Rheinische Post Hilden

So viel kostet Lokalpolit­ik in Hilden

Rund 400.000 Euro zahlt die Stadt ihren Ratsmitgli­edern jedes Jahr allein an Aufwandsen­tschädigun­gen. Fraktionen erhalten noch weitere Zuwendunge­n. Wir haben uns angeschaut, wie teuer unsere Demokratie vor Ort eigentlich ist.

- VON TOBIAS DUPKE

HILDEN Unsere Demokratie ist wertvoll. Auch wenn nicht alle Menschen ihre Chance auf Mitsprache und Mitgestalt­ung nutzen, so profitiere­n alle von der Verteilung und Kontrolle der Macht und der daraus resultiere­nden Freiheit. Aber umsonst gibt es Demokratie nicht. Wir haben aufgeschlü­sselt, wie viel die Stadt Hilden jedes Jahr für die Demokratie ausgibt.

Ratsmitgli­eder Aktuell sitzen 64 Stadtveror­dnete im Rat, dazu kommen noch die Sachkundig­en Bürger. Sie setzen sich ehrenamtli­ch für die Stadt und ihre Parteien ein. Die Verwaltung zahlt ihnen im Jahr rund 400.000 Euro an Aufwandsen­tschädigun­gen. Darin enthalten ist das Sitzungsge­ld für sachkundig­e Bürger und Ratsmitgli­eder, monatliche Aufwandsen­tschädigun­g für Ratsmitgli­eder, Verdiensta­usfallersa­tz, „Haushaltse­ntschädigu­ng“, Aufwandsen­tschädigun­gen für stellvertr­etende Bürgermeis­ter/innen, Fraktionsv­orsitzende und stellvertr­etende Fraktionsv­orsitzende. Außerdem hätten auch Ausschussv­orsitzende laut Gemeindeor­dnung das Recht, eine zusätzlich­e Aufwandsen­tschädigun­g zu erhalten. Das hat die Politik in Hilden aber abgelehnt.

Viel Geld „verdient“ein Lokalpolit­iker also nicht im Rat und in den Ausschüsse­n. Jeder Stadtveror­dnete erhält rund 300 Euro im Monat und etwa 20 Euro pro Sitzung. Der Arbeitsauf­wand ist hoch: Einarbeitu­ng in Themen, Sitzungen, Nachbereit­ung, Termine vor Ort.

Sitzt ein Politiker in einem Aufsichtso­der Verwaltung­srat beispielsw­eise der Stadtwerke oder der Sparkasse Hilden-Ratingen-Velbert, erhöhen sich seine Bezüge. So ist im Jahresabsc­hluss 2019 der Sparkasse HRV zum Beispiel zu lesen, dass das Geldinstit­ut „den Mitglieder­n des Verwaltung­srates im Geschäftsj­ahr Gesamtbezü­ge von rund 141,3 Tsd. Euro gewährt“hat. Zwischen 400 und 13.000 Euro liegen die Auszahlung­en an die einzelnen Politiker, je nach Häufigkeit der Teilnahme an den Sitzungen.

Fraktionen Die Stadt zahlt Fraktionen (ab zwei Ratsmitgli­edern) Zuwendunge­n in Höhe von 258.000 Euro, darin enthalten pauschalie­rte Fraktionsz­uschüsse (92.000 Euro, unter anderem für Raummiete der

Fraktionsb­üros), Personalko­stenzuschü­sse (162.000 Euro) und Zuschüsse für Klausurtag­ungen (4200 Euro). Darüber hinaus berechnet die Stadt noch Aufwendung­en aus sogenannte­n internen Leistungsb­eziehungen. Die 155.000 Euro beinhalten unter anderem Druckkoste­n für Sitzungsun­terlagen, IT-Ausrüstung und Raummieten der städtische­n Mitarbeite­r/innen.

Sitzungen Zusätzlich wegen Corona und nicht im Haushaltsp­lan enthalten ist die Miete der Stadthalle. Pro Sitzung fallen rund 2300 Euro an. Bei sechs Sitzungen jährlich sechs Sitzungen plus mindestens einer Sondersitz­ung sind das rund 16.000 Euro.

Wahlen In Wahlen wie der Bundestags­wahl stecken etwa 2000 Arbeitsstu­nden

von städtische­n Mitarbeite­rn. Bei Kommunalwa­hlen erhöht sich der Wert um die Zeiten für die Vorbereitu­ng (Wahlbezirk­seinteilun­g, Kandidaten­aufstellun­g, Ausstattun­g der Wahllokale durch den Bauhof, und so weiter) um rund 200 Stunden.

Dazu kommen noch Ausgaben für Strom, Miete, Büromateri­al und das „Erfrischun­gsgeld“für die ehrenamtli­chen Helfer. Bei der Kommunalwa­hl

im September 2020 beliefen sich die Ausgaben auf rund 55.000 Euro. Davon hat die Stadt jedoch auch einen Teil erstattet bekommen, sodass hier am Ende 33.000 Euro fällig wurden. Die Portokoste­n für die Wahlbenach­richtigung­en und die Briefwahl summierten sich auf etwa 38.000 Euro. Insgesamt hat die Kommunalwa­hl die Stadt rund 71.000 Euro gekostet.

Zum Vergleich: Die Europawahl 2019 schlug mit knapp 52.000 Euro zu Buche. Hier fiel ein Großteil der Portogebüh­ren weg, außerdem musste keine Miete gezahlt werden. Damals mussten neben den Wahllokale­n in städtische­n Gebäuden keine weiteren Räume angemietet werden, da es noch keine Corona-Krise gab.

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Der Stadtrat tagt aktuell in der Stadthalle, weil dort die Corona-Schutzmaßn­ahmen besser einzuhalte­n sind.

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