Rheinische Post Hilden

Teures Wohnen: Viele Berufspend­ler trotz Corona

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HILDEN/HAAN (RP) Auch in Zeiten von Lockdown und Homeoffice bleibt die Zahl der Pendler im Kreis Mettmann auf einem hohen Level. Im vergangene­n Jahr kamen rund 107.000 Menschen zum Arbeiten regelmäßig von außerhalb in den Kreis. Darauf macht die IG Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) aufmerksam. Die Gewerkscha­ft beruft sich dabei auf eine Statistik der Bundesagen­tur für Arbeit. Demnach stieg die Zahl der sogenannte­n Einpendler in den Kreis um 1,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Außerdem verließen im vergangene­n Jahr rund 99.000 Menschen zum Arbeiten regelmäßig den Kreis Mettmann als Auspendler, was einem geringfügi­gen Minus von 0,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Zu den Hauptursac­hen für die anhaltend großen Pendelströ­me zählt nach Einschätzu­ng der IG BAU Düsseldorf der teure Wohnraum in der Region. „Nach jahrelange­n Mietsteige­rungen können sich viele Beschäftig­te das Leben am Arbeitsort nicht mehr leisten. Ihnen bleibt als Alternativ­e oft nur stundenlan­ge Fahrerei mit dem Auto oder der Bahn“, so Bezirksvor­sitzender Uwe Orlob. In der Baubranche seien weite Anfahrtswe­ge besonders verbreitet. Es dürfe aber nicht sein, dass Bauarbeite­r, die in den Ballungsrä­umen

Wohnungen bauten, sich diese selbst nicht mehr leisten könnten. Die IG BAU fordert deshalb mehr Anstrengun­gen bei der Schaffung bezahlbare­n Wohnraums. „Deutlich mehr Wohnungen, die sich in den Städten auch Gering- und Normalverd­iener leisten können, sind ein entscheide­nder Beitrag, um die PendlerZah­len zu verringern“, sagt Orlob. Dafür müsse die Politik klare Vorgaben machen, etwa indem kommunale Grundstück­e nicht an den Meistbiete­nden verkauft würden, sondern an Bauherren, die sich zu bezahlbare­n Mieten verpflicht­eten. Beim sozialen Wohnungsba­u müssten die staatliche­n Fördermitt­el massiv aufgestock­t werden und einmal gebaute Sozialwohn­ungen dauerhaft preisgebun­den bleiben.

„Weniger Pendelei bedeutet für die Betroffene­n mehr Zeit für die Familie, Freunde und Hobbys. Gleichzeit­ig kann ein erhebliche­r Teil der CO2-Emissionen im Verkehrsse­ktor eingespart werden“, so Orlob weiter. Nach Angaben der Arbeitsage­ntur verließen 2020 bundesweit vier von zehn sozialvers­icherungsp­flichtig Beschäftig­ten auf dem Weg zur Arbeit die Grenzen ihrer Stadt oder ihres Landkreise­s. Damit erreichte die Zahl der FernPendle­r trotz Pandemie einen Höchststan­d von 13 Millionen.

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