. Wie Signal braucht man auch für die Nutzung von Telegram zwingend eine Telefonnummer. Man kann sich allerdings aussuchen, ob sie im Profil angezeigt werden soll. Bisher wurde der Messenger aus eigenen Mitteln seiner Gründer finanziert. Zuletzt wurde aber öffentlich über Einnahmen durch Werbung nachgedacht, was weitere Fragen zum Datenschutz aufwerfen wird.
„Die Marktmacht von Whatsapp ist beeindruckend, das erleichtert die Motivation zum Wechsel nicht“, sagt Hülsmann. Es sei praktisch, wenn alle Freunde und die gesamte Familie den gleichen Messenger nutzen. Jetzt haben die Nutzer noch bis zum 15. Mai Zeit, die neuen Bestimmungen zu akzeptieren. Danach ist eine Nutzung ohne Zustimmung kaum noch möglich. Ob das zu einer Abkehr von Whatsapp führt, wird sich zeigen. „Es hilft aber schon, sich andere Messenger herunterzuladen. Teilweise haben viel mehr Menschen eine Alternative zu Whatsapp auf dem Telefon, als man denkt“, so Hülsmann.