Geldübergabe-Umschlag soll vor Trickbetrug bewahren
Kunden, die hohe Beträge bei ihrer Bank abheben, sollen künftig einen Fragebogen mit auf den Weg bekommen.
HILDEN/HAAN Sein Sohn habe einen tödlichen Unfall verursacht und nur die Zahlung einer Kaution in fünfstelliger Höhe könne ihn vor der Haft bewahren. Diese Geschichte tischte ein Anrufer im Februar einem 90-jährigen Ratinger auf. Der Senior machte sich sogleich auf den Weg zu seiner Hausbank, um das Geld abzuheben. Die Mitarbeiter des Geldinstituts waren misstrauisch und informierten die Polizei. Der Senior konnte so vor einem herben Verlust bewahrt werden.
Fast täglich erreichen die Kreispolizei Meldungen dieser Art. Zwei Bürger aus Haan und Erkrath wurden allein in den vergangenen Tagen um eine hohe Geldsumme betrogen. „Die Trickbetrüger nutzen dabei verschiedene Maschen“, so Daniel Uebber, Sprecher der Kreispolizeibehörde. „Zurzeit mehren sich die sogenannten Schockanrufe.“Die Anrufer täuschen einen schweren Unfall oder einen Unglücksfall eines nahen Verwandten vor, um sich so Geld der meist älteren Bürger zu erschleichen.
„Aber auch Corona wird von Betrügern ausgenutzt“, so Uebber. Die Masche verläuft ähnlich. Der Angerufene wird von der Infektion eines Angehörigen in Kenntnis gesetzt. Für die Behandlung sei ein hoher
Geldbetrag erforderlich. „Viele dieser Betrugsversuche scheitern, weil ein Großteil der Bürger inzwischen sensibilisiert ist“, berichtet Uebber. Doch leider eben nicht alle.
Der Ratinger Manfred Evers stieß bei seiner täglichen Zeitungslektüre auf einen Weg, den Polizei und Geldinstitute in Ostfriesland dem
Trickbetrug begegnen wollen. Basierend auf einer Vorlage der Polizei Gütersloh geben die Banken größere Geldmengen in speziellen Umschlägen heraus.
Insgesamt sechs Fragen sind auf dem Umschlag aufgedruckt. Darunter „Sollen Sie das Geld heute noch übergeben?“oder „Haben Sie den Geldbetrag
abgehoben, weil Sie angerufen worden sind?“Kann der Bankkunde zwei dieser sechs Fragen mit „Ja“beantworten, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er Opfer einer Betrugsmasche geworden ist.
Evers wandte sich mit der Idee an Landrat Thomas Hendele. Der antwortete prompt. „Ich kann Ihnen
mitteilen, dass die Dienststelle Kriminalprävention/ Opferschutz mit den ortsansässigen Geldinstituten Kontakte geknüpft hat, um diese Maßnahme zur Verhinderung von Betrugsstraftaten auch im Kreis Mettmann einzuführen und damit Schaden abzuwenden“, so Hendele in dem Antwortschreiben.
Die Sparkasse in Langenfeld ist eine der ersten, die das Angebot bereits nutzt. Holger Kleine von der Sparkasse Hilden/Ratingen/Velbert bestätigt: „Wir sind mit der Kreispolizeibehörde im Austausch. Jetzt geht es noch um letzte Abstimmungen. Auch wir werden den Umschlag so bald wie möglich einführen.“Die Mitarbeiter seien aber inzwischen sehr wachsam, wenn es um die Auszahlung hoher Geldbeträge gehe, so Kleine. Meldungen aus anderen Banken oder von der Polizei werden umgehend an die Mitarbeiter weitergegeben. „Wir konnten in der Vergangenheit schon mehrere Betrugsfälle erfolgreich verhindern.“
Die Kreispolizeibehörde bestätigt, den Übergabeumschlag allen Geldinstituten im gesamten Kreis Mettmann angeboten zu haben. Einige haben bereits angekündigt, das Projekt umsetzen zu wollen. Die Vorlage wird von der Kreispolizei erstellt, die auch Bankangestellte schult.
„Mit dem Geldübergabeumschlag sehen wir die letzte Möglichkeit, eine Betrugsstraftat zu verhindern“, schreibt Landrat Hendele an Manfred Evers. Die Aktion soll jedoch auch künftig – sobald es die Coronalage wieder zulässt – von weiteren Aufklärungsmaßnahmen der Polizei flankiert werden.