Camping: „Ein Stückchen heile Welt“
Auf der Suche nach einer erholsamen Auszeit haben zahlreiche Menschen das verlängerte Osterwochenende auch auf den Campingplätzen der Region verbracht. In der Pandemie ist das möglich – für jene mit einem Dauerstellplatz.
LANGENFELD/MONHEIM Kein Lärm, keine Hektik, einfach nur Ruhe: Die Sonne scheint an diesem Samstagmorgen wohltuend, die Vögel zwitschern vergnügt im Flug oder von den umliegenden Bäumen, an denen die ersten grünen Frühlingssprossen zu sehen sind. Ein kleines Mädchen radelt seelenruhig auf ihrem rosafarbigen Zweirad zwischen den parkenden Wohnmobilen. Die Rastlosigkeit der Stadt, das
„Früher war das arme Leute Urlaub, heute macht es jeder“
Johannes Süß Betreiber Wasserskianlage
Einprasseln von neuen Horrornachrichten über Impfchaos und steigenden Inzidenzzahlen scheinen auf dem Campingplatz in Langenfeld weit weg zu sein. Stattdessen: Durchatmen, die Seele baumeln lassen und den Tag genießen, wie er kommt. Das ist auch die Devise von Christian Dünnwald (54) und seiner Partnerin Claudia Mader (45). Mit einem frischgebrühten Kaffee sitzen sie gemütlich in ihrem Vorzelt und strahlen übers ganze Gesicht.
Nach langer Zeit auf der Warteliste haben sie seit Januar dieses Jahres endlich einen Dauerstellplatz in Langenfeld ergattern können. Für sie ist das dieser Tage, wo Reisen eingeschränkt, private Hotelübernachtungen oder touristisches Campen verboten sind, wie ein Sechser im Lotto, berichten sie. „Ein absoluter Glücksfall.“Sie brauchen keinen negativen PCR-Test vorweisen, kommen sich mit anderen Menschen nicht zwangsläufig in die Quere und verbringen viel Zeit an der frischen Luft, beim Radfahren am Rhein oder beim Spazieren im Knipprather Wald. Einfach mal raus aus dem Alltag, aus den eigenen vier Wänden, dem Homeoffice und Homeschooling.
„Wir können uns hier frei entfalten“, schwärmt Mader, die erst kürzlich das Campen für sich entdeckt hat. Dünnwald hat da schon mehr Erfahrung: „Als Kind war ich mit meinen Eltern häufig campen“, erzählt Dünnwald. Er liebt die Unabhängigkeit, Flexibilität und Möglichkeiten, die das Campen bietet. Eigentlich hatten sich die beiden Sportler aktiv in der Inlineskating-Szene den Wohnwagen als Alternative zu Hotelübernachtung bei Wettkämpfen gekauft. Jetzt bietet es in der Pandemie ein wenig Freiheit:
„Sollte es bald wieder möglich sein, würden wir über Pfingsten mit dem Wohnwagen auch gerne an die Nordsee fahren“, verrät Dünnwald.
Das Camping boomt schon seit Jahren, verrät Platzbetreiber Johannes Süß. „Früher war das arme Leute Urlaub, heute macht es jeder.“Seine Dauerstellplätze seien restlos belegt, die Warteliste lang. Ein besonderes Highlight seiner Anlage derzeit: Duschen und auf Toilette gehen sind hier im Gegensatz zu anderen Plätzen
mit Sammelduschen und -Toiletten, deren Nutzung derzeit nicht erlaubt sind, kein Problem. Hier verfügt jeder Dauercamper nämlich über einen privaten Sanitärbereich.
Den bietet der Monheimer Campingplatz „Rheinblick“zwar nicht, dafür ist dort der Name Programm. Von den Stellplätzen an vorderster Front wie der von Petra Eicker und Frank Krämer genießen die Camper einen traumhaften Panoramablick auf den Rhein: Einen schöneren
„Vorgarten“kann man nicht haben, ist sich das Paar aus dem Sauerland einig. Von hier aus trinken sie bereits in der dritten Saison allmorgendlich ihren Kaffee, beobachten die vorbeifahrenden Schiffe und knipsen Erinnerungsfotos. Auch wenn derzeit ohne Corona ein anderer Urlaub möglich wäre, die beiden 62-Jährigen würden nicht tauschen.
„Wir kommen eigentlich vom Segeln und sind dann zufällig auf den Wohnwagen umgestiegen“, berichtet Krämer. Hier auf dem Campingplatz Rheinblick in Baumberg kann er beides verbinden, hat das Wasser in der Nähe und die Freiheit drumherum. Als Risikopatient fühlt er sich auf dem Campingplatz pudelwohl. „Wir achten natürlich trotzdem auf die Regeln, aber hier kann man auch von dem Coronathema besser abschalten und zur Ruhe kommen. Denn das nagt schon ganz schön an einen“, findet Frank Krämer.