Musikalische Zeitreise zum Genießen
Greta van Fleet:
Die Rockorgel webt einen dichten Klangteppich, eine E-Gitarre singt mit warmer, angezerrter Stimme ihre Melodie dazu, Bass und Schlagzeug bilden souverän das Fundament. In der Klangwelt von Greta van Fleet zu versinken, fällt denkbar leicht. Auch, weil alles irgendwie vertraut wirkt. Die Rockband setzt mit ihrem zweiten Album „The Battle at Garden’s Gate“den Weg als jüngste Vertreter einer längst vergangenen Musikepoche fort. Ihre Vorbilder aus den späten 60er-Jahren sind deutlich zu hören, etwa was die Parallelen zwischen dem Gesangsstil von Frontmann Josh Kiszka und Led Zeppelins Robert Plant betrifft. Gleichzeitig emanzipieren sich die Vier mit dem Album. Feel-Good-Momente und Mystik verschmelzen miteinander und schaffen eine eigene und unwiderstehliche Atmosphäre. cwe
Rock Es ist so schön, dieses Power-Dröhnen wieder zu spüren: Die US-Band Dinosaur Jr. hat ein neues Album veröffentlicht, es heißt „Sweep Into Space“, und es klingt wie immer. Die Stimme von J. Mascis schneidet durch dichten Lärmnebel, die Musiker verzieren ihre Wall of Sound mit Melodien, und die Atmosphäre ist ein klein bisschen luftiger als zuvor.
Es ist ganz eigenartig mit dieser Band, die 1987 und 1988 die majestätischen Alben „You’re Livin’ All Over Me“und „Bug“veröffentlichte und sich 1988 trennte. Seit ihrer Rückkehr 2005 haben sie mehr Platten veröffentlicht als im alten Jahrtausend, sie haben nichts an ihrem Sound geändert, aber sie haben seither auch keine schlechte oder langweilige Produktion abgeliefert. Im Gegenteil: Alle waren gut bis sehr gut, und diese ist sogar super.
2019 haben J Mascis, Lou Barlow und Murph an dem Album zu arbeiten begonnen, Kurt Vile produzierte, was man indes nicht hört, und im Lockdown 2020 haben sie die Aufnahmen fertiggestellt. Auf den Promobildern trägt Mascis eine Jacke, die das Mode-Label Supreme für eine Sonderedition mit einem Covermotiv der britischen Band My Bloody Valentine versehen hat. Man meint der neuen Platte den Flirt mit der Süße im Krach, um die es My Bloody Valentine ja immer ging, anzuhören. Man nehme nur den lieblichen Background-Gesang in „I Ain’t“oder die Sehnsucht in „To Be Waiting“. Oder das folkige „Garden“, das aus der Feder von Lou Barlow stammt, der die Ruhe-Etappen
So süß kann Lärm klingen
zwischen den verschiedenen Dinosaur Jr.-Inkarnationen stilvoll bei der Band Sebadoh verbrachte. Seit dem Jahr 1984 gibt es Dinosaur Jr. nun schon, und sie haben es hinbekommen, dass neue Veröffentlichungen nicht wie Nachrichten aus einer vergangenen
Zeit klingen, sondern erhaben sind über vorübergehende Moden und deshalb geradezu klassisch anmuten. Das fünfte Album nach der Wiedervereinigung summt jedenfalls ganz wunderbar; das ist eine Klangkulisse, in der man sich geborgen fühlt.
Philipp Holstein